
Wie eine Xenotransplantation glückte – und den Patienten doch nicht rettete

Die Transplantation einer Spenderniere ist der Goldstandard bei der Behandlung einer Nierenerkrankung im Endstadium. Doch Spenderorgane sind rar. Einen Lösungsansatz stellt die Xenotransplantation von Schweinenieren dar. Dass dies prinzipiell möglich ist, konnte an Primaten gezeigt werden, denen eine Schweineniere transplantiert wurde. Das Xenotransplantat wies eine Überlebenszeit von mehr als zwei Jahren auf.
Ein US-amerikanisches Ärzteteam des Massachusetts General Hospital, Boston, hat den Fall eines 62-jährigen Mannes mit Diabetes mellitus Typ 2 und fortgeschrittener Vaskulopathie veröffentlicht, dem eine genetisch modifizierte Schweineniere transplantiert wurde. Der Patient war dialysepflichtig, hatte aber nur stark begrenzten Zugang zu einer Hämodialyse. Darüber hinaus hatte er unter anderem einen Myokardinfarkt, Herzversagen und eine vollständige Parathyroidektomie in seiner Vorgeschichte. Im Jahr 2018 wurde ihm eine Spenderniere transplantiert, die er jedoch im Mai 2023 im Rahmen einer Virusinfektion verlor. Nach einer wiederkehrenden diabetischen Nephropathie musste er erneut zur Dialyse. Die Aussichten, innerhalb der nächsten fünf Jahre eine weitere Spenderniere zu erhalten, lagen nur bei 16 %. Die Wahrscheinlichkeit, dass er verstirbt oder die Erkrankung für eine erneute Transplantation zu weit fortschreitet, betrug 76 %.
Bevor ihm das Xenotransplantat eingesetzt werden konnte, wurden insgesamt 69 genomische Veränderungen an der Schweineniere vorgenommen. Darunter fielen die Deletion von drei Glykanantigenen, die Inaktivierung endogener Retroviren des Schweins und die Insertion von sieben menschlichen Transgenen (TNFAIP3, HMOX1, CD46, CD47, CD55, THBD, EPCR).
Die Kreatininwerte besserten sich nach der Transplantation
Der Patient erhielt eine immunsuppressive Behandlung. Diese bestand aus Antithymozytenglobulin, Rituximab, Tegoprubart und Ravulizumab in Kombination mit Tacrolimus, Mycophenolsäure und Prednison als Erhaltungstherapie.
Die Transplantation verlief auf Anhieb erfolgreich. Die Kreatininwerte des Patienten verbesserten sich und er benötigte keine Dialyse mehr. So sank das Plasmakreatinin von 11,8 mg/dl auf 2,2 mg/dl am sechsten Tag nach der Transplantation. Am achten Tag kam es zu einer T-Zell-vermittelten Abstoßungsreaktion, die jedoch mittels einer Verstärkung der Immunsuppression abgewendet werden konnte. Obwohl die Verbesserung der Nierenfunktion aufrecht erhalten blieb, verstarb der Patient 52 Tage nach der Transplantation unerwartet und plötzlich, vermutlich aufgrund einer kardialen Ursache. Bei der Autopsie wurde eine schwere koronare Herzkrankheit und eine ventrikuläre Vernarbung festgestellt. Allerdings fanden sich keinerlei Hinweise auf eine Abstoßung des Xenotransplantats.
Quelle: Kawai T. N Engl J Med 2025; DOI: 10.1056/NEJMoa2412747
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