Alternativen zur Prävention wiederkehrender Harnwegsinfekte

Dr. Alexandra Bischoff

Um ein erneutes Auftreten eines Harnweginfektes zu verhindern gibt es einige Behandlungsmöglichkeiten auch ohne Antibiotikum. Um ein erneutes Auftreten eines Harnweginfektes zu verhindern gibt es einige Behandlungsmöglichkeiten auch ohne Antibiotikum. © fotolia/blackday

Bisher gilt als Standardvorsorge bei rezidivierenden Harnwegsinfekten die Einnahme eines niedrig dosierten Antibiotikums. Alternativen gibt es zwar zu­hauf, aber nicht alle bringen etwas.

Von 1000 Frauen sind 30 mindestens einmal jährlich von einem Harnwegsinfekt betroffen. Bei etwa 44 % von ihnen treten die Episoden gehäuft auf (≥ 2/Halbjahr bzw. ≥ 3 /Jahr) und man spricht von rezidivierenden Harnwegsinfekten. Als Vorsorge empfiehlt die Leitlinie der European Association of Urology in solchen Fällen ein niedrig dosiertes Antibiotikum. Dieses sollte im Anschluss an die Akuttherapie über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten verabreicht werden. Vor dem Hintergrund steigender Antibiotikaresistenzen rücken allerdings alternative Präventivmethoden immer mehr in den Fokus der Wissenschaft.

Die meisten Studien sind von schlechter Qualität

Die Palette der Alternativpräparate ist groß – aber können Probiotika und Co. tatsächlich einen Rückfall verhindern? Dieser Frage gingen kürzlich Jonathan Barclay vom Newcastle upon Tyne Hospitals NHS Trust und seine Kollegen in einem Cochrane-Review nach. Insgesamt bemängeln die Urologen die aktuelle Studienlage.

Die Untersuchungen seien überwiegend von schlechter Qualität, was meist an den geringen Fallzahlen liegt, so die Autoren. Deshalb stufen sie auch nur folgende drei Vorsorgeoptionen als echte Alternative zur Standardvorsorge ein:

Methenamin-Hippurat

Methenamin-Hippurat wird in saurem Millieu zu Formaldehyd hydrolisiert und entwickelt so seine bakterizide Wirkung auf E. coli. Laut Studien reduzierte sich das Risiko für Rezidive. Ein weiterer positiver Aspekt ist das geringe Nebenwirkungsspektrum.

Topische Östrogene

In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass die lokale Applikation östrogenhaltiger Cremes bei Frauen in der Menopause einen positiven Effekt auf die Reinfektionsrate hatte. Direkt auf die Vaginalschleimhaut aufgetragen, wirkten sich die Hormone günstig auf die Schleimhautatrophie aus und förderten das Wachstum von Lactobazillen. Dies führte wiederum dazu, dass der Scheiden-pH-Wert abnahm, was den gramnegativen Bakterien Einhalt gebot.

Orale Immunstimulation

Orale Immuntherapien zur Unterstützung der körpereigenen Abwehr haben sich in einer Metaanalyse von 2009 ebenfalls bewährt. Zwei spätere Studien konnten dies jedoch nicht bestätigen. Leitlinien empfehlen dennoch die Gabe.

Checkliste für rezidivierende Harnwegsinfekte

  • Bestehen mögliche Risikofaktoren wie Diabetes, schlechtes Trinkverhalten, Östrogenmangel?
  • Bedarf es weiterer klinischer Untersuchungen?
  • Antibiose oder alternative Methoden – welche Vorsorge kommt für den Patienten in Betracht?

Bei anderen teilweise durchaus verbreiteten Alternativen hingegen er­gab sich kein präventiver Effekt bzw. der wissenschaftliche Nachweis gelang aufgrund der schwachen Datenlage nicht. Folgende drei Optionen können die Forscher deshalb nicht empfehlen:

Alkalisierung des Urins

Mit der Alkalisierung des Harns mittels Kaliumcitrat wollte man in Studien einen pH-Wert-Anstieg erreichen, der sich wiederum positiv auf die lästige Symptomatik der Dysurie auswirken sollte. Bisher ließ sich dieser Benefit jedoch wissenschaftlich nicht belegen. Infolge der Alkalisierung kam es allerdings zu gastrointestinalen Symptomen wie Nausea oder Blähungen und einer milden Diurese.

Probiotika

Probiotika – z.B. Lactobazillen– sollen als Schutzbarriere gegen Keime dienen und so eine aufsteigende Infektion verhindern. Zur prophylaktischen Wirkung von Probiotika bei rezidivierenden Harnwegsinfekten fanden die Autoren neun verschiedene Studien mit insgesamt 735 Patienten. In keiner von ihnen war jedoch das Probiotikum dem Placebo oder gar keiner Behandlung signifikant überlegen. Bei 23 Frauen traten Durchfälle, genitale Irritationen und vaginaler Ausfluss als Nebenwirkung auf.

Chinesische Kräuter

Ob Er Xian Tang, Bai Tou Weng Tang oder San Jin Wan – die chinesischen Heilkräuter scheinen allesamt mit dem präventiven Effekt einer Antibiose mithalten zu können. Da aber die Gesamtteilnehmerzahl von drei Studien gerade mal 282 Frauen betrug, war dies eindeutig zu wenig, um eine evidenzbasierte Aussage über das Potenzial dieser Methode treffen zu können.

Quelle: Barclay J et al. BMJ 2017; 359: j5193

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