Verschiedene systemische Induktionsregimen für Patient:innen auf dem Prüfstand

Dr. Judith Lorenz

Systemische Behandlung kann bei inoperablen Lebermetastasen die Voraussetzungen für eine kurative Therapie schaffen. Systemische Behandlung kann bei inoperablen Lebermetastasen die Voraussetzungen für eine kurative Therapie schaffen. © Sebastian Kaulitzki – stock.adobe.com

Bei isolierten inoperablen Lebermetastasen kolorektaler Karzinome besteht potenziell die Möglichkeit, durch eine systemische Behandlung die Voraussetzungen für eine kurative Lokaltherapie, beispielsweise mittels Resektion oder thermischer Ablation, zu schaffen. Forschende zeigen auf, welches Induktionsregime hierfür am besten geeignet ist.

Welche systemische Therapie kann Patient:innen mit initial nicht-resezierbaren Leberfiliae eines kolorektalen Karzinoms doch noch eine kurative und lokale Behandlung ermöglichen? Diese Frage wollten Kolleg:innen um Dr. Marinde Bond von der Universität Utrecht in der Phase-3-Studie CAIRO5 beantworten.1 Zwischen 2014 und 2022 beteiligten sich 46 Zentren in den Niederlanden und ein Zentrum in Belgien. 

Von insgesamt 530 Personen mit einem unbehandelten kolorektalen Karzinom mit isolierten inoperablen Lebermetastasen wiesen 294 einen Tumor mit einer RAS/BRAFV600E-Mutation und/oder einen rechtsseitigen Tumor auf. Gemäß Randomisierung erhielten 148 von ihnen (Gruppe 1) eine Induktionsbehandlung mit FOLFOX (Folinsäure, Fluorouracil, Oxaliplatin) oder FOLFIRI (Folinsäure, Fluorouracil, Irinotecan) plus Bevacizumab und die anderen 146 (Gruppe 2) FOLFOXIRI (Folinsäure, Fluorouracil, Oxaliplatin, Irinotecan) plus Bevacizumab. 236 weitere Personen hatten einen linksseitigen Tumor mit RAS/BRAFV600E-Wildtyp. Je 118 von ihnen bekamen die Induktion mit FOLFOX oder FOLFIRI plus Bevacizumab (Gruppe 3) bzw. mit FOLFOX oder FOLFIRI plus Panitumumab (Gruppe 4). Eine zusätzliche Chemotherapie war möglich, die nach der vollständigen Lokaltherapie als adjuvante Behandlung fortgesetzt werden konnte. Ein Expert:innengremium prüfte während der Studiendauer regelmäßig die Operabilität der Lebermetastasen.

Die mehrheitlich männlichen Erkrankten waren median 62 Jahre alt und wiesen im Median zwölf Leberfiliae auf. Nach einem medianen Follow-up von mehr als 60 Monaten unterschieden sich Gruppe 1 und 2 bezüglich des Gesamtüberlebens nicht signifikant (median 23,6 Monate vs. 24,1 Monate; stratifizierte HR 0,90; p = 0,44). Gleiches traf für den Vergleich der Gruppen 3 und 4 zu (median 39,9 Monate vs. 38,3 Monate; stratifizierte HR 0,95; p = 0,75). 

Vorherige Evidenzlage

Eine erste Datenanalyse hatte ergeben, dass bei einem Karzinom mit RAS/BRAFV600E-Mutation und/oder einem rechtsseitigen Tumor FOLFOXIRI plus Bevacizumab gegenüber FOLFOX/FOLFIRI plus Bevacizumab geringfügige, aber signifikante Vorteile hinsichtlich des PFS, des Ansprechens sowie der Lokaltherapierate (R0/R1-Resektion und/oder Ablation aller Leberfiliae) bot. Allerdings musste dafür eine höhere Toxizität in Kauf genommen werden. 
Bei linksseitigen RAS/BRAFV600E-Wildtyp-Tumoren bot die Kombination aus FOLFOX/FOLFIRI plus Panitumumab gegenüber der Kombination mit Bevacizumab keinen signifikanten PFS-Vorteil. Das zwar signifikant bessere Ansprechen schlug sich nicht in einer höheren Lokaltherapierate nieder, ging allerdings mit einem erhöhten Nebenwirkungsrisiko einher.

Überlebensprognose bei Lebermetastasen

Am längsten, nämlich im Median 64,3 Monate, überlebten Personen mit vollständiger Lokaltherapie, die innerhalb von sechs Monaten kein Frührezidiv erlitten hatten. Das zweitbeste OS hatten Teilnehmende mit Frührezidiv und Salvage-Lokaltherapie (58,9 Monate), gefolgt von Patient:innen mit Frührezidiv ohne Salvage-Lokaltherapie (30,5 Monate). Die schlechteste Überlebensprognose bestand bei inkompletter Resektion (28,7 Monate) sowie dauerhafter Inoperabilität (18,3 Monate). Berücksichtigten die Forschenden potenzielle Störvariablen ging eine adjuvante Chemotherapie mit einem signifikanten Vorteil bezüglich des OS, des rezidivfreien Überlebens sowie des Risikos für ein Frührezidiv ohne Salvage-Lokaltherapie einher.

Zusammenfassend halten die Studieninitiator:innen FOLFOX/FOLFIRI plus Bevacizumab für die optimale Induktionsstrategie bei isolierten inoperablen Lebermetastasen kolorektaler Karzinome – und zwar unabhängig von der Lage des Primärtumors und seinem RAS/BRAFV600E-Status. Im Falle einer vollständigen lokalen Behandlung und bei Frührezidiv und Salvage-Lokaltherapie empfehlen sie, eine adjuvante Chemotherapie zu erwägen. 

Dr. Dr. Jan Franko und Dr. Viet Le, MercyOne Medical Center in Des Moines, die die Studie kommentierten, heben hervor: Trotz der hohen hepatischen Metastasenlast konnten 260 Patient:innen der CAIRO5-Studie (49 %) onkologisch vollständig reseziert oder abladiert werden. Ihre gute Überlebensprognose führen die Kommentatoren auf die Multimodalität der Therapieansätze zurück: Die internistische und die chirurgische Onkologie ergänzen sich zum Wohl der Patient:innen. Eine wichtige Voraussetzung für den Behandlungserfolg ist ihrer Einschätzung nach die periodische Überprüfung der Metastasenoperabilität durch kompetente Chirurg:innen.

Quellen:
1. Bond MJG et al. JAMA Oncol 2024; DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.5174
2. Franko J, Le VH. JAMA Oncol 2024; DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.5073

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