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Hilft Minoxidil gegen persistierende Alopezie durch Kopfbestrahlung?

Eine akute Alopezie tritt bei mindestens drei von vier Patienten nach Einzelfraktionen einer kranialen Radiotherapie mit mehr als 2 Gy auf. Gewöhnlich wachsen die Haare innerhalb von zwei bis vier Monaten wieder nach. Wenn das erneute Wachstum sechs Monate nach Abschluss der gesamten Radiotherapie ausbleibt oder unvollständig ist, spricht man von persistierender radiotherapieinduzierter Alopezie, schreiben Gregory S. Phillips vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York und Kollegen.
Obwohl dieses Problem 60 % der am Kopf bestrahlten Patienten betrifft und erhebliche Auswirkungen auf die psychosoziale Gesundheit und Lebensqualität hat, wurde es bisher weder genauer analysiert noch die Effektivität einer Therapie überprüft. Die Wissenschaftler führten deshalb eine retrospektive Kohortenstudie durch, mit dem Ziel, die persistierende radiotherapieinduzierte Alopezie zu charakterisieren. Eingeschlossen waren 71 Kinder und Erwachsene mit primären ZNS-Tumoren sowie Kopf- und Hals-Sarkomen. Die ZNS-Tumoren (Medulloblastom, Glioblastom) stellten mit 90 % den größten Anteil.
Komplette Response bei jedem Sechsten
56 % der Patienten litten an einer Alopezie des Schweregrads 1, 43 % hatten den Schweregrad 2. In den meisten Fällen (54 %) war der Haarausfall lokalisiert, bei 24 % der Patienten diffus und bei 22 % beobachtete man ein gemischtes Muster. Die mediane Strahlendosis betrug 39,6 Gy, das entsprach etwa 1,3 Gy pro Fraktion. Generell konnten die Autoren Folgendes feststellen:
- Eine diffuse Ganzhirnbestrahlung hatte eher eine diffuse Alopezie zur Folge.
- Patienten mit einer Grad-2-Alopezie hatten höhere Strahlendosen erhalten als Patienten mit Alopezie Grad 1 (41,5 vs 31,9 Gy).
- Pro Anstieg um 1 Gy stieg das Risiko einer Grad-2-Alopezie um 15 %.
- Eine Protonenbestrahlung war besonders stark mit einer schwereren Alopezie assoziiert (Odds Ratio 5,7).
Den Grenzwert der Strahlendosis, bei der die Hälfte der Patienten eine Alopezie vom Grad 2 entwickeln würden, schätzen die Autoren auf 36 Gy.
Als trichoskopische Merkmale der Alopezie wurden am häufigsten (57 %) weiße Flecken identifiziert, was auf einen vernarbenden Prozess hindeuten könnte, schreiben die Autoren. Das Haarschaft-Kaliber korrelierte zwar bei einem Teil der Patienten negativ mit der Skalp-Dosis, aber die Assoziation zwischen Skalp-Dosis und Haardichte war nicht signifikant.
Auf 5%iges topisches Minoxidil sprachen 28 von 34 Patienten (82 %) an. Unter den 25 Patienten, für die geeignetes Bildmaterial vorlag, zeigten 16 % eine komplette Response, 52 % eine partielle und bei 28 % stabilisierte sich der Zustand. Zusätzlich erwies sich bei zwei Patienten die Haartransplantation als erfolgreich (eine komplette und eine partielle Response) und ein Patient erhielt durch einen plastisch-chirurgischen Eingriff mit Verschiebung des Haaransatzes sein vorheriges Aussehen zurück.
Quelle: Phillips GS et al. JAMA Dermatol 2020; e20212; DOI: 10.1001/jamadermatol.2020.2127
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