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Warten, spritzen, bandagieren oder operieren

Die laterale Epicondylitis, besser bekannt als Tennisellenbogen, ist eine Tendinose, die durch repetitive Belastung ausgelöst wird. Der Schmerz tritt meist bei Anspannung der seitlichen Sehnen oder wiederholter Extension/Supination des Handgelenkes auf und beeinträchtigt u.a. die Greifkraft. Eine spontane Besserung beobachtet man meist nach drei bis sechs Monaten, nach einem Jahr sind 90 % der Betroffenen in der Regel beschwerdefrei. Die Primär- und Sekundärversorgung umfasst bewährte und neuere konservative Methoden, schreibt das Team um Marta Karbowiak vom Portsmouth Hospitals NHS Trust.
In verschiedenen Leitlinien wird empfohlen, mit dem Patienten ein abwartendes Vorgehen (Watchful Waiting) zu besprechen, das auch die Modifikation der Aktivitäten umfasst. Einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse zufolge verbessert dieses Vorgehen die Funktions- und Schmerzergebnisse vergleichbar gut wie andere konservative Maßnahmen, z.B. Physiotherapie und Steroidinjektionen.
Differentialdiagnosen bei Verdacht auf Epicondylitis
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Radialtunnelsyndrom
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Arthropathie
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Plica-Syndrom des Ellenbogens
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Schmerzen durch zervikale Radikulopathie
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Übertragungsschmerz bei Schulterpathologie
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Osteochondritis dissecans
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Synovitis
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Trauma
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Infektion und entzündliche Arthritis
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bösartige Erkrankung (selten)
Topische NSAR lindern die Schmerzen kurzfristig
Für die Wirksamkeit von einfachen Analgetika zur kurzfristigen Schmerzlinderung gibt es wenig Evidenz: Ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2013 fand Studien von geringer Qualität dafür, dass topische NSAR die Schmerzen für bis zu vier Wochen effektiv lindern. Für die Wirksamkeit oraler NSAR und deren langfristige Verwendung fanden sich keine eindeutigen Hinweise.
Zur Physiotherapie ist die Studienlage nicht eindeutig, vor allem im Hinblick auf die mittel- und langfristigen Vorteile gegenüber dem kontrollierten Abwarten. Zuletzt deuteten ein systematisches Review und eine Metaanalyse darauf hin, dass sich die schmerzfreie Greifkraft unter physiotherapeutischer Behandlung kurz-, mittel- und langfristig signifikant verbessert.
Kortikosteroidinjektionen können randomisierten kontrollierten Studien (RCT) und systematischen Übersichtsarbeiten der letzten zehn Jahre zufolge eine temporäre Linderung der Symptome bewirken. Auf lange Sicht bewirken sie aber wenig. In den Studien schnitten die Injektionen im Vergleich zum kontrollierten Abwarten oder zur Physiotherapie langfristig sogar schlechter ab.
Als unzureichend werden auch die Belege für die Wirksamkeit der Akupunktur bewertet. Die Ergebnisse einiger RCT lassen keine eindeutigen Schlüsse zu.
Für den Einsatz von Orthesen und Bandagen sprechen zwar einige qualitativ hochwertige RCT, in denen eine Epicondylitis-Bandage bzw. Handgelenkorthese die schmerzfreie Greifkraft sowie Funktion und Schmerzen besserte. In zwei neueren systematischen Übersichten erzielten aber andere Methoden, einschließlich Physiotherapie, günstigere Ergebnisse – vor allem auf Dauer.
Management des Tennisellenbogens in der Primär- und Sekundärversorgung | |
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Primärversorgung | Sekundärversorgung |
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Nutzen der Fenestrierung ist nicht belegt
Während frühere Studien vielversprechende Resultate zur Anwendung von Eigenblut oder plättchenreichem Plasma lieferten, zeigen aktuellere weder einen kurz- noch langfristigen Nutzen dieser Injektionen. Auch für die Wirksamkeit der meist gleichzeitig eingesetzten perkutanen Fenestrierung der angegriffenen Sehne mit einer Nadel liegen keine qualitativ hochwertigen Belege vor.
Die Stoßwellentherapie wird zwar bei verschiedenen Tendinopathien eingesetzt, eindeutige Belege für ihre Wirksamkeit beim Tennisellenbogen gibt es derzeit jedoch nicht. Ergebnisse aus kleinen RCT deuten darauf hin, dass Stoßwellen Schmerzen reduzieren und die Greifkraft verbessern könnten.
Die Lasertherapie könnte gemäß einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse von 18 RCT bei bestimmten Wellenlängen zu einer kurzfristigen Schmerzlinderung und verbesserten Funktion führen. Der Gesamtnutzen dieser aufwendigen Behandlung im Vergleich zu anderen nicht-operativen Strategien oder Watchful Waiting bleibt jedoch unklar.
Nach Operationen zeigte sich in Studien eine kurzfristige Linderung der Symptome, die jedoch auch auf den natürlichen Verlauf der Erkrankung zurückzuführen sein könnte. Arthroskopische und perkutane Techniken scheinen etwas bessere Ergebnisse zu liefern als offene.
Quelle: Karbowiak M et al. BMJ 2023; 381: e072574; DOI: 10.1136/bmj-2022-072574
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