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Dem Haarverlust die Stirn bieten

Charakteristisch für die frontale fibrosierende Alopezie (FFA) ist ein allmählicher Rückgang des frontotemporalen Haaransatzes mit vereinzelt verbliebenen Haaren („lonely hairs“) sowie der Verlust der Augenbrauen. Letzterer tritt in 70–80 % der Fälle auf und kann dem Kopfhaarverlust um Jahre vorausgehen, was auf eine schlechtere Prognose hinzuweisen scheint. Bei etwa 25 % der Betroffenen fallen zudem die Wimpern aus, schreibt Professor Dr. Ingrid Moll, niedergelassene Dermatologin aus Hamburg. Die Parietal-, Okzipital- bzw. periaurikuläre Region kann ebenfalls erfasst sein – in Ausnahmefällen kommt es zum Verlust der Achsel- und Schamhaare oder der gesamten Körperbehaarung. Meist erkranken postmenopausale, seltener auch jüngere Frauen und gelegentlich Männer.
Zugrunde liegt eine lymphozytäre vernarbende Alopezie. Im betroffenen Bereich sieht man eine atrophe, weißliche Haut, bei floriden Formen auch follikuläre Erytheme und Keratosen. Häufig zeigen sich als Begleiterscheinung kleine, kaum gerötete Papeln an Stirn und Wangen.
Die Ursache der Erkrankung ist unbekannt. Diskutiert werden autoimmunologische, genetische, hormonelle und Umweltfaktoren wie Kosmetika und Lichtschutzcremes. Es bestehen Assoziationen mit Schilddrüsenstörungen, früher Menopause und Hysterektomie.
Der Verlauf der FFA ist variabel, oft sehr langsam und mit häufigen Spontanremissionen verbunden. Nicht selten nehmen die Betroffenen die Veränderungen gar nicht wahr. Evidenzbasierte Therapien existieren nicht. Lokal kommen Steroide, Calcineurin-Inhibitoren oder Minoxidil zum Einsatz – systemisch auch 5α-Reduktasehemmer, Hydroxychloroquin oder Doxycyclin. Prof. Moll berichtet von zwei typischen Fällen:
Bei einer 77-jährigen Patientin fiel der erkennbar zurückgegangene Haaransatz im Rahmen eines Hautkrebsscreenings auf. Nach Angaben der Frau hat der Haarausfall bereits 15 Jahre zuvor begonnen und ist zuletzt nicht weiter fortgeschritten. Brauen und Wimpern waren nicht betroffen. Eine Therapie wünschte die ältere Dame, die den Haarverlust bisher als altersbedingt interpretiert hatte, nicht.
Deutlich stärker betroffen war eine 65-Jährige, die über Haarausfall im Stirn- und Schläfenbereich klagte. Seit zehn Jahren seien die Haare an diesen Stellen immer weniger geworden. Sie leide regelmäßig wochenlang unter Juckreiz und Schmerzen beim Berühren der Haare. Die Brauen seien bereits seit mehr als 20 Jahren deutlich reduziert. Die befallene Haut der Patientin wirkte atroph und weißlich, in der Auflichtmikroskopie waren um randständige Haarfollikel an der Stirn Erytheme und Keratosen zu erkennen. Durch die lokale Anwendung von Mometasonfuroat, Tacrolimus und Minoxidil wurde hier ein Stillstand über sechs Monate erreicht.
Quelle: Moll I. „Frontal fibrosierende Alopezie - Fallbeispiele und Review“, Akt Dermatol 2021; 47: 274-278; doi: 10.1055/a-1351-5678 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York
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