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Nicht-sichtbare Hämaturie ist in der Regel kein Grund zur Sorge

Wie man mit der nicht-sichtbaren Hämaturie umgehen soll, ist umstritten. In vielen Fragen herrscht Uneinigkeit in der wissenschaftlichen Medizin, die Evidenz lässt zu wünschen übrig. Mit ihrer Handlungsempfehlung will die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) Praxen helfen, mit einem positiven Befund angemessen zu verfahren. Die Leitlinie gilt für Personen ab einem Alter von 19 Jahren.
Eine Woche nach positivem Ergebnis erneut testen
Die Zahl positiver Urin-Schnelltests ist hoch – häufig handelt es sich um Zufallsbefunde. Lassen sich progrediente Niereninsuffizienz, Proteinurie und Krankheiten der ableitenden Harnwege oder Genitalorgane ausschließen und wurde in der Vergangenheit noch keine Hämaturie beim Patienten diagnostiziert, sollte nach einem ersten positiven Befund ein zweiter Urin-Schnelltest erfolgen – am besten nach ca. einer Woche. Dabei gilt es, potenzielle Störfaktoren zu berücksichtigen (s. Kasten). Ist das Resultat negativ, empfiehlt die DEGAM einen letzten Test nach einer weiteren Woche.
Diese Faktoren begünstigen falsch positive Befunde
- Menstruation
- rektale Blutung
- Infekte
- abdominelles Trauma
- starke körperliche Anstrengung
- sexuelle Aktivität
- urologische Prozeduren
- Medikamente (z.B. ACE-Hemmer oder Lithium)
- Überweisung zur Urologie
- modifiziertes abwartendes Offenhalten mit jährlicher Erhebung des klinisch-anamnestischen Status des Patienten (inkl. Blutdruckmessung, Untersuchung auf Proteinurie, Schätzung der glomerulären Filtrationsrate), solange die Hämaturie persistiert
Das Risiko für einen malignen Verlauf wird erhöht durch
- höheres Alter
- männliches Geschlecht
- (ehemaliger) Nikotinkonsum
- Therapie mit Cyclophosphamid
- Blasenkrebs in der Familie
- beruflicher Kontakt mit aromatischen Aminen bzw. Anilin-Derivaten
- Aufenthalt in Gebieten mit hohem Bilharzioserisiko
Screening wäre nicht sinnvoll
In Deutschland liegt das zehnjährige Erkrankungsrisiko für Nieren- und Harnblasenkarzinome bei den unter 45-Jährigen unter 0,2 %. 75-jährige Frauen haben ein Risiko von 0,4 %, von gleich alten Männern erkranken 1,3 %. Ein Screening auf nicht-sichtbare Hämaturie wird aufgrund der negativen Schaden-Nutzen-Bilanz international nicht empfohlen.Quelle: DEGAM S1-Handlungsempfehlung „Nicht-sichtbare Hämaturie (NSH)“, AWMF-Register-Nr. 053-028, www.awmf.org
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