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Welche Folgen hat die Therapie auf lange Sicht?

Der Trend ist in den USA schon länger bekannt: Während die Inzidenz des CRC bei älteren Menschen zurückgeht – zumindest teilweise wegen der Entfernung von Risikoläsionen in Screeningkoloskopien – erhöht sich die Zahl der Personen, die in einem Alter von unter 50 Jahren an Darmkrebs erkranken. International sind die Trends unterschiedlich, für Deutschland wird aber eine ähnliche Entwicklung wie in den USA berichtet. Die Inzidenz von CRC im Alter < 50 Jahren stieg nach den Daten aus zwei Krebsregistern von 2008 bis 2012 um 7,7 %.1 Für die kommenden Jahre wird eher eine Verstärkung dieses Trends erwartet, erläuterte Prof. Dr. Dr. Irit Ben-Aharon, Rambam Health Care Campus in Haifa.2 Die Stadienverteilung zum Zeitpunkt der Erstdiagnose scheint bei jüngeren Betroffenen weitgehend der in der höheren Altersgruppe zu entsprechen. Die meisten jungen Patient:innen erkranken sporadisch ohne eine familiäre Belastung.3
Mit immer mehr jüngeren Darmkrebserkrankten nimmt auch die Bedeutung der Fertilitätsprävention im Rahmen der Therapie eines CRC zu. Allerdings sind laut Prof. Ben-Aharon die meist aus der Versorgung von Frauen mit Brust- oder Eierstockkrebs stammenden Strategien nicht unbedingt 1:1 auf Personen mit Darmkrebs zu übertragen. Eine Evidenz für die Beratung zur Fertilitätserhaltung gibt es im Falle des CRC nicht und der Einsatz von GnRH-Analoga ist bei den CRC-Therapieregimen nicht untersucht. Da GNRH-Analoga auch die Vaskularisierung fördern, könnten sie gerade in dieser Indikation problematisch sein. Die häufig eingesetzte Radiatio gefährdet den Uterus. Eine operative Verlagerung aus dem Bestrahlungsfeld ist möglich, aber die später resultierenden Schwangerschaftsraten sind unbekannt. Das für die Therapie des CRC regelhaft eingesetzte Oxaliplatin verursacht Amenorrhöen, ist aber wahrscheinlich für beide Geschlechter nicht so gonadotoxisch wie beispielsweise Chemotherapieprotokolle zur Behandlung des Mammakarzinoms.4
Red Flags für ein frühes CRC
In einer Fall-Kontroll-Studie waren bei unter 50-Jährigen vier Zeichen/Symptome mit einem erhöhten CRC-Risiko assoziiert:
- Bauchschmerzen
- Rektale Blutung
- Diarrhö
- Eisenmangelanämie
Quelle:
Fritz CDL et al. J Natl Cancer Inst 2023; DOI: 10.1093/jnci/djad068
Häufige Langzeitfolgen
Überleben junge Menschen eine frühe Darmkrebserkrankung, müssen sie womöglich dauerhaft mit Langzeitfolgen der Therapie leben. Ältere Personen mit einem CRC im Stadium I–III entwickeln in der Folge deutlich häufiger als Gleichaltrige ohne Krebs und Therapie erstmals eine kardiovaskuläre Erkrankung und eine Herzinsuffizienz. Betroffene mit soliden Tumoren haben auch ein erhöhtes Risiko, später an einem therapiebedingen myelodysplastischen Syndrom oder einer akuten myeloischen Leukämie zu erkranken. All das kommt erst recht auf junge Krebspatient:innen mit längerer Lebenserwartung zu.
Nicht zuletzt stellt das veränderte Körperbild für junge Menschen mit CRC eine Herausforderung dar und es kann zu Einschränkungen der sexuellen Funktion kommen. Das betrifft in besonderem Maße Personen mit Rektum- und Analkarzinom. Darüber hinaus kann ein Darmtumor in jungen Jahren einen krankheitsbedingten Ausfall genau in der Zeit bedeuten, in der normalerweise die berufliche Karriere aufgebaut wird. Er kann das soziale und berufliche/akademische Leben komplett unterbrechen und die finanzielle Belastung kann nicht nur in der Zeit der Therapie, sondern auch durch die langfristigen Folgen des Ausfalls hoch sein.
Es gibt also in der Versorgung wie in der Forschung durch die steigende Zahl junger Menschen mit Darmkrebs viel zu tun. Wichtig ist, die Betroffenen frühzeitig zu erkennen, mahnte Prof. Ben-Aharon und verwies auf Warnzeichen, die nicht übersehen werden sollten.
Quellen:
1. Siegel RL et al. Gut 2019; 68: 2179–2185; DOI: 10.1136/gutjnl-2019-319511
2. Ben-Aharon I. 25. World Congress on Gastrointestinal Cancer; Vortrag: „Early-Onset Colorectal Cancer – Recent Evidence, New Challenges“
3. Ben-Aharon I et al. Cancer Discov 2023; 13: 538-551; DOI: 10.1158/2159-8290.CD-22-1038
4. Levi M et al. Mol Hum Reprod 2015; 21: 885–893; DOI: 10.1093/molehr/gav055
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