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Ultrafrühe Diagnose der diabetischen Nephropathie
Nach wie vor wird die diabetische Nephropathie bei vielen Patienten erst erkannt, wenn die glomeruläre Filtrationsrate beträchtlich nachgelassen hat, d.h. etwa 20 Jahre nach der Manifestation erster renaler Veränderungen, kritisierte Professor Dr. Hermann Haller von der Medizinischen Hochschule Hannover.
Anhand der Mikroalbuminurie könnte man die Erkrankung 10 bis 15 Jahre früher erfassen und entsprechende therapeutische Weichen stellen. Der Nephrologe plädiert deshalb dafür, bei allen Patienten mit Diabetes oder Hypertonie den Urin einmal im Jahr auf Mikroalbumin zu testen. Bei einem positiven Resultat sollte die Analyse zweimal wiederholt werden, weil zahlreiche Faktoren vom Fieber bis zum Jogging das Ergebnis verfälschen können.
Zu berücksichtigen ist zudem: Das Auftreten von Albumin-Spuren im Urin markiert nicht den Beginn der Nierenerkrankung. Vermutlich ist die glomeruläre Basalmembran schon vorher gestört, doch das austretende Albumin wird zunächst noch im Tubulus rückresorbiert und erscheint deshalb nicht im Urin.
Neue Marker der diabetischen Nephropathie
Die Mikroalbuminurie ist „ein Spiegel der Gefäßsituation“, betonte Prof. Haller. Ähnliche Permeabilitätsstörungen wie im Glomerulum finden sich auch am Augenhintergrund, im Gehirn und an den Arterien (Intimaödem). Deshalb sollte man bei betroffenen Patienten auch nach einer Retinopathie, pAVK und KHK fahnden und ggf. auf eine sorgfältige Einstellung der Hypertonie achten.
Könnte man die diabetische Nephropathie eventuell noch früher erfassen? Professor Dr. Dr. Harald Mischak von der Firma mosaiques diagnostics in Hannover setzt große Hoffnungen auf die sogenannte Proteom-Analyse: In einer einzigen Urinprobe kann man mittels Kapillarelektrophorese bis zu 10 000 Proteine und Peptide trennen und anschließend durch Massenspektrometrie identifizieren. Dabei ergibt sich ein charakteristisches Muster, das sich anhand großer Proteom-Datenbanken einer bestimmten Nierenerkrankung zuordnen lässt.
Die Urin-Proteom-Analyse zeichnet quasi als „Flüssigbiopsie“ ein aktuelles Bild vom Zustand der Niere und des kardiovaskulären Systems – dementsprechend erlaubt sie neben der Früherkennung der Nephropathie auch Rückschlüsse auf einen drohenden Myokardinfarkt, berichtete Prof. Mischak. Außerdem liefert die Eiweiß-Analyse neue Erkenntnisse zur Pathophysiologie – z.B. dass eine vermehrte Apoptose und die Hemmung des Kollagenabbaus bei der diabetischen Nephropathie eine wichtige Rolle spielen.
Urinprobe zum Schutz vor Mikroorganismen einfrieren
Bisher wird die Proteom-Analyse vor allem in Studien angewandt, ein breiterer Einsatz wäre technisch durchaus möglich, so Prof. Mischak. Die getesteten Marker sind per se sehr stabil – doch Mikroorganismen im Urin können die Proteine angreifen. Deshalb sollte man die Urinprobe entweder einfrieren oder umgehend analysieren lassen.
Quelle: 120. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
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