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Der Urinstix kostet wenig, geht schnell und kann die Dialysepflicht abwenden
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Wegen Übelkeit und Abgeschlagenheit suchte die Patientin ihre Hausärztin auf. Bereits vor einem Jahr war ihr aufgefallen, dass ihr Urin immer wieder dunkel verfärbt war. Die Kollegin verschrieb ihr ein Antiemetikum. Als sich die Symptome drei Wochen später kaum gebessert hatten und die Frau immer schwächer wurde, führte man einen Harnstreifentest durch, berichten Sophie Zieschang von der Medizinischen Klinik III am Klinikum Darmstadt und Kollegen. Darin fand sich eine Makrohämaturie und es erfolgte eine Überweisung zum Urologen.
Dieser stellte ein Serumkreatinin von 4 mg/dl fest, das vor einem halben Jahr noch im Normbereich war. Vier Tage später lag es bei 6 mg/dl und der Facharzt wies die Frau mit Verdacht auf eine rapid progressive Glomerulonephritis in die Nephrologie ein. Dort berichtete die Frau über einen trockenen Husten sowie seit Jahren bestehenden borkigen Schnupfen. An der Diurese hatte sich nichts geändert, Schmerzmittel oder Protonenpumpenhemmer nahm sie nicht ein und in der Familie gab es keine Nierenerkrankungen.
Diagnose nekrotisierende Glomerulonephritis
Sonographisch zeigten sich vergrößerte Nieren ohne Harnstau, passend zu einem akuten Organversagen. Neben dem Kreatinin waren auch Harnstoff, Leukos und CRP massiv erhöht, zudem hatte die Patientin eine Anämie. Der Urinstreifentest ergab eine schwere Proteinurie und Hämaturie. In der Autoantikörperdiagnostik fanden sich für eine Granulomatose mit Polyangiitis (früher M. Wegener) typische antineutrophile zytoplasmatische Antikörper (ANCA).
Noch am selben Tag erhielt die Frau eine Hämodialyse sowie eine dreitägige hoch dosierte Prednisolontherapie i.v., woraufhin es ihr deutlich besser ging. Anschließend erfolgte die Überweisung in die Darmstäder Klinik. Hier führten die Nephrologen eine Nierenbiopsie durch. Das Ergebnis: Eine diffus extrakapillär proliferierende und nekrotisierende Glomerulonephritis mit akuter Tubulusepithelschädigung und interstitieller Entzündung.
Die 71-Jährige erhielt weiterhin Glukokortikoide in abnehmender Dosierung sowie einmal wöchentlich den Antikörper Rituximab über einen Monat und prophylaktisch Cotrimoxazol. Nach fünf Dialysen brauchte die Frau keine weitere.
Test beim Hausarzt ermöglicht frühzeitige Behandlung
Der kostengünstige und einfache Urinstreifentest kann bei Erkrankungen des Nierenparenchyms helfen, Risikopatienten zu identifizieren (s. Tabelle) und frühzeitig zu behandeln, betonen die Autoren.
Differenzialdiagnose der Makrohämaturie | ||
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Erkrankung | Eigenschaften | Proteinurie |
Harnwegstumor | meist schmerzlos | meist keine |
Konkremente | oft kolikartige Flankenschmerzen | |
Infekt | Urinstreifentest: Leukozyten +, oft Nitrit +, ggf. Protein + bei bakterieller interstitieller Nephritis | |
IgA-Nephropathie | infektassoziierte Episoden, immunkomplexassoziierte Vaskulitis, schwer einstellbare Hypertonie | möglich |
ANCA-assoziierte Vaskulitiden | Nierenfunktionsverschlechterung, Nachweis von ANCA | |
Alport-Syndrom | erbliche Fehlbildung des Typ-IV-Kollagens mit Störung der glomerulären Basalmembran |
Der beschriebenen Patientin jedenfalls hätte er ein Fortschreiten bis zur Nierenersatztherapie ersparen können, wäre er früher durchgeführt worden.
Quelle: Zieschang S et al. Hessisches Ärzteblatt 2018; 79: 464-466
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