
Verhaltenstherapie: Motivieren Sie Ihre Patienten
Die Verhaltenstherapie basiert auf den Grundannahmen, dass Verhalten erlernbar und auch wieder verlernbar ist und dass bestimmte Einstellungen hinterfragt und dann auch geändert werden können, so Professor Dr. Ulrike Ehlert vom Psychologischen Institut der Universität Zürich im „Schweizerischen Medizin-Forum“.
Erlerntes Fehlverhalten erkennen und ändern
Vielen Patienten ist das Ausmaß ihres gesundheitsschädigenden Verhaltens – z.B. zu wenig Bewegung, viel zu hohe Kalorienzufuhr – gar nicht bewusst. Vor einer Verhaltensänderung muss die betreffende Person aber verstanden haben, wie häufig (oder selten) sie das ungünstige (bzw. günstige) Verhalten an den Tag legt. Daher ist im ersten Schritt Selbstbeobachtung gefragt – aber immer nur im Hinblick auf eine einzige Verhaltensweise, z.B. körperliche Aktivität.
Schrittzähler und verschiedene Softwareapplikationen (Apps) fürs Smartphone erleichtern diese Aufgabe und dokumentieren objektiv das Ausmaß der täglichen Aktivität. Motivieren Sie Ihre Patientinnen also dazu, sich eine Zeit lang z.B. in puncto körperlicher Aktivität selbst zu beobachten und darüber Buch zu führen. Während einigen Patienten nicht bewusst ist, dass sie sich gesundheitsschädigend verhalten, fehlt anderen schlicht das notwendige Wissen, um an der Behandlung ihrer Erkrankung aktiv mitarbeiten zu können.
Selbstbeobachtung: Patienten Daten sammeln lassen
Deshalb sollten Sie ein patientengeeignetes Informationspaket zu der jeweiligen Erkrankung zusammenstellen (Infobroschüren, Hinweise auf entsprechende Webseiten etc.) und beim nächsten Termin über diese Informationen sprechen. So können Sie feststellen, was bei der Patientin tatsächlich „angekommen“ ist und Sie signalisieren gleichzeitig Interesse an ihrem Befinden. Gut informierte Patienten sind eher bereit, bei der Therapie mitzuziehen.
Nicht selten liegt es an einer beruflichen oder privaten Überforderung, die dann zu unspezifischen Symptomen wie Schlafstörungen, Kopf- und Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Problemen führt. Geben Sie der Patientin Zeit, ihre aktuelle Lebenssituation zu schildern und beschränken Sie sich nicht nur auf die körperlichen oder psychischen Symptome.
Gemeinsam Handlungsalternativen suchen
Häufig werden Sie feststellen, dass Patienten über ein ganzes Bündel an Problemen berichten, die sie nicht voneinander trennen können. Hier hilft die Technik des strukturierten Problemlösens:
- Problem genau definieren bzw. Teilprobleme benennen.
- (Teil-)Ziele formulieren, Lösungsmöglichkeiten sammeln und gemeinsam nach Realisierbarkeit und Konsequenzen bewerten.
- Eine konkret durchführbare Lösungsmöglichkeit auswählen und die praktische Umsetzung planen.
- Beim nächsten Arztbesuch besprechen, wie dieser Lösungsversuch funktioniert hat.
Bei der kognitiven Umstrukturierung geht es darum, durch gezielte Fragestellungen vom Patienten zu erfahren, aufgrund welcher Grundannahmen ein bestimmtes Problem überhaupt entstanden ist. Nicht selten neigen Patienten hinsichtlich ihrer Probleme zum Generalisieren oder sie haben überzogene Ansprüche an ihre eigene Leistungsfähigkeit.
Selbstbeobachtung – siehe oben – kann dem Patienten helfen, diese ungünstigen Denkmuster zu erkennen. Ziel der kognitiven Umstrukturierung ist es, durch geschicktes Erfragen von Einstellungen den Patienten dahin zu bringen, dass er selbst erkennt, wo seine problematischen Grundannahmen liegen und dass es auch andere Denkweisen gibt. Dies soll dem Patienten dabei helfen, ungünstige Einstellungen zu verändern, Änderungsprozesse in Gang zu setzen und neue Verhaltensweisen auszuprobieren.
Gute Menschliche Beziehung Voraussetzung
Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz verhaltenstherapeutischer Techniken ist eine gute therapeutische Beziehung, betont Prof. Ehlert. Nur wenn der Patient seinem Behandler vertraut, wird er sich darauf einlassen, seine Beschwerden unter einem anderen Blickwinkel zu betrachten und sich aktiv an der Therapie zu beteiligen.
Eine weitere Voraussetzung ist ausreichend Zeit, denn Patient und Behandler müssen bereit sein, längere Zeit in Gespräche zu investieren. Für beide Seiten kann die Anwendung verhaltenstherapeutischer Techniken eine persönliche Bereicherung darstellen.
Quelle: Ulrike Ehlert, Schweiz Med Forum 2014; 14: 796-798
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