Vegane Ernährung gefährlich für Babys und Kinder!

Dr. Andrea Wülker

Veganer essen nichts, was vom Tier stammt. Bei einer solch eingeschränkten Lebensmittelauswahl drohen Nährstoffdefizite.

Die ersten Lebensjahre sind die Zeit des Wachstums und der Entwicklung, deshalb ist eine gute Nährstoff- und Energieversorgung ausgesprochen wichtig, heißt es in den Fachinformationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung „DGE-Info“.


Bei rein veganer Ernährung ist das nicht gewährleistet. Wird auf sämtliche Lebensmittel tierischen Ursprungs verzichtet, kann es zu einer Unterversorgung mit Energie, Protein, Eisen, Kalzium, Jod, Zink, Vitamin B2, B12 und D kommen und die Zufuhr an langkettigen Omega-3-Fettsäuren ist ebenfalls knapp.

Soja ist kein Ersatz für Kuhmilchprodukte bei veganer Ernährung

Ernähren sich stillende Frauen vegan bzw. makrobiotisch (s. Kasten) ohne Supplemente, drohen dem Kind schwere neurologische Störungen und Entwicklungsverzögerungen, weil es zu wenig Jod und Vitamin B12 bekommt. Bei stillenden Veganerinnen stellte man in einigen Fällen fest, dass der Gehalt an Energie, Protein, Fett und Laktose in der Muttermilch verringert war – mit klinischen Folgen, z.B. Wachstumsretardierung und Infektanfälligkeit für einige voll gestillte Säuglinge.


Muttermilch-Ersatznahrung auf Sojabasis ist kein Ersatz für Kuhmilchprodukte, warnt das DGE-Fachblatt. Mandel-, Reis- und Frischkornmilch sind ebenfalls nicht auf die Nährstoffbedürfnisse von Babys abgestimmt und daher völlig ungeeignet. Auch jenseits des Säuglingsalters kann es bei streng vegetarischer Ernährung in den ersten Lebensjahren zu einer unzureichenden Proteinzufuhr kommen. Dies gilt sogar, wenn verschiedene pflanzliche Proteinquellen kombiniert werden.


Eisenmangel gehört in den Industrienationen zu den häufigsten Defiziten bei Säuglingen und Kleinkindern. Neben der Gefahr von Anämien wird auch die psychomotorische Entwicklung beeinträchtigt. Im direkten Vergleich wiesen makrobiotisch ernährte Babys und Kleinkinder häufiger einen Eisenmangel auf als „omnivor“ ernährte.

Wegen Jodmangel droht Kretinismus

Die Kalziumzufuhr liegt meist deutlich unter der empfohlenen Menge, wenn auf Milch und Milchprodukte verzichtet wird. Deshalb sollten Veganer laut einer Empfehlung der „American Dietetic Association“ mit Kalzium angereicherte Lebensmittel oder Supplemente zu sich nehmen.


Jod ist bei veganer Kost ebenfalls Mangelware. Es gibt Fallbeschreibungen über Jodmangel und Hypothyreoidismus bei voll gestillten Kindern von Veganerinnen. Bei schwerem Jodmangel droht Kretinismus – u.a. mit mentaler Retardierung.

Schwangere: Vegane Ernährung ungeeignet!

Vitamin B12 findet sich fast nur in tierischen Lebensmitteln. Bei voll gestillten Kindern von Veganerinnen kann es durch Vitamin-B12-Mangel zu schweren, teilweise irreversiblen Störungen wie Hirnatrophie, Krampfanfällen und Retardierung kommen. Die „U.S. Dietary Reference Intakes“ raten deshalb, gestillte Babys von Veganerinnen mit Vitamin B12 zu supplementieren.

Vitamin D ist bei veganer Ernährung ebenfalls Mangelware, v.a. makrobiotisch ernährte Kinder entwickeln oft eine Rachitis. Auch bei veganer Kost drohen ohne Supplemente Rachitis und Hypokalzämie.


Je eingeschränkter die Lebensmittelauswahl, desto größer die Gefahr von Nährstoffdefiziten! Deshalb hält die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine rein pflanzliche Kost während Schwangerschaft, Stillzeit und im gesamten Kindesalter für ungeeignet.

Makrobiotiker besonders im Auge behalten

Bei manchen Formen veganer Ernährung ist die Auswahl „erlaubter“ Lebensmittel noch weiter eingeschränkt. Ein Beispiel sind die Makrobiotiker. Grundlage ihrer Ernährung ist Vollkorngetreide, außerdem essen sie frisches Gemüse, Hülsenfrüchte, Samen, Nüsse und ein wenig Obst. Auch Algen- und fermentierte Sojaprodukte sind erlaubt.


Abgelehnt werden Fleisch, Milch(produkte), Nachtschattengewächse (Kartoffeln, Tomaten und Paprika), Konserven, Zucker, Kaffee und Alkohol. Auch Früchte und Gemüsesorten, die nicht aus der eigenen Lebensregion stammen oder bei deren Anbau Mineraldünger bzw. Pflanzenschutzmittel verwendet wurden, kommen nicht auf den Tisch. Die Auswahl an „makrobiotisch korrekten“ Nahrungsmitteln ist demnach gering.


DGE Info – Fachinformationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. 2011; 4: 48–53

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