Upadacitinib lindert Juckreiz und Blasenbildung

Dr. Anne Benckendorff

Lichen planus pemphigoides ist schwer zu behandeln – doch eine Off-Label-Therapie mit Upadacitinib brachte einer Patientin schnelle Linderung. Lichen planus pemphigoides ist schwer zu behandeln – doch eine Off-Label-Therapie mit Upadacitinib brachte einer Patientin schnelle Linderung. © designer_things - stock.adobe.com

Lichen planus pemphigoides ist schwer zu behandeln – doch eine Off-Label-Therapie mit Upadacitinib brachte einer Patientin schnelle Linderung. Innerhalb weniger Tage reduzierte sich der Juckreiz drastisch, die Blasenbildung verschwand. Die Ergebnisse legen nahe, dass JAK-Inhibitoren einen krankheitsmodifizierenden Effekt haben könnten.

Die für die Behandlung des Lichen planus pemphigoides eingesetzten Immunsuppressiva wirken bei Weitem nicht immer zufriedenstellend. Eine Leitlinie gibt es bisher nicht. Ein Ärzteteam aus der Schweiz hat eine schwer betroffene Patientin mit dem JAK1-Inhibitor Upadacitinib behandelt – mit Erfolg.

Nach aktuellem Verständnis beinhaltet die Pathogenese des Lichen planus pemphigoides eine Kombination aus einer T-Zell-gesteuerten Immunreaktion gegen Strukturproteine der dermoepidermalen Verbindung und einer Bildung von Autoantikörpern gegen das Protein BP180, das durch Zerstörung der Hemidesmosomen freigelegt wird. Wie in einem Fallbericht darlegt wird, wirken Januskinaseinhibitoren auf beide immunopathologischen Prozesse.

Ausschlag hatte an den Beinen begonnen

Zum Zeitpunkt der Vorstellung litt eine 56-jährige Patientin seit rund vier Monaten an einem erythematösen Ausschlag mit starkem Juckreiz. Begonnen hatten dieser an den Beinen, von wo er sich auf Rumpf und Arme ausbreitete. Später kamen auch Blasen hinzu. Die Diagnose Lichen planus pemphigoides stellte das behandelte Ärzteteam neben der typischen Klinik anhand der folgenden Indizien:

  • lichenoide Dermatitis und subepidermale Blasenbildung in der histologischen Untersuchung
  • IgG- und C3-Ablagerungen entlang der dermoepidermalen Grenze in der direkten Immunfluoreszenzuntersuchung
  • Nachweise von zirkulierenden BP180-Autoantikörpern im Serum

Der Leidensdruck der Patientin war hoch, wie ein DLQI von 16 und der Juckreizwert von 9 auf der zehnstufigen NRS zeigten. Die topische Therapie mit Clobetasolpropionat-Salbe (1x tägl.) führte nicht zu einer ausreichenden Besserung. Steroide waren aufgund der Angst der Patientin den Medikamenten gegenüber keine Option, schreibt das Ärzteteam. Aufgund der ähnlichen Pathophysiologie zum bullösen Pemphigoid, wagten sie daher einen Heilversuch mit dem JAK1-Inhibitor Upadacitinib.

Juckreizwert sinkt auf der NRS von 9 auf 1

Nach Start der Off-Label-Behandlung mit Upadacitinib (15 mg/d) ging der Juckreiz innerhalb weniger Tage auf einen Wert von 1 zurück. Wie LouiseGueissaz und das Team berichten, waren die Hautläsionen nach einem Monat praktisch abgeheilt, so dass die Therapie mit Upadacitinib beendet werden konnte.

Nach weiteren zwei Monaten war zwar der Juckreiz noch immer minimal vorhanden, neue Hautläsionen traten jedoch nicht auf. Fünf Monate nach Therapieende nahm der Juckreiz wieder leicht zu (NRS 3–4), und an den Beinen traten erneut einige Exkoriationen auf. Daraufhin wurde topisch mit Clobetasol (2 x pro Woche) behandelt. Der BP180-Antikörpertiter sank kontinuierlich von 101 IU/ml bei Erstdiagnose auf 13 UI/ml (Norm < 20) fünf Monate nach der Behandlung.

Wie das Autorenteam folgert, könnte eine frühzeitige Intervention mit JAK-Inhibitoren bei Autoimmunerkrankungen der Haut den Krankheitsverlauf modifizieren. Dadurch würden sich neue therapeutische Wege eröffnen.

Quelle: Gueissaz L et al. JEADV Clinical Practice 2024; doi: 10.1002/jvc2.603

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