Vorhofflimmern öfter bei Ausdauerathleten

Dr. Anja Braunwarth; Foto: thinkstock

Ausdauersport geht mit einem erhöhten Risiko für kardiale Arrhythmien, insbesondere Vorhofflimmern, einher. Unter dem Strich ist es gesünder, Sport zu treiben, doch in bestimmten Fällen kann eine Aktivitätsbeschränkung sinnvoll sein.

Zwischen 0,4 % und 1 % der Gesamtbevölkerung sind von Vorhofflimmern (VHF) betroffen, meist im Zusammenhang mit einer kardiovaskulären Erkrankung. Die Rhythmusstörung verdoppelt sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Menschen das Mortalitätsrisiko, zum großen Teil bedingt durch kardioembolische Schlaganfälle.

Einer Reihe von Studien der letzten Jahre zufolge, an denen fast ausschließlich Männer teilnahmen, scheint langjähriger Ausdauersport das Risiko für Vorhofflimmern zu erhöhen. Bei Männern, die mehr als drei Stunden Ausdauersport pro Woche betreiben, fand sich ein etwa vierfach, bei Marathonläufern sogar ein fast neunfach gesteigertes Risiko, berichtete Privatdozent Dr. Christian Stumpf von der Medizinischen Klinik 2 am Universitätsklinikum Erlangen.

Ausdauersport erhöht das Risiko für Vorhofflimmern

Als besonders eindrucksvoll bezeichnete Dr. Stumpf eine Studie am sogenannten „Birkebeiner“-Skilanglauf, die 1976 begann. Dieser traditionelle klassische Langlauf quer durch Norwegen von Rena nach Lillehammer über 54 km findet jährlich statt. 122 Teilnehmer wurden 28 bis 30 Jahre lang nachverfolgt, man unterschied dabei drei Altersgruppen: 26-33, 43-50 und 58-64 Jahre.

Insgesamt entwickelten 16,7 % der Athleten ein paroxysmales oder permanentes Vorhofflimmern. In der jüngsten Altersgruppe waren es 18,2 %, in der mittleren 13,5 % und in der ältesten 25 %. Das VHF trat durchschnittlich in einem Alter von 57,8 Jahren erstmals auf. Als wichtigste Prädiktoren dafür wurden eine lange PQ-Zeit, eine Ruhe-Bradykardie und ein großer Vorhof identifiziert.

Vagotonus und Herzbelastung führen zu Remodelling

Die verstärkte Vagotonie in Ruhe und der erhöhte Sympathikotonus bei Belastung scheinen als Modulatoren eine ätiologische Rolle zu spielen. Das arrhythmogene Substrat entwickelt sich, indem sich der linke Vorhof durch vermehrte Volumen- und Druckbelastung erweitert und Remodelling-Prozesse in Gang kommen.

In einem Rattenmodell konnte gezeigt werden, dass ein Ausdauertraining bei den Tieren (im Vergleich zu nicht trainierten) leichter Vorhofflimmern auslöste. Das ging mit einem Anstieg des Vagotonus einher. Bereits nach 16 Wochen Training hatte sich im linken Vorhof der Tiere eine Fibrose entwickelt. Das medizinische Prozedere bei Sportlern unterscheidet sich nicht wesentlich von der generellen Abklärung eines Vorhofflimmerns.

Sportler-Flimmern nur nach Auschluss anderer Ursachen

Zunächst gilt es, strukturelle Herzerkrankungen, Klappenvitien und eine Peri- oder Myokarditis auszuschließen sowie nach anderen auslösenden Krankheiten oder Faktoren, z.B. einem WPW-Syndrom, Elektrolytentgleisungen oder Hyperthyreose zu fahnden. Schließlich ist an Medikamente zu denken, z.B. sympathomimetisch wirksame Grippemittel. Bei Sportlern gehört noch die Frage nach Dopingsubstanzen dazu.

Wichtiger Punkt in der Anamnese: Wann treten die Flimmerepisoden auf? Geschieht dies aus der Ruhe heraus, haben sie eine vagotone Ursache? Treten sie bei Belastung auf, sind sie sympathikoton ausgelöst? Auch die Art der sportlichen Aktivität wird genau erfasst.

Ablation Therapie der Wahl

Es gibt einige Studien, die dafür sprechen, das Ausdauertraining bei VHF einzuschränken. Die Untersuchungen zeigten, dass Sportabstinenz oder weniger Umfang der Aktivitäten zu einer Abnahme der Flimmerepisoden führt. Entsprechende Ratschläge an die Betreffenden richten sich laut Dr. Stumpf nach dem Einzelfall.

In jedem Fall gilt: Rhythmuskontrolle, bevorzugt durch Ablation, steht beim Sportler an erster Stelle, lange vor der Frequenzkontrolle. Unabhängig davon muss die Einschätzung des Thromboembolierisikos anhand des CHA2DS2-VASc-Score (abrufbar z.B. in den Leitlinien zum Vorhoffllimmern*) erfolgen, um evtl. eine orale Antikoagulation einzuleiten.

Quelle: Heart und Sports 2015, Erlangen, Juni 2015

*leitlinien.dgk.org

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).