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Vene in der Klemme

Das Nussknacker-Syndrom entsteht, wenn die linke Nierenvene von Aorta und Arteria mesenterica superior in die Zange genommen wird. Die Erkrankung ist selten, kann in jedem Alter auftreten und wird oft nicht erkannt – eine Gefahr für den Patienten. Denn ohne Therapie drohen schwere Komplikationen.
Zu den typischen Zeichen des Nussknacker-Syndroms zählen Varikozele, Proteinurie und Anämie. 80 % der Patienten leiden an einer Hämaturie. Ein gut entwickelter Kollateralkreislauf reduziert die Hypertension in der linken Nierenvene, weshalb manche Patienten keine renalen Symptome entwickeln. Varikozele und pelvine Stauung entstehen durch eine Beteiligung der linken V. testicularis bzw. ovarica, erklären die Autoren um Dr. Alaa Hamdan von der Tishreen University im syrischen Latakia. Infolge der Venenklemme ist mit Infertilität, Dyspareunie, Dysmenorrhö, orthostatischer Hypotension, Müdigkeit und Magenbeschwerden zu rechnen.
Die Diagnose wird anhand von Anamnese, körperlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren gestellt. Zur Verfügung stehen (Doppler-)Ultraschall, CT-Angiografie, MRT und Venografie. Die therapeutischen Optionen reichen von konservativen Maßnahmen bis zur Nephrektomie. Bei sehr schlanken Patienten führt eventuell schon eine Gewichtszunahme zur Spontanremission. Kompressionsstrümpfe können Flankenschmerz und pelvine Beschwerden lindern. Bei therapieresistenter Symptomatik, relevanter Hämaturie oder starken Schmerzen wird eine Stenteinlage empfohlen. Falls diese nicht zum Ziel führt, ist eine operative Sanierung indiziert.
Flankenschmerzen und Hämaturie seit zwei Monaten
Einen beispielhaften Fall stellen die Autoren vor: Der 23-jährige Mann suchte die Notaufnahme wegen persistierender linksseitiger Flankenschmerzen und einer intermittierenden Hämaturie auf. Die Beschwerden bestanden seit etwa zwei Monaten. Außerdem fiel eine Hypertonie mit Werten bis 220/110 mmHg auf und der Patient hatte bereits mehrere Koliken nach dem Heben schwerer Gewichte gehabt. Die Sonografie ergab keine pathologischen Veränderungen der Harnwege. Am linken Skrotum zeigte sich eine mittelgroße Varikozele. Laut Kontrastmittel-CT bestand eine Kompression der linken Nierenvene zwischen Aorta und A. mesenterica superior. Somit war das Nussknacker-Syndrom gesichert.
Da der Mann noch jung und ansonsten gesund war, entschieden sich die behandelnden Ärzte zunächst für eine konservative Therapie. Ihr Patient erhielt Rivaroxaban (10 mg/d), ein Antihypertensivum sowie bei Bedarf gegen die Schmerzen Ibuprofen und ein Spasmolytikum. Unter dieser Behandlung gingen die Attacken zurück und der Blutdruck normalisierte sich.
Quelle: Hamdan A et al. Ann Med Surg 2023; 85: 5056-5059; DOI: 10.1097/MS9.0000000000001182
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