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Ungewöhnliche Pneumonie: Kontakt zu Schafen und Ziegen?
Seit circa einem Monat litt der Bauer an Husten mit nur leichtem Auswurf, begleitet von immer wieder auftretendem Schüttelfrost und Fieber. Erst als er schon bei kleinster Anstrengung Dyspnoe verspürte, stellte er sich beim Hausarzt vor, der ihn mit Verdacht auf Pneumonie notfallmäßig in das Kantonsspital Glarus in der Schweiz einwies.
Dort stellten die Kollegen eine bilaterale Pneumonie mit unzureichender Sauerstoffsättigung (SaO2 78 %) fest. Zusätzlich zeigte sich ein erhöhtes CRP (222 mg/l) bei Lymphozytopenie, normaler Leukozyten- und erhöhter Thrombozytenzahl sowie leicht erhöhten Transaminasen.
Der Erreger wird über die Atemluft aufgenommen
Nach Abnahme von Blutkulturen und Sputum erhielt der Patient Sauerstoff und wurde mit Ceftriaxon i.v. und Clarithromycin p.o. behandelt. Die Antibiotika schlugen aber auch nach zwei Wochen nicht an und die Kulturen waren negativ für herkömmliche bakterielle Erreger.
Bei genauerer Nachfrage gab der Patient an, seit eineinhalb Monaten die zwölf Schafe seines Neffen zu betreuen. Dies lenkte den Verdacht auf Q-Fieber. Die Serologie auf
Coxiella burnetii war dann auch positiv und die Antibiose wurde auf Doxycyclin umgestellt, was zu einer raschen Besserung der Symptomatik
führte.
Schwachpunkt Herz: Endokarditis droht
Das ubiquitär vorkommende Q-Fieber kann durch Urin, Faeces, Milch und Plazenta von infizierten Schafen, Ziegen und anderem Vieh auf den Menschen übertragen werden. Die Tiere selbst bleiben dabei fast immer asymptomatisch. Meist sind Bauern, Tierärzte und Metzger betroffen. Es kann zu einer selbstlimitierenden febrilen Erkrankung mit starken Kopfschmerzen und Myalgien kommen (2 bis 4 Tage andauernd) und zu verschiedenen Organmanifestationen wie Pneumonie, Endokarditis, Hepatitis, Osteomyelitis, neurologischen Manifestationen oder Post-Q-Fieber-Fatigue-Syndrom.
Die Q-Fieber-Pneumonie tritt in drei Formen auf: atypische Pneumonie (mit nicht produktivem Husten), rasch progressive Pneumonie und – wahrscheinlich am häufigsten – Pneumonie als Zufallsbefund bei febriler Erkrankung. Die Diagnose wird serologisch gesichert.
Endokarditis: Doxycyclin und Hydroxychloroquin
Mittel der Wahl bei Q-Fieber-Pneumonie ist Doxycyclin. Eine besondere Gefahr gilt für Patienten mit (unbekannten) Klappenvitien, da hier eine Endokarditis droht. Manche Kollegen empfehlen aus diesem Grund eine Echokardiographie. Wird man dabei fündig, sollten die Patienten bei engmaschigen Kontrollen über ein Jahr lang mit Hydroxychloroquin und Doxycyclin behandelt werden.
Quelle: Raphael Micheroli et al., Schweiz Med Forum 2014; 14: 581-582
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