Fünf Antibiotika, die beim Harnwegsinfekt noch greifen

Bei der unkomplizierten Zystitis besteht das wichtigste Therapieziel darin, das Abklingen der lästigen Symptome (Algurie, imperativer Harndrang, Pollakisurie etc.) zu beschleunigen. Dies gelingt mit einer Antibiotika-Therapie nachweislich schneller als mit Placebo, auch wenn die Spontanheilungsrate mit 30–50 % innerhalb einer Woche relativ hoch ist. Die Leitlinien-Autoren sind sich deshalb einig, dass der Patientin eine Antibiotikatherapie angeboten werden sollte. Bei leichten bis mittelgradigen Beschwerden kommt auch eine symptomatische Therapie mit Ibuprofen infrage.
Kurzzeittherapie mit Antibiotika anbieten
Mit NSAR wurden in einer aktuellen Studie 70 % der Patientinnen innerhalb einer Woche beschwerdefrei, mit Antibiotikum 80 %. Ein weiteres Argument für die antibakterielle Therapie: Wenn die Infektion auf die Harnblase beschränkt bleibt, entwickeln sich erfahrungsgemäß auch bei Rezidiven keine schweren Komplikationen.
Die antibiotische Behandlung der akuten unkomplizierten Zystitis sollte bei prämenopausalen Frauen möglichst als Kurzzeittherapie (1 bis 3 Tage) erfolgen. Die Wahl des Wirkstoffs richtet sich nach dem Risiko des Patienten, nach der Empfindlichkeit der Erreger, möglichen Nebenwirkungen und Kollateralschäden (z.B. Selektion von Resistenzen). Nach Ansicht der Urologen ist ein Antibiotikum nicht mehr für die Therapie der akuten unkomplizierten Zystitis geeignet, wenn die Empfindlichkeitsrate unter 80 % sinkt, empfohlen wird sogar ein Grenzwert von über 90 %.
Weit davon entfernt sind die Aminopeniclline Ampicillin und Amoxicillin mit Resistenzraten > 40 %. In Kombination mit dem Betalaktamase-Inhibitor Clavulansäure weist Amoxicillin allerdings noch Empfindlichkeitsraten knapp unter 90 %. Wegen fraglicher Wirksamkeit in der Kurzzeittherapie wird diese Kombination dennoch nicht mehr als 1. Wahl für die empirische Kurzzeittherapie empfohlen.
Kompliziert oder nicht?
Kaum Resistenzen gegen Fosfomycin und Mecillinam
Nitrofurantoin zeigt ebenfalls Empfindlichkeitsraten von über 90 % für E. coli, allerdings ist ein weiterer Erreger, Proteus mirabilis, intrinsisch resistent. Eine Fünftagestherapie mit retardiertem Nitrofurantoin ist ebenso effektiv wie eine Dreitagestherapie mit Cotrimoxazol. Die seltenen pulmonalen Nebenwirkungen (z.B. Lungenfibrose) treten in der Regel erst nach längerer Gabe (> 6 Monate) auf, so die Leitlinienautoren. Im dritten Trimenon der Schwangerschaft ist Nitrofurantoin wegen einer möglichen hämolytischen Anämie des Neugeborenen kontraindiziert. Schon seit den 1960er-Jahren verfügbar ist Nitroxolin. Dieses Antibiotikum erfasst neben den klassischen Erregern eines Harnwegsinfekts (HWI) auch Mycoplasma hominis, Ureaplasma urealyticum und Candida-Spezies. In einer Metaanalyse bei unkomplizierter Zystitis wurden Erfolgsraten über 90 % erzielt, außerdem zeigte sich Nitroxolin Cotrimoxazol und Norfloxacin nicht unterlegen.Zystitis zügig loswerden
- Fosfomycin: 1 x 3000 mg, 1 d
- Nitrofurantoin: 50 mg 4 x täglich, 7 d
- Nitrofurantoin (Retardform): 100 mg 2 x täglich, 5 d
- Nitroxolin: 250 mg 3 x täglich, 5 d
- Pivmecillinam: 400 mg 2–3 x täglich, 3 d
- Trimethoprim: 200 mg 2 x täglich, 3 d
Ältere Damen wie junge Frauen behandeln
Bei postmenopausalen Frauen mit unkomplizierter Zystitis entsprechen Auswahl und Dosierung der Antibiotika den bei jüngeren Frauen eingesetzten Regimen, heißt es in der Leitlinie. Die Kurzzeittherapie ist noch nicht so gut etabliert, Studien eröffnen jedoch auch hierfür Möglichkeiten. So erzielte die Einmaltherapie mit Fosfomycin-Trometamol bei postmenopausalen Frauen mit akuter Zystitis in 87 % der Fälle eine Erregerelimination und in 96 % eine klinische Wirksamkeit.Leitlinienprogramm DGU: Interdisziplinäre S3 Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patieten; AWMF Register-Nr. 043/044
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