Wie kann die Modifizierung von Darmbakterien das Ergebnis nach einer Stammzelltransplantation verbessern?

EBMT 2022 Dr. Miriam Sonnet

Die Butyratkonzentration erhöhte sich im Darm der Patient:innen. Die Butyratkonzentration erhöhte sich im Darm der Patient:innen. © iStock/Peddalanka Ramesh Babu

Das Mikrobiom gerät zunehmend ins Interesse der Forschung – so auch bei Patient:innen, die sich einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation unterziehen. Durch ein angepasstes Timing einer Antibiotikagabe sowie den Einsatz von Prä- und Postbiotika können hilfreiche Darmbakterien wiederhergestellt werden. Das wirkt sich u.a. positiv auf Graft-versus-Host-Erkrankungen aus.

Schon vor einigen Jahren fanden Forschende eine Assoziation zwischen Darmbakterien und der Prognose nach einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT). Basierend darauf könne man Strategien entwickeln, um das Mikrobiom im Darm zu adressieren, berichtete Prof. Dr. Florent­ Malard­, Sorbonne Universität, Paris. Dazu gehöre u.a. der differenzielle Einsatz von Antibiotika sowie die Gabe von Prä- und Probiotika.

Antibiotika

Das Timing der Antibiotikatherapie sei sehr wichtig, so der Referent. In einer Studie wiesen Patient:innen, die am Tag oder nach einer allogenen HSCT mit der Einnahme begonnen hatten, ein niedrigeres Risiko für eine transplantatbezogene Mortalität auf als solche, die bereits davor damit behandelt worden waren. Die beste Prognose beobachteten Forschende bei Personen ohne Antibiose. Auch die Art der Medikamente spiele eine Rolle: Betroffene unter Imipenem oder Piperacillin/Tazobactam wiesen eine höhere GvHD-bezogene Mortalität auf als solche unter Aztreonam oder Cefepim. Man solle daher Antibiotika, die weniger gegen anaerobe Bakterien wirken, in Betracht ziehen.

Präbiotika

Nicht immer könne aber an der Antibiotika-Stellschraube gedreht werden, weshalb man andere Strategien entwickeln müsse – z.B. die Gabe von Präbiotika. In einer Studie erhielten zehn Personen, die sich einer allogenen HSCT unterzogen, resistente Kartoffelstärke. Dabei handelt es sich um nicht-verdauliche Kohlenhydrate, die durch intestinale anaerobe Bakterien metabolisiert werden, wo­raufhin Butyrat entsteht. Die Butyratkonzentration erhöhte sich im Darm der Patient:innen, allerdings liegen noch keine Ergebnisse hinsichtlich des Effekts auf die Prognose vor.

In einer weiteren Untersuchung prüften Wissenschaftler:innen die Gabe von Präbiotika vom Beginn der Konditionierung bis zu Tag 28. Teilnehmende im Präbiotikaarm entwickelten seltener eine akute GvHD vom Schweregrad 2–4 als Personen einer historischen Kontrollgruppe. Da sich insbesondere GvHD der Haut verringerten, könne man davon ausgehen, dass Präbiotika nicht nur im Darm, sondern systemisch wirken, folgerte der Referent. Dieses Ergebnis müsse aber in prospektiven, randomisierten Studien bestätigt werden.

Probiotika

Auch ein autologer fäkaler Mikro­biomtransfer (FMT) nach einer allogenen HSCT könne die Mikrobiotadiversität erhöhen, berichtete Prof. Malard weiter. Gleiches gelte für die Darmbakterien von AML-Patienten, die eine intensive Chemotherapie erhalten: Einer aktuellen Studie zufolge kann dadurch die Diversität, die vor der Behandlung herrschte, wiederhergestellt werden. Weitere Untersuchungen zeigen, dass ein FMT antibiotikaresistente Bakterien bei Personen mit allogener HSCT eliminieren kann. Zudem habe sich die FMT als vielversprechend zur Therapie einer steroidresistenten GvHD des Darms erwiesen.

Zurzeit läuft die Phase-3-Studie AREA, in der ein FMT als Drittlinie bei gegen Steroid und Ruxolitinib refraktären Personen mit akuter GvHD des Darms geprüft wird. Zusätzlich wollen Forschende eine präventive Strategie mit oralem FMT vor und nach einer allogenen HSCT in der randomisierten Phase-3-Studie OR-ALLO gegen ein Placebo evaluieren.

Kongressbericht: 48th EMBT Annual Meeting

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Die Butyratkonzentration erhöhte sich im Darm der Patient:innen. Die Butyratkonzentration erhöhte sich im Darm der Patient:innen. © iStock/Peddalanka Ramesh Babu