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Januskinase-Inhibitor wirkt gegen Alopecia areata

Bei der Alopecia areata greift das Immunsystem die Haarfollikel an. Es kommt zu Haarausfall, häufig am Kopf, vereinzelt aber auch an anderen Körperstellen. Vor allem für schwere Verläufe fehlen wirksame Therapieoptionen, schreiben Dr. Maria Chapsa und ihre Kollegen von der dermatologischen Klinik der Universität Dresden. In diesen Fällen bleibt oft nur eine Off-Label-Therapie. So auch in dem von den Autoren beschriebenen Fall:
Elf Jahre lang litt ein 29-jähriger Mann unter einer Alopecia areata partim universalis. Während dieser Zeit war er bereits mit topischen Steroiden, Steroidinjektionen, Prednisolon-Puls-Therapien und Diphenylcyclopropenon behandelt worden. Doch trotz etwa sechsjähriger Therapie blieb ein dauerhafter Erfolg aus. Vielmehr verlor er im Verlauf nahezu seine gesamte Kopfbehaarung, einschließlich der Wimpern und Augenbrauen. Auch an den Armen entwickelte er kahle Stellen. Der Leidensdruck des Patienten war sehr hoch, berichten die Dresdner Kollegen.
Etwa elf Jahre nach Symptombeginn schließlich sollte eine Off-Label-Therapie mit Tofacitinib Abhilfe schaffen. Der junge Mann nahm zweimal täglich 5 mg des Januskinase-Inhibitors ein. Bereits nach zwei Monaten hatte sich sein Haarwuchs deutlich reaktiviert, auch bei der nächsten Kontrolle nach weiteren acht Wochen nahm das Haarwachstum weiter zu. Allerdings lehnte die Krankenkasse des Mannes nach viermonatiger Behandlung die weitere Kostenübernahme ab und der Patient musste das Medikament absetzen. Dennoch blieb der Befund auch fünf Monate nach Therapiestart stabil: Trotz Absetzen der Therapie war es vorerst nicht zum erneuten Haarverlust gekommen.
Kontrollierte klinische Studien fehlen bisher
Bereits in früheren Untersuchungen wurden teils sehr gute Ergebnisse mit Januskinase-Inhibitoren wie Tofacitinib oder Ruxolitinib erzielt, schreiben die Autoren. Dabei war die orale Anwendung stets erfolgreicher als topische Applikationen. Allerdings basiert der Erfahrungsschatz zur JAK-Hemmung bei Alopezie bislang nur auf Fallstudien und nicht-kontrollierten klinischen Studien, räumen die Kollegen ein. Die Ergebnisse sind also mit Vorsicht zu genießen. Bei den meisten Patienten sei es außerdem nach dem Absetzen zu Rezidiven gekommen – im Median nach etwa achteinhalb Wochen.
Vorerst sollte die Off-Label-Therapie mit Tofacitinib aus Autorensicht nur in schweren Fällen eingesetzt werden, wenn konventionelle Behandlungsoptionen keinen Erfolg gebracht haben – so wie im von den Kollegen beschriebenen Fall.sei/kas
Quellen: Chapsa M, Kuske M, Aschoff R. „Erfolgreiche Therapie einer Alope, Akt Dermatol 2020; 46: 2020-222; DOI: 10.1055/a-1139-6351
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