Vorsicht, Lebensgefahr bei der Gartenarbeit!

Dr. Carola Gessner; Foto: fotolia, Claudia Paulussen

Passen Sie gut auf Ihre passionierten Gärtner auf! Hätte der Hausarzt eines 33-Jährigen rechtzeitig an eine Infektion aus dem Blumenbeet gedacht, hätte er das Leben des Patienten vielleicht retten können. Kennen Sie alle Gefahren, die beim Schnipseln, Graben und Rasenmähen lauern?

Gartenarbeit ist bekanntlich gesund und beglückend, doch sie birgt auch ungeahnte infektiöse Gefahren, warnen Professor Dr. Werner 
Handrick vom Institut für Medizinische Diagnostik in Frankfurt (Oder) und Kollegen: Man muss mit ungewöhnlichen Erregern rechnen, darunter Viren, Bakterien und Pilze.

Virusinfektionen haben daran insgesamt einen geringen Anteil. Dennoch: Wie eine französische Studie an einem Kollektiv von Hanta-Patienten er­gab, hatte sich fast jeder dritte Betroffene in den Tagen vor der Infektion intensiv mit Gartenarbeit beschäftigt. Meistens erleiden die Pechvögel unter den Gärtnern Haut- und Weichteil-, Lungen-, Augen- oder Knochen- bzw. Gelenkinfektionen. Die Kollegen schildern exemplarisch eindrucksvolle Kasuistiken aus der Literatur.

Eingeatmeter Staub trägt oft Erreger

So zum Beispiel den Fall des 33-Jährigen, der nach Verteilen von feuchten Rindenschnitzeln in seinem Garten zu fiebern und zu husten begann. Bis man in der Klinik mittels CT, Serologie, Histologie und Kultur die Dia­gnose Aspergillus-Pneumonie stellte, war zu viel Zeit vergangen. Trotz Therapie verstarb der junge Mann. Gleiches widerfuhr einem 47-Jährigen, der verrotteten Rinden- und Pflanzenmulch in seinem Garten verteilt hatte und dabei mitten in einer Staubwolke stand. Mit Husten, Brustschmerz, Dyspnoe, Myalgien und Fieber kam der Mann in die Klinik, doch die Kollegen konnten ihn trotz umfassender Intensivtherapie nicht retten.

Tödlich verlief auch die Infektion bei einer 79-jährigen Frau, die beim Öffnen eines Blumendüngerbehälters Staub eingeatmet hatte. Fünf Tage lang plagte sie sich u.a. mit Schwitzen, Fieber und Erbrechen. 36 Stunden nach Klinikaufnahme starb die Patientin an einer Legionellose.

Handschuhe, Schutzbrillen und Staubmasken schützen

Der Auftrag an den Hausarzt lautet vor allem: Schadensbegrenzung durch Information. Denn zeitliche Verzögerungen entstehen beispielsweise durch Therapie mit üblichen Antibiotika, auf die die „Garten-Erreger“ nicht reagieren. Aufpassen müssen Mediziner insbesondere auf ältere Gartenliebhaber. Denn diese weisen häufig Begleiterkrankungen auf, die sie anfällig für Infektionskrankheiten machen, darunter Diabetes, Psoriasis, Lebererkrankungen oder rheumatoide Arthritis.

Aber auch jüngere kranke (zum Beispiel HIV-Infektion, Herzklappenvitien) oder sogar gesunde Menschen, warnen die Kollegen, können sich im Grünen vor dem Haus gefährliche Erreger einfangen. Gartenfreunde wiederholt auf Schutzmaßnahmen anzusprechen (beispielsweise das Tragen von Handschuhen, Schutzbrillen, Staubmasken) kann auf jeden Fall nicht schaden.

Quelle: Werner Handrick et al., internist. prax. 2015; 55: 671-677

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