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Was die Leber der Natur übel nimmt
Pflanzliche Mittel und Nahrungsergänzungsmittel sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden, auch wenn ihr Nutzen oft nicht belegt ist. Produktion und Vertrieb dieser Produkte erfolgt weitgehend unreguliert und die Präparate können über anonyme Quellen im Internet bezogen werden, schreibt Privatdozent Dr. Felix Stickel von der Abteilung Gastroenterologie und Hepatologie des Universitätsspitals Zürich.
Meist nehmen Patienten diese Mittel in Eigenregie und ohne ärztliche Überwachung ein. Dass Phytopharmaka und Nahrungsergänzungsmittel zu Leberstörungen führen können, ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Das Spektrum reicht von relativ harmlosen Leberwerterhöhungen bis hin zu schwersten, transplantationspflichtigen Leberschäden mit potenziell tödlichem Verlauf.
Pflanzliche Mittel werden kaum kontrolliert
Die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten pflanzliche Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, ist relativ hoch, sodass gezielt und wiederholt nachgefragt werden sollte, wenn es um die Ursachensuche bei ungeklärten Leberschäden geht. Tatsächlich werden Leberschäden durch Pflanzenpräparate immer häufiger beobachtet.
Die Diagnosestellung beruht weitgehend auf einem entsprechenden Verdacht und dem Ausschluss anderer Ursachen, so Dr. Stickel. Häufig wurden Leberschäden im Zusammenhang mit Pflanzen beschrieben, die Pyrrolizidinalkaloide (PA) enthalten. Ein bekannter Vertreter ist Beinwell (Symphytum officinale). PA-haltige Pflanzen dürfen in Deutschland heute aber nur noch zur äußerlichen Anwendung eingesetzt werden.
Akuten Leberschäden bei noch unklarem Mechanismus
Auch einige Kräuterkombinationen der traditionellen chinesischen Medizin ließen sich mit – teilweise schweren – Leberschäden in Verbindung bringen, ebenso wie z.B. Schöllkraut-Extrakt, Traubensilberkerze (gegen postmenopausale Beschwerden) oder Extrakte aus Kava (Piper methysticum), die als pflanzliche Anxiolytika und Antidepressiva dienen.
Unter Glucosamin/Chondroitinsulfat drohen akute autoimmune Hepatitiden, und das Abführmittel Senna kann cholestatische Hepatitiden nach sich ziehen. Der toxische Mechanismus ist allerdings in den meisten Fällen unklar.
Abnehm-Pillen sind besonders gefährlich
Besonders kritisch werden derzeit Nahrungsergänzungsmittel zur Gewichtsreduktion beobachtet. So gibt es laut Dr. Stickel bei mehreren HerbalifeTM-Kombinationen, Präparaten mit Extrakten aus grünem Tee, urinsäurehaltigen Produkten und weiteren pflanzlichen Substanzen Assoziationen zu Leberschäden.
An einer europaweiten Regelung zur Registrierung pflanzlicher Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel wird im Moment gearbeitet. Geplant ist, dass die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA Richtlinien der Good Agricultural Practice und der Good Manufacturing Practice überwachen und Verstöße dagegen sanktionieren soll.
Quelle: Felix Stickel, Dtsch Med Wochenschr 2015; 140: 908-911
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