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Welche Untersuchungen bei betroffenen Kindern empfohlen werden
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Für eine Hämaturie im Kindesalter lässt sich oft keine klare Ursache finden und sie vergeht in vielen Fällen von selbst. Trotzdem sollte man mit wenigen Untersuchungen einige Auslöser ausschließen.
Anders als bei Erwachsenen findet man bei Kindern nur extrem selten eine maligne Ursache für eine Makrohämaturie (< 0,1 %). Das sichtbare Blut kann aus der Niere stammen (z. B. bei IgA-Nephropathie oder einer Autoimmunerkrankung) oder aus dem Urogenitaltrakt (posteriore Urethritis, Harnsteine, Balanitis, Harnwegsinfektionen etc.). Nur in sehr seltenen Fällen wird die Makrohämaturie bei solchen Erkrankungen aber das einzige Symptom sein, schreiben Alok Godste vom Great Children’s Hospital in Newcastle upon Tyne und Team. In 62 % der Fälle bestehen zusätzlich Symptome wie Dysurie, Unterleibsschmerzen oder andere Symptome einer Harnwegsinfektion.
Immunologische Erkrankung als potenzielle Ursache
Nachdem Verfärbungen durch Windelmaterial, Medikamente oder Nahrungsmittel ausgeschlossen wurden, wird die Hämaturie in einer sauberen Urinprobe bestätigt. Eine gründliche klinische Untersuchung kann bereits wegweisend sein. Um eine renale Ursache auszuschließen, sucht man nach Anzeichen für eine immunologische Erkrankung oder eine IgA-Nephropathie bzw. Glomerulonephritis. Für eine immunologische Erkrankung sprechen z. B. Lethargie, Schmetterlingserythem (bei Lupus erythematodes), roter Ausschlag an der Rückseite der Beine (z. B. bei IgA-Vaskulitis) oder auch Gelenkschwellungen, Husten und Ödeme.
Bei einem gleichzeitig bestehenden viralen Infekt der oberen Atemwege sollte in erster Linie an eine IgA-Nephropathie gedacht werden, liegt der Infekt mehrere Wochen zurück, an eine Glomerulonephritis nach Streptokokkeninfektion. Für eine renale Ursache sprechen ansonsten erhöhter Blutdruck, Proteinurie und das Fehlen von Symptomen wie Dysurie, verstärkter Harndrang und erhöhte Miktionsfrequenz.
Wichtige Laborparameter sind das Albumin-Kreatinin-Verhältnis (ACR), die GFR und eine Proteinurie im ersten Morgenurin sowie Elektrolyte. Bei einer eGFR < 90 % und einer erhöhten ACR sollten die Kinder einer Spezialistin bzw. einem Spezialisten vorgestellt werden. Bei wiederholten Episoden einer Makrohämaturie muss – v. a. in Zusammenhang mit anderen medizinisch unerklärten Symptomen oder Genitaltraumata – auch an Misshandlung oder Missbrauch gedacht werden. Chronische Nierenerkrankungen in der Familie und Taubheit können Hinweise auf genetische Erkrankungen sein.
Äußere Geschlechtsorgane in Augenschein nehmen
Für Blutungen im Bereich des Harntrakts sprechen ein kürzlich erfolgtes Trauma, Symptome eines Harnwegsinfektes und rezidivierende Harnwegsinfekte in der Anamnese. Hellrotes Blut stammt meist aus der Harnröhre. Bei Jungen sind Verletzungen der Vorhaut oder eine Balanitis auszuschließen, bei Mädchen Vulvitis und Vaginitis. Auch Verletzungen im Bereich des Perineums z. B. durch einen Fahrradsattel sollten ausgeschlossen werden.
Harnsteine können in frühen Stadien asymptomatisch sein oder nur mit unspezifischen Symptomen wie Erbrechen und allgemeinem Unwohlsein einhergehen. Zur Beurteilung von Nieren, Harnleitern und Blase sowie möglichen Steinen ist die Sonografie gut geeignet. Allerdings lassen sich nur 25–28 % der Uretersteine damit entdecken, sodass bei negativem Befund und Steinverdacht eine CT ratsam ist. Harnsteine sollten bei Kindern immer weiter abgeklärt werden.
Quelle: Godse A et al. BMJ 2024; 387: e072501; doi: 10.1136/bmj-2022-072501
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