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Wenn das metabolische Syndrom auf die Leber schlägt

Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) bildet die hepatische Komponente des metabolischen Syndroms. Die Therapie besteht vor allem darin, typische Komorbiditäten wie Diabetes mellitus und Adipositas, Dyslipidämie und arterielle Hypertonie in den Griff zu bekommen. Welche medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapieoptionen hierfür geeignet sind, beschreiben Prof. Dr. Jörg Bojunga und Dr. Christina Lapp vom Universitätsklinikum Frankfurt. Vor allem sollte man versuchen, risikoadaptierte Zielwerte von Blutzucker, LDL-Cholesterin und Blutdruck zu erreichen, so die beiden Autoren.
Wichtiges Therapieziel ist die Lebensstiländerung
Der erste Schritt besteht darin, nicht-medikamentöse Maßnahmen voll auszuschöpfen. Diese umfassen:
- Gewichtsreduktion: bei einem BMI ≥ 25 kg/m2 mindestens 5 % des Körpergewichts
- körperliche Aktivität: bei einem BMI zwischen > 20 kg/m2 und < 25 kg/m2 pro Woche mindestens 150–300 Minuten aerobe körperliche Aktivität mit mittlerer Intensität, alternativ 75–150 Minuten mit starker Intensität
- Ernährungsumstellung: hypokalorische Ernährung (bevorzugt mediterrane Kost) mit dem Ziel eines Energiedefizits von ca. 500 kcal/d und eines Gewichtsverlusts von wöchentlich ca. 500 g
- Reduktion/Karenz von Genussmitteln: Konsum von Alkohol und Nikotin verringern oder einstellen; Einschränkung des Kaffeekonsums nicht erforderlich (evtl. protektive Wirkung); hepatotoxische Medikamente nach Möglichkeit vermeiden
- Umsetzen der STIKO-Empfehlungen: Standardimpfungen, Impfungen gegen Hepatitis A und B, Influenza und COVID-19; bei Leberinsuffizienz sequenzielle Impfung gegen Pneumokokken (PCV13, nach 6–12 Monaten PPSV23)
Ein Typ-2-Diabetes wird auch bei NAFLD-Patienten bevorzugt mit Metformin, gegebenenfalls in Kombination mit GLP1*-Analoga oder SGLT2**-Hemmern behandelt. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass die meisten oralen Antidiabetika für Patienten mit Leberzirrhose nicht zugelassen sind.
Generell ist bei Patienten mit Leberzirrhose eine Anbindung an spezialisierte Zentren angeraten. Das HbA1c-Ziel für NAFLD-Patienten mit Diabetes liegt bei 7–7,5 %, kann jedoch in Abhängigkeit von Komorbiditäten und der Lebenssituation des Patienten variiert werden.
Aufgrund des erhöhten Risikos für Gewichtszunahme, Hypoglykämien und hepatozelluläre Karzinome sollte eine Insulintherapie durch Basismaßnahmen und den Einsatz oraler Antidiabetika so lange wie möglich hinausgezögert werden. Falls der Einsatz von Insulin unumgänglich wird, bieten sich einfache Behandlungsschemata wie eine basal unterstützte orale Therapie an. Dabei ist ein engmaschiges Monitoring notwendig sowie gegebenenfalls Dosisanpassungen, etwa bei eingeschränkter Nierenfunktion.
Die beiden Autoren halten Statine aufgrund ihrer lipidsenkenden, antioxidativen, antiinflammatorischen und antifibrotischen Effekte für eine sinnvolle Therapie der Dyslipidämie bei NAFLD-Patienten. Bei geringem bis mittelgradigem Leberschaden stufen sie das hepatische Risiko von Statinen als gering ein.
Bariatrische Operationen können NAFLD beeinflussen
Bei NAFLD-Patienten ohne Zirrhose werden zur Behandlung einer Adipositas GLP1-Analoga wie Liraglutid und Semaglutid empfohlen. Dies gilt insbesondere für Patienten mit einem gleichzeitig bestehenden Diabetes mellitus, der sich unter Metformin nur unzureichend einstellen lässt. Alternativ kann Orlistat zum Einsatz kommen.
Auch die verschiedenen chirurgischen Verfahren können einen positiven Einfluss auf die Steatose, Inflammation und Fibrose bei NAFLD haben. Ein metabolisch-chirurgischer Eingriff ist bei Adipositas Grad 3 (BMI ≥ 40 kg/m2) nach Ausschöpfen der konservativen Maßnahmen und nach dem Ausschluss von Kontraindikationen angezeigt.
Unter den gleichen Bedingungen kann ein operativer Eingriff auch bereits bei Adipositas Grad 2 (BMI ≥ 35 kg/m2) in Betracht kommen. Zu den bevorzugten Verfahren gehören die Sleeve-Gastrektomie und der Magenbypass.
Zur Behandlung einer arteriellen Hypertonie bei NAFLD-Patienten eignen sich vornehmlich die stoffwechselneutralen Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Antifibrotische Wirkung an der Leber weisen insbesondere Angiotensin-Converting-Enzyme-Hemmer und Angiotensinrezeptorblocker auf. Bei dekompensierter Leberzirrhose sollten keine vasodilatierenden Medikamente eingesetzt werden.
Sofern aus anderen Gründen indiziert, bietet sich eine Behandlung mit ASS an. In Studien haben sich Hinweise darauf gefunden, dass die tägliche Einnahme von ASS die Fibroserate und -progression bei Patienten mit NAFLD senkt. Darüber hinaus ist diese Therapie mit einem niedrigeren Risiko für hepatozelluläre Karzinome und einer geringeren leberbezogenen Mortalität assoziiert.
* Glucagon-like Peptide 1
** Sodium-Glucose Cotransporter 2
Quelle: Bojunga J, Lapp C. intern praxis 2023; 66: 573-588
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