Weniger Rückfälle und Metastasen unter Aromatasehemmern

Dr. Judith Lorenz

Nicht nur post- sondern auch prämenopausale Frauen haben was von den Aromatase-Inhibitoren. (Agenturfoto) Nicht nur post- sondern auch prämenopausale Frauen haben was von den Aromatase-Inhibitoren. (Agenturfoto) © iStock/KatarzynaBialasiewicz

Adjuvante Aromatase-Inhibitoren können das Rezidiv­risiko von postmenopausalen Frauen mit HR+ Brustkrebs signifikant senken. Aber gilt das auch für prämenopausale Patientinnen? Ja, sagen Forschende der Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (EBCTCG­). Zumindest dann, wenn die Erkrankten eine Ovarsuppression erhalten. 

Drei Prozent geringeres absolutes Rezidivrisiko

Aromatasehemmer (AI) blockieren die Umwandlung von Androgenen in Östrogene und sind für postmeno­pausale Frauen mit HR+ Brustkrebs eine effektivere Therapieoption als Tamoxifen. Sie wirken in der Prämenopause allerdings nicht, da die Ovarien das Östrogendefizit durch eine gesteigerte Hormonsynthese kompensieren, erläutern Expert:innen der EBCTCG­. Ob im Falle einer medikamentösen oder ablativen Unterdrückung der Ovarfunktion AI auch in der Prämenopause Vorteile gegenüber Tamoxifen bieten, überprüften sie in einer Metaanalyse der Studien ABCSG XII, SOFT, TEXT und HOBOE. 

Das genutzte Kollektiv umfasste 7.030 prämenopausale Frauen mit einem HR+ operablen Mammakarzinom, die zwischen 1999 und 2015 über drei bis fünf Jahre mit einem AI (Anastrozol, Exemestan, Letrozol) oder Tamoxifen sowie jeweils einer Ovarsuppression (Goserelin, Triptorelin, bilaterale Oophorektomie, Radiatio) behandelt worden waren. Die Studienendpunkte bildeten lokoregionäre und kontralaterale Tumorrezidive, Fernmetastasierung, Brustkrebsmortalität, Tod ohne Rezidiv sowie Mortalität aufgrund jeglicher Ursache.

Nach einem medianen Follow-up von acht Jahren zeigte sich: Die AI-Therapie ging im Vergleich zu Tamoxifen mit einem um 21 % geringeren relativen Risiko für Tumorrezidive einher (Relatives Risiko [RR] 0,79; 95%-KI 0,69–0,90). Den deutlichsten Vorteil beobachteten die Kolleg:innen dabei innerhalb der ersten vier Behandlungsjahre, also während des Zeitraums, in welchem die unterschiedlichen Pharmakotherapien zum Einsatz kamen (RR 0,68; 95%-KI 0,55–0,85). Das absolute Fünf-Jahres-Rezidivrisiko betrug unter Tamoxifen 10,1 %, unter AI dagegen nur 6,9 %. Sowohl zwischen Jahr fünf und neun als auch nach zehn Jahren und länger war hingegen kein signifikanter Vorteil der AI mehr nachweisbar. 

Im Hinblick auf das Fernmetastasierungsrisiko hatten die mit AI behandelten Frauen einen deutlichen Vorteil (RR 0,83; 95%-KI 0,71–0,97). Bezüglich der Brustkrebsmortalität, des Risikos für Tod ohne Rezidiv sowie Mortalität aufgrund jeglicher Ursache unterschieden sich die beiden Therapien nicht wesentlich.

Die mit AI behandelten Patientinnen erlitten signifikant häufiger Knochenfrakturen als jene unter Tamoxifen (6,4 % vs. 5,1 %; RR 1,27; 95%-KI 1,04–1,54). Nicht durch Brustkrebs verursachte Todesfälle (0,9 % vs. 0,7 %) und Endometriumkarzinome (0,2 % vs. 0,3 %) traten selten und in beiden Gruppen ähnlich häufig auf.

Daten zum Überleben noch nicht aussagekräftig

Bei prämenopausalen Frauen mit HR+ frühem Brustkrebs, die sich einer Ovarsuppression unterziehen, verringern AI im Vergleich zu Tamoxifen das Rezidivrisiko. Eine bessere Überlebensprognose beobachteten die Forschenden nicht. Um diesen Endpunkt abschließend beurteilen zu können, sei eine längere Nachbeobachtungszeit notwendig.

Quelle: Early Breast Cancer Trialists‘ Collaborative Group (EBCTCG). Lancet Oncol 2022;  DOI: 10.1016/S1470-2045(21)00758-0

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Nicht nur post- sondern auch prämenopausale Frauen haben was von den Aromatase-Inhibitoren. (Agenturfoto) Nicht nur post- sondern auch prämenopausale Frauen haben was von den Aromatase-Inhibitoren. (Agenturfoto) © iStock/KatarzynaBialasiewicz