Urlaub in den Tropen – trotz Hämophilie

Maria Weiß, Foto: vicelord6 - Fotolia

Früher waren längere Reisen für „Bluter“ undenkbar – heute sind sie für Patienten mit Hämophilie oder von-Willebrand-Syndrom selbstverständlich.

Auch Menschen mit Hämophilie hält es nicht zu Hause: Laut einer Umfrage gehen fast 98 % generell auf Reisen, davon etwa zwei Drittel mehrmals pro Jahr. 37 % lassen sich durch ihre Erkrankung auch nicht von Fernreisen abhalten.

Hämophilie: Vor der Reise informieren

Ganz unproblematisch ist das Ganze aber nicht: Immerhin hatten 44 % der über 500 Befragten schon mindestens eine Blutung während ihres Urlaubs und 42 % von ihnen benötigten medizinische Hilfe. 14 % der Befragten mussten eine Reise auch schon einmal wegen Blutungskompli- kationen abbrechen, und 3 % behielten bleibende Schäden zurück, berichtete Professor Dr. Jürgen Ringwald von der Hämostaseologischen Abteilung im Universitätsklinikum Erlangen.

Subkutan impfen!


Insbesondere Impfungen gegen Hepatitis A / B kommen bei entsprechenden Reisezielen in Betracht. Die meisten für die intramuskuläre Applikation vorgesehenen Impfstoffe können auch subkutan gegeben werden, was das Blutungsrisiko reduziert. Lässt sich eine i.m.-Impfung nicht vermeiden (z.B. gegen Tollwut), können vorher gegebenenfalls Gerinnungsfaktoren substituiert werden.


Bei der Beurteilung der Reisetauglichkeit stehen drei Aspekte im Vordergrund: Die individuelle klinische Symptomatik und Blutungsneigung, die Gegebenheiten im gewählten Reiseland und die Art der durchgeführten Therapie.


Wenn Patienten bereits im Alltag eine erhebliche (auch spontane) Blutungsneigung aufweisen, sollte man ihnen von Reisen in Gebiete mit schlechter medizinischer Versorgung und eingeschränkter Verfügbarkeit sicherer Blutprodukte eher abraten. Über die Homepage der Deutsche Hämophiliegesellschaft bzw. World Federation of Hemophilia kann man erfahren, ob es an dem geplanten Reiseziel Behandlungs- bzw. Hämophiliezentren gibt.

Blutprodukte in vielen Ländern HIV-gefährlich

Bei der Therapie gilt: Je selbstständiger die Patienten damit umgehen (z.B. Selbstapplikation von Gerinnungsfaktor-Präparaten bei Bedarf), um so eher können auch kritische Regionen bereist werden. Was müssen die Patienten wissen? In vielen Ländern besteht bei notwendigen Bluttransfusionen oder Gabe von Blutprodukten ein erhöhtes Übertragungsrisiko für HIV oder Hepatitis B und C.


Außerdem sollten Betroffene darauf hingewiesen werden, dass einige Tropenerkrankungen wie Malaria und Denguefieber mit Thrombozytopenien einhergehen und das Blutungsrisiko dadurch steigen kann. Wichtig zudem: In warmen Regionen können Verletzungen zu deutlich stärkeren Blutungen führen.

Gerinnungsfaktoren in ausreichender Dosis mitnehmen

Bei Patienten mit mittelschwerer oder schwerer Hämophilie gehören ausreichend Gerinnungsfaktor-Präparate (GF-) in die Reiseapotheke: Etwa 30 bis 50 % mehr, als zu Hause im ungünstigsten Fall gebraucht werden. Außerdem werden die Beipackzettel der Arzneimittel, mindestens eine Originalpackung, entsprechende Zollbescheinigungen, ferner Injektionsbestecke, Desinfektionsmittel und Stauschlauch benötigt.


Für zusätzlich erforderliche Gerinnungsfaktoren müssen die Patienten im Reiseland die Kosten oft zuerst vorlegen (ausreichend Bargeld mitnehmen). Es empfiehlt sich, eine etwaige Kostenübernahme vor Reisebeginn mit der zuständigen Krankenkasse zu klären. Auch eine Reiserückholversicherung sollte abgeschlossen werden.

Selbstbehandlung mit Desmopressin möglich?

Nach entsprechender Schulung und nachgewiesener Wirksamkeit kann man Patienten mit milden Erkrankungsformen auch Desmopressin oder Tranexamsäure zur initialen Selbstbehandlung von Verletzungen und Blutungen mitgeben. Eine Selbstbehandlung sollte aber maximal ein bis zwei Tage erfolgen. Reichlich Verbandsmaterial und auch Schmerzmittel (ohne Thrombozytenfunktionshemmung) gehören ebenso in die Reiseapotheke, betonte der Referent.


Quelle: 14. Forum Reisen und Gesundheit, Berlin, 2013

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