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Liegt's am Mikrobiom?

Wenn Krebspatienten unter medikamentöser Therapie Toxizitäten entwickeln oder nicht auf die Behandlung ansprechen, könnte das auch an den Bakterien im unmittelbaren Tumorumfeld oder Darm liegen. Hinweise darauf fanden Forscher nun auch bei Karzinomen von Bauchspeicheldrüse und Magen. So berichtete Seng Wee Cheo, National University Cancer Institute in Singapur, über Unterschiede in der Darmflora von Betroffenen mit stabiler und progredienter Erkrankung.1 Die Ärzte hatten in einer kleinen Studie zwischen März 2019 und Februar 2021 acht Personen mit metastasiertem duktalem Adenokarzinom des Pankreas rekrutiert und diese – um mögliche Resistenzen durch das Mikrobiom zu überwinden – mit einer gemcitabinbasierten Chemotherapie plus Ciprofloxacin behandelt.
Der Ansatz führte bei fünf Teilnehmern zur Stabilisierung der Erkrankung. Zwei Betroffene erlitten einen Progress, einer war nicht auswertbar. Die progredienten Patienten wiesen im Stuhl nicht nur mehr Gammaproteobacteria auf – die Anzahl der gegenüber Ciprofloxacin resistenten Mikroorganismen nahm während der Behandlung sogar noch zu. Für die Autoren ist das ein Zeichen dafür, dass gewisse Darmbakterien die Wirkung einer Chemotherapie wesentlich beeinflussen könnten.
Auch eine Behandlung mit Nivolumab könnte durch bestimmte Bakterien erschwert werden – weil sie mit Toxizitäten einhergehen. Das lässt eine Auswertung der DELIVER-Studie, an der insgesamt 501 Patienten mit fortgeschrittenem Magenkarzinom teilnahmen, vermuten.2 Die Forscher um Prof. Dr. Yu Sunakawa von der St. Marianna University School of Medicine in Kawasaki fanden darin u.a. einen Zusammenhang zwischen Bakterien der Gattung Arthrobacter und dem Auftreten von Hautreaktionen unter Nivolumabtherapie. Personen, die unter dem PD1-Antikörper dermale Nebenwirkungen entwickelten, hatten signifikant höhere Level dieser Mikroorganismen im Stuhl als Teilnehmer ohne derartige Komplikationen (p = 0,0105). Auch Marker des Fettsäuremetabolismus fanden sich bei den betroffenen Patienten in höherem Maße im Mikrobiom des Darms (p = 0,0107).
Nach Ansicht der Wissenschaftler können Arthrobacter-Bakterien und Gene des bakteriellen Fettsäurestoffwechsels – neben verschiedenen genetischen Polymorphismen, die sich im Serum bestimmen ließen – als Prädiktor für Hauttoxizitäten durch Nivolumab dienen.
Quellen:
1. Cheo SW et al. ASCO-GI 2022; Abstract 570
2. Sunakawa Y et al. ASCO-GI 2022; Abstract 245 2022
ASCO Gastrointestinal Cancers Symposium
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