Lebermetastasen schrumpfen

Lara Sommer

Patient:innen mit rechtsseitigem Tumor sollten bevorzugt die Kombinationstherapie erhalten. Patient:innen mit rechtsseitigem Tumor sollten bevorzugt die Kombinationstherapie erhalten. © SciePro – stock.adobe.com

Die CAIRO5-Ergebnisse belegen, wie man zunächst inoperable CRC-Metastasen in der Leber am besten bekämpft. Bei rechtsseitigen Tumoren erwies sich eine intensivere Chemotherapie als vorteilhaft. Gegen linksseitige Tumoren verglichen die Forschenden wiederum VEGF- und EGFR-Inhibition. 

Eine systemische Therapie kann Lebermetastasen verkleinern und somit ursprünglich unresektable Filiae einer lokalen Intervention zugänglich machen. An der CAIRO5-Studie nahmen 530 Patient:innen mit hepatisch metastasierten Kolonkarzinomen aus 47 Zentren teil.1 Die Wissenschaftler:innen um Dr. ­Marinde JG ­Bond, Julius Centre for Health Sciences and Primary Care, Utrecht, beschäftigten sich hinsichtlich der Induktionsbehandlung mit zwei Fragestellungen

  • Ist bei initial unresektablen Metastasen rechtsseitiger Tumoren FOLFOXIRI den Regimen FOLFOX/FOLFIRI überlegen?
  • Sollte man im Falle einer linksseitigen Herkunft Panitumumab oder Bevacizumab mit der Standardchemotherapie kombinieren? 

Personen mit rechtsseitigen Primärtumoren und/oder RAS/­BRAFV600E-Mutation erhielten zusätzlich zu Bevacizumab entweder FOLFOX/FOLFIRI oder ­FOLFOXIRI. Letztere Strategie ging mit einem signifikant besseren PFS einher (9,0 Monate vs. 10,6 Monate; HR 0,76; p = 0,032). Außerdem lag die Ansprechrate höher und die Metastasen konnten häufiger vollständig reseziert oder ablatiert werden (37 % vs. 51 %; p = 0,013). ­FOLFOXIRI war mit mehr Nebenwirkungen assoziiert, insbesondere Diarrhöe und nicht-febrile Neutropenie traten häufiger auf. 

Zwischen den Kohorten mit linksseitigen Tumoren, die Bevacizumab beziehungsweise Panitumumab erhielten, unterschied sich das PFS nicht signifikant (10,8 Monate vs. 10,4 Monate; HR 1,11; p = 0,46). Die Forschenden stoppten diesen Teil der Studie vorzeitig. Wer mit Panitumumab behandelt wurde, entwickelte häufiger Hautreaktionen und Diarrhöe, dagegen verursachte Bevacizumab öfter eine Hypertonie. Der EGFR-Inhibitor zog insgesamt mehr  unerwünschte Ereignisse vom Grad 3 oder höher nach sich (54 % vs. 69 %; p = 0,021).

Die Verantwortlichen schlussfolgern, dass Patient:innen mit rechtsseitigem Tumor sowie diejenigen mit einer Mutation in RAS oder BRAFV600E bevorzugt FOLFOXIRI-Bevacizumab als systemische Induktionstherapie erhalten sollten. Insbesondere die erhöhte Rate vollständiger lokaler Behandlungen schätzen die Expert:innen als klinisch relevant ein. Bei linksseitigem CRC ohne diese Mutationen hatte Panitumumab keinen PFS-Vorteil gegenüber Bevacizumab, verursachte aber mehr Toxizitäten. Eine rückblickend dokumentierte höhere Ansprechrate und -Tiefe mit dem EGFR-Antikörper ging nicht mit einer besseren Konversionsrate der Läsionen einher. Allerdings mahnen Dr. Bond und Kolleg:innen auch, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, bevor Daten zum Gesamtüberleben reif sind. 

Kohorten von CAIRO5

530 Patient:innen mit CRC und ausschließlich hepatischen Metastasen, die Expert:innen initial als inoperabel bewertet hatten, nahmen teil. Insgesamt bildeten die Forschenden vier Kohorten:

Rechtsseitiger Primarius und/oder RAS-/BRAFV600E-Mutation 

  • FOLFOX/FOLFIRI + Bevacizumab

  • FOLFOXIRI + Bevacizumab

Linksseitiger Primarius; WT für RAS und BRAFV600E

  • FOLFOX/FOLFIRI + Bevacizumab

  • FOLFOX/FOLFIRI + Panitumumab

Prof. Dr. ­Katsunori ­Imai und Prof. Dr. Dr. ­Hideo ­Baba, Kumamoto Universität, verglichen in ihrem Kommentar die Resultate aus der Kohorte linksseitiger Tumoren mit denen einer ähnlichen Studie, in der sich Panitumumab als klar überlegen erwies.2 Sie hätten erwartet, dass ein Zusammenhang zwischen der Ansprechrate und der Resektionsrate besteht. Dass sich dies hier nicht beobachten lässt, läge möglicherweise an der Kohortenzusammensetzung, und die Diskutanten interessieren sich dafür, die Ergebnisse nach der ursprünglichen Beurteilung der Operabilität aufgeschlüsselt zu sehen.

Die Fachleute merken ebenfalls an, dass keine einheitliche Definition für die Resektabilität von Metastasen existiere und es hierfür Konsensempfehlungen brauche. Die in der Studie vorherrschende Einordnung „potenziell resektabel“ sei nicht eindeutig. Auch die Chirurg:innen im Expert:innenpanel hätten Läsionen in der Hälfte der Fälle uneinheitlich eingeschätzt. 

Zuletzt betonen die Kommentierenden, dass bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen OS und Lebensqualität die primären Endpunkte darstellen sollten. Die ausstehenden Daten zum Gesamtüberleben würden mehr Evidenz liefern und bildeten die Voraussetzung, um neue Behandlungsstrategien für initial unresektable Lebermetastasen zu etablieren.

Quelle: 1. Bond MJG et al. Lancet Oncol 2023; 24: 757-771; DOI: 10.1016/S1470-2045(23)00219-X
2. Imai K, Baba H. Lancet Oncol 2023; 24: 711-713; DOI: 10.1016/S1470-2045(23)00271-1

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Patient:innen mit rechtsseitigem Tumor sollten bevorzugt die Kombinationstherapie erhalten. Patient:innen mit rechtsseitigem Tumor sollten bevorzugt die Kombinationstherapie erhalten. © SciePro – stock.adobe.com