Welche Therapieoptionen es bei der Alopecia gibt

Dr. Andrea Wülker

Menschen mit dunklem Haar sind öfter von kreisrundem Haarausfall betroffen als blonde. Menschen mit dunklem Haar sind öfter von kreisrundem Haarausfall betroffen als blonde. © KMPZZZ – stock.adobe.com

Kleine, kahle Stellen oder kompletter Verlust der Kopf- und Körperhaare – eine Alopecia areata kann sehr unterschiedlich verlaufen. Bei leichteren Fällen bestehen gute Chancen auf Spontanheilung, ausgeprägte Fälle sind eher schwierig zu behandeln und neigen zu Rezidiven.

Eine Alopecia areata (AA) unterscheidet weder zwischen Kindern und Erwachsenen noch zwischen den Geschlechtern. Bei dunkelhaarigen Menschen tritt der kreisrunde Haarausfall allerdings öfter auf als bei blonden. Gut sichtbare kahle Stellen können für Betroffene eine schwere Belastung darstellen und Depressionen und Ängste fördern, schreiben Forschende um Dr. Stephanie Huber von der Dermatologischen Klinik am Universitätsspital Basel.

Die Manifestationen der AA reichen von umschriebenen kahlen Stellen auf dem Kopf, im Bartbereich oder an Wimpern/Augenbrauen über den Verlust aller Kopfhaare (Alopecia totalis) bis hin zum vollständigen Verlust der Körperbehaarung (Alopecia universalis).

Nagelveränderungen wie Querrillen, Tüpfel- oder Sandpapiernägel können ein zusätzlicher Hinweis sein. Außerdem wurden Assoziationen zwischen AA und Autoimmunerkrankungen (M. Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis) sowie anderen Hauterkrankungen (z. B. atopische Dermatitis, Vitiligo) beschrieben. Atopie und Nagelbeteiligung werden als Zeichen einer ungünstigeren Prognose gewertet. Gleiches gilt für ein Auftreten vor dem zehnten Lebensjahr, eine okzipitale Beteiligung sowie ein Verlust von mehr als 50 % der Haare oder ein Andauern länger als ein Jahr.

Die klinische Diagnose reicht bei einer AA aus. Typischerweise fallen scharf begrenzte, rund-ovale, nicht vernarbende alopezische Herde auf. Der Haarboden ist unauffällig und die Follikelöffnungen sind erhalten. Die Schweregradeinteilung erfolgt per SALT-Score. Haarzugtest und Dermatoskopie können unter anderem die Diagnostik z. B. hinsichtlich der Krankheitsaktivität ergänzen, eine Kopfhautbiopsie wird nur dann notwendig, wenn der Verdacht auf eine AA diffusa besteht oder bei der Dermatoskopie eine vernarbende Alopezie mit fehlenden Follikelostien auffällt.

Therapieversuche jeweils drei Monate laufen lassen

Da der kreisrunde Haarausfall zur Spontanheilung tendiert und den allgemeinen körperlichen Gesundheitszustand nicht negativ beeinflusst, ist Abwarten in vielen Fällen die beste Option, schreibt das Autorenteam. Bei leichteren Verlaufsformen liegt die Spontanremissionsrate bei bis zu 80 %. Nichtsdestotrotz stehen verschiedene Therapien zur Verfügung (s. Tabelle), die immer über mindestens drei Monate durchgeführt werden sollten.

Therapien je nach Patientenalter und Ausmaß des Haarverlusts
< 10. Lebensjahr> 10. Lebensjahr, < 30 % betroffen> 10. Lebensjahr, > 30 % betroffen
abwartenabwartenTCS einmal täglich
± Minoxidil (5 %)
± Tacrolimus-Salbe (0,1 %)
TCS* einmal täglich
± Minoxidil (5 %)
± Tacrolimus-Salbe (0,1 %)
TCS einmal täglich
± Minoxidil (5 %)
± Tacrolimus-Salbe (0,1 %)

systemische Steroide 

(Protokolle variieren: Puls, Minipuls, kontinuierlich)

 Intraläsionale Kortisongabe (Cave im Augenbereich)
± Minoxidil (5 %)

topische Immuntherapie mit Diphenylcyclopropenon 

(nicht bei Schwangeren und Stillenden!)
 

  JAK-Inhibitoren

* topische Kortikosteroide

Topische Kortikosteroide (TCS) gelten bei der umschriebenen AA als Erstlinientherapie. Erwachsene können hochpotente Substanzen wie Clobetasolpropionat oder Betamethasonvalerat in Form von Lösung oder Schaum erhalten, bei Kindern sind mittelstarke TCS indiziert (z. B. Mometasonfuroat). Calcineurininhibitoren eignen sich für eine alternierende Therapie, um die TCS-Nebenwirkungen zu reduzieren. Mit Baricitinib steht seit 2022 auch ein JAK-Inhibitor bei schwerer AA zur Verfügung. JAK-Inhibitoren können potenziell zu erheblichen Nebenwirkungen führen, daher sollte ihr Einsatz mit dem Patienten differenziert diskutiert werden, betonen die Forschenden.

Quelle: Huber SM et al. Akt Dermatol 2024; 50: 308-313; doi: 10.1055/a-2261-9018

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