Welche Biomarker erscheinen schon in der Prodromalphase?

Wenn erste Symptome einer Alzheimer-Demenz auffallen, sind typische Biomarker schon jahrelang vorhanden. In einer Multicenterstudie entschlüsselte das Team um Dr. Jianping Jia vom Xuanwu Hospital in Peking die Reihenfolge, mit der die Veränderungen der Biomarker bei der altersbedingten Alzheimererkrankung auftreten. In seine Studie nahm es initial gesunde Han-Chinesinnen und -Chinesen auf. Über median 19,9 Jahre maß es alle zwei bis drei Jahre definierte Biomarker und führte MRT-Untersuchungen durch. 648 Menschen, die einen M. Alzheimer entwickelten, verglich es dann mit 648 kognitiv gesund Gebliebenen. 

Als Marker wurden Amyloid-beta 40 und 42 (Aβ40, Aβ42) mit der daraus errechneten Aβ42/40-Ratio, phosphoryliertes Tau 181, Gesamt-Tau und die Neurofilament-Leichtketten erfasst. Außerdem maßen die Forschenden das hippocampale Volumen und prüften den kognitiven Status mit der Clinical Dementia Rating-Sum of Boxes (CDR-SB) und dem Mini-Mental-Status-Test (MMST).

Patientinnen und Patienten mit altersbedingter Alzheimererkrankung hatten schon Jahre vor der Diagnosestellung abweichende Biomarker-Werte im Liquor und auffällige MRT-Befunde. Die Veränderungen tauchten in folgenden Zeiträumen vor der erkannten Demenz auf: 

• Amyloid-beta Aβ42: 18 Jahre
• Aβ42/40-Ratio: 14 Jahre
• phosphoryliertes Tau 181: 11 Jahre
• Gesamt-Tau: 10 Jahre
• Neurofilament-Leichtketten: 9 Jahre
• Hippocampus-Volumen im MRT:  8 Jahre

Kognitive Defizite im CDR-SB verzeichnete man sechs Jahre vor der Alzheimer-Diagnose.   

Wichtig wäre, die Ergebnisse auch bei anderen ethnischen Gruppen zu prüfen, schreibt Dr. Richard Mayeux von der Columbia University in New York in einem Kommentar. Möglicherweise würde dafür die Bestimmung der Marker im Serum genügen, da Blutuntersuchungen weniger aufwendig, invasiv und teuer als Liquorpunktionen sind. Dennoch könne man schon jetzt die aktuelle Studie gar nicht genug wertschätzen. Denn Kenntnisse zu frühen physiologischen Veränderungen bieten wichtige Anhaltspunkte für präventive und therapeutische Maßnahmen.

Quellen: 
1. Jia J et al. N Engl J Med 2024; 390: 712-722; DOI: 10.1056/NEJMoa2310168
2. Mayeux R N Engl J Med 2024; 390: 761-762; DOI: 10.1056/NEJMe2400102