
Ungleichheit in der Hautmedizin

Ein überproportionaler Teil der Menschen weltweit, die an einer Hidradenitis suppurativa (HS) leiden, gehört zu der Gruppe der People of Color (POC). So liegt die Prävalenz der HS unter Afroamerikanern etwa zwei- bis dreifach höher als unter hellhäutigen Menschen. Ein Team um Kaley Prieto von der Wake Forest University School of Medicine in Winston-Salem ging aktuell der Frage nach, was inzwischen bezüglich der ethnischen Unterschiede bei Patientinnen und Patienten mit HS bekannt ist.
Hinsichtlich der Begleiterkrankungen zeigte sich, dass wenn Menschen eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) haben, bei den afroamerikanischen Menschen häufiger gleichzeitig eine HS auftritt im Vergleich zur alleinigen CED (46 % vs. 10 %). Die Häufigkeit der HS-Komorbidität bei afroamerikanischen Menschen mit CED deutet darauf hin, dass genetische Faktoren beteiligt sein könnten, vermutet das Autorenteam. In klinischer Hinsicht könnte dieses erhöhte Risiko individuelle Diagnose- und Behandlungsansätze rechtfertigen, gibt das Autorenteam zu bedenken.
In einer weiteren Studie handelte es sich bei fast zwei Dritteln (60,6 %) der Teilnehmenden mit komorbider Anämie um Menschen afroamerikanischer Abstammung. Die Wahrscheinlichkeit, dass es neben der HS zu einer Anämie kommt, war 3,5-mal höher als die anderer ethnischer Gruppen.
Darüber hinaus betrafen 40,7 % der Fälle von HS in der Schwangerschaft Afroamerikanerinnen. Das ist deutlich mehr als bei hispanischen (12,8 %) und ähnlich viel wie bei kaukasischen (41,1 %) Frauen. Insgesamt hatten Patientinnen mit HS ein erhöhtes Risiko für eine Präeklampsie (Odds Ratio, OR, 1,36), einen Kaiserschnitt (OR 1,78) und angeborene Anomalien bei ihrem Nachwuchs (OR 2,00).
Bei den Ambulanzbesuchen schien die hispanische Gruppe mit 7,2 Besuchen vor der afroamerikanischen (5,2) und kaukasischen Gruppe mit 4,7 zu liegen. Dabei trugen Afroamerikanerinnern und Afroamerikaner mit HS ein fast dreimal höheres Risiko, wegen ihrer Erkrankung in die Notaufnahme zu müssen, als kaukasische Menschen, die Wahrscheinlichkeit für einen Krankenhausaufenthalt lag 2,3-mal höher.
Ein Grund dafür könnte sein, dass bei People of Color im Mittel eine höhere Krankheitsschwere vorliegt: bei afroamerikanischer Ethnie war eine schwere HS (Hurley-Stadium 3) 2,8-mal wahrscheinlicher als bei kaukasischer Abstammung. Insgesamt lag der durchschnittliche Hurley-Score bei den Menschen, die sich der jeweiligen ethnischen Gruppe zugehörig fühlten, bei:
- hispanisch: Hurley 2,3,
- afroamerikanisch: Hurley 2,0
- kaukasisch: Hurley 1,9
Zudem hatten afroamerikanische Patientinnen und Patienten ein 1,6-mal höheres Risiko, dass die Erkrankung einen chirurgischen Eingriff erforderlich macht, im Vergleich zu kaukasischen.
Während die derzeitige Literatur deutlich mehr Informationen über Menschen afroamerikanischer Herkunft liefert in Bezug auf Komorbiditäten und Krankheitsprävalenz, sind POC aus anderen Ethnien weiterhin unterrepräsentiert, folgert die Autorengruppe. Für die Zukunft sei es wichtig, auf diese Gruppen auszuweiten: „Die Beseitigung dieser Ungleichheiten erfordert gezielte Maßnahmen, integrative klinische Forschungsinitiativen und eine Gesundheitspolitik, die auf die besonderen Bedürfnisse von Patienten mit Skin of Color zugeschnitten ist.“
Quelle: Prieto K et al. JEADV Clin Pract 2024; doi: 10.1002/jvc2.549
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).