Überleben um ein Jahr verlängert – Signifikanz bleibt aber aus

Kathrin von Kieseritzky

Die Studie zur Behandlung des Midgut-NET brachte zumindest klinisch relevante Ergebnisse hervor. Die Studie zur Behandlung des Midgut-NET brachte zumindest klinisch relevante Ergebnisse hervor. © iStock/sefa ozel

Die PFS-Daten zur Kombination aus 177Lu-Dotatate und langwirksamem Ocreotid für die Therapie von Midgut-NET sah vielversprechend aus. Nun wurden die Zahlen zum Gesamtüberleben veröffentlicht: Der Vorsprung im Prüfarm ist deutlich. Die Statistik enttäuscht trotzdem.

Die Standardtherapie für Patienten mit fortgeschrittenem neuroendokrinem Tumor des Mitteldarms, sogenanntem Midgut-NET, besteht aus Somatostatinanaloga. Abgesehen davon sind kaum systemische Optionen verfügbar. In der prospektiven, randomisierten open label Phase-3-Studie NETTER-1 wird zudem eine Kombination aus 177Lu-Dotatate und lang wirksamen Octreotid geprüft. Die Analyse zum primären Endpunkt ergab, dass die Betroffenen mit einem verbesserten progressionsfreien Überleben von der Behandlung profitieren (HR 0,21; 95%-KI 0,13–0,33; p < 0,001). Nun veröffentlichte die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. ­Jonathan R. Strosberg, Moffitt Cancer Center, Tampa, die Langzeitergebnisse zum Gesamt­überleben.

Fünf Jahre nach Abschluss der Randomisierung waren 142 Patienten verstorben: 73 Teilnehmer (62 %) der 177Lu-Dotatate-Gruppe und 69 (61 %) der Kontrolle. Häufigste Todesursache war in beiden Gruppen die Tumorprogression. 

So sah die Studie aus

Die Studie wurde an 41 Kliniken in acht Ländern Europas und den USA mit insgesamt 231 Patienten ab 18 Jahren durchgeführt. Bei allen Teilnehmern war ein fortgeschrittener inoperabler, gut differenzierter Somatostatinrezeptor-positiver Midgut-NET mit einem Ki67-Index ≤ 20 % diagnostiziert worden. Sie erhielten
  • eine Kombination aus 177Lu-Dotatate (7,4 GBq i.v.; 200 mCi) alle acht Wochen über vier Zyklen und lang wirksamem Octreotid (30 mg i.m.) oder
  • hochdosiertes, lang wirksames Octreotid allein (60 mg alle vier Wochen).

Keine neuen Fälle von MDS oder AML

Nach einem medianen Follow-up von 76,3 Monaten bzw. 76,5 Monaten (Prüf- bzw. Kontrollarm) betrug das mediane Gesamtüberleben 48,0 Monate vs. 36,3 Monate (HR 0,84; 95%-KI 0,60–1,17; two-sided p = 0,30). Der sekundäre Studienendpunkt wurde damit trotz numerischer Vorteile für die Kombinationstherapie verfehlt. Dies galt für alle untersuchten Subgruppen. Während der gesamten Studienzeit erlitten sieben Patienten (6 %) unter 177Lu-Dotatate therapiebedingte Nebenwirkungen von mindestens Grad 3. Zwei Patienten dieser Gruppe entwickelten ein mye­lodysplastisches Syndrom, einer von ihnen starb 33 Monate nach der Randomisierung. Neue Fälle von MDS oder AML traten nach dem Sicherheitsdaten-Cut-Off nicht mehr auf. Zwar konnte das mediane Gesamt­überleben durch die Kombination von 177Lu-Dotatate und lang wirksamem Octreotid im Vergleich zu hochdosiertem, lang wirksamem Octreotid allein nicht signifikant verbessert werden. Dennoch stufen die Studienautoren die numerische Verbesserung um 11,7 Monate zuguns­ten der Kombination bei gleichzeitig geringer Hämato- und Nephrotoxizität als klinisch bedeutsam ein. Ein Grund für das Verfehlen von Signifikanz könne darin bestehen, dass 36 % der Kontrollpatienten beim Progress eine nachfolgende Peptidrezeptor-Radionuklidtherapie (PRRT) erhalten hatten, vorrangig mit 177Lu-Dotatate. Bei den meisten Betroffenen wurde diese Behandlung schon früh während des Langzeit-Follow-up angewendet – in 23 % der Fälle innerhalb von 24 Monaten nach Randomisierung. Hier handele es sich vermutlich um einen Confounder, schließen die Studienautoren.

Quelle: Strosberg JR et al. Lancet Oncol. 2021; 22: 1752-1763; DOI: 10.1016/S1470-2045(21)00572-6

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Die Studie zur Behandlung des Midgut-NET brachte zumindest klinisch relevante Ergebnisse hervor. Die Studie zur Behandlung des Midgut-NET brachte zumindest klinisch relevante Ergebnisse hervor. © iStock/sefa ozel