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Therapie metastasierter neuroendokriner Tumoren – ein Überblick

Die WHO-Klassifikation für neuroendokrine Tumoren des Pankreas von 2017 wurde in diesem Jahr auch für die Gesamtgruppe dieser Tumoren übernommen (s. Kasten). Wie Privatdozentin Dr. Anja Rinke vom NET-Zentrum des Universitätsklinikums Marburg erklärte, hängt die Therapie der metastasierten neuroendokrinen Tumoren (mNET) dabei von mehreren Faktoren ab:
- dem Ki67-Status,
- der Lokalisation und
- der Dynamik.
WHO-Klassifikation 2019: gastroenteropankreatische neuroendokrine Neoplasien
- G1: Ki67 < 3 %
- G2: Ki67 3–20 %
- G3: Ki67 > 20 %
- definitionsgemäß immer G3
- großzellig oder kleinzellig
Somatostatinanaloga
Die Referentin betonte, dass die Somatostatinanaloga Octreotid-LAR und Lanreotid als Erstlinientherapie bei Patienten mit metastasierten bzw. nicht-resektablen NET des Magens, Duodenums, Kolons oder Rektums eingesetzt werden können. Die Tumoren sollten somatostatinrezeptorpositiv und gut differenziert sein. Zudem sind ein Ki67 < 10 % und eine niedrige oder mittlere Tumorlast wichtig. Für Lanreotid-Autogel wurde in der CLARINET-Studie auch bei pankreatischen NET (Ki67 < 10 %) eine Wirksamkeit belegt, was zur Zulassung bei diesen Patienten geführt hat, so Dr. Rinke.Chemotherapie
Bei hoher Tumorlast, signifikantem Tumorprogress oder G2-NET mit Ki67 > 10 % wird bei pankreatischen NET in der Erstlinie eine Chemotherapie empfohlen, erläuterte die Expertin weiter. Standardtherapie seit den 1980er-Jahren ist hier die Kombination von Streptozotocin und 5-Fluorouracil. Diese erhielt 2018 auch die entsprechende Zulassung. Zudem wurde für die Kombination Capecitabin/ Temozolomid in retrospektiven Serien eine Verlängerung des progressionsfreien Intervalls gezeigt. Die Therapie ist aber für diese Indikation bisher nicht zugelassen, berichtete die Gastroenterologin. Bei NET G1/G2 des Dünndarms werde ausdrücklich keine Chemotherapie empfohlen.Sunitinib und Everolimus
Weitere Therapieoptionen bei pankreatischen mNET sind der Tyrosinkinase-Inhibitor Sunitinib und der mTOR-Inhibitor Everolimus. In der Leitlinie von 2018 wird empfohlen, beide Substanzen nicht in der Erstlinie, sondern in der zweiten oder dritten Linie nach Somatostatinanalogon und/oder Chemotherapie anzuwenden. Dr. Rinke wies darauf hin, dass Sunitinib bei extrapankreatischen NET nur im Rahmen von klinischen Studien verordnet werden sollte. Bei progredienten neuroendokrinen Tumoren von Jejunum und Ileum könne Everolimus nach Somatostatinanalogon und peptidrezeptorvermittelter Radionuklidtherapie (PRRT) gegeben werden.Peptidrezeptorvermittelte Radionuklidtherapie
Die PRRT mit 177Lu-DOTA-TATE ist eine therapeutische Alternative bei Patienten mit somatostatinrezeptorpositiven NET, bei denen die suffiziente Radionuklidaufnahme in den bekannten Tumormanifestationen mittels nuklearmedizinischer Bildgebung gezeigt wurde, erklärte die Referentin. Für das neu definierte Tumorstadium NET G3 steht bisher eigentlich gar keine Standardtherapie zur Verfügung, gab Dr. Rinke schließlich zu bedenken. Insbesondere können keine Chemotherapiekombinationen als Standard empfohlen werden. Bei ausreichendem Rezeptorbesatz könnte aber die PRRT eine mögliche Option sein.Quelle: AIO-Herbstkongress 2019
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