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Wie sinnvoll sind Stuhltests?
Bei einem kleinen Kind, das nicht gedeiht, muss primär an Mangelernährung, Malabsorption und Maldigestion, aber auch an Zöliakie und Mukoviszidose gedacht werden. Was kann die Stuhluntersuchung zur Differenzialdiagnostik beitragen?
Der früher häufiger durchgeführte Test „Stuhl auf Ausnutzung“ gilt heute als obsolet, sagte Professor Dr. Henrik Köhler von der Kinder- und Jugendklinik der Universität Erlangen.
Mukoviszidose-Verdacht: Pankreaselastase messen
Hat man den Verdacht auf Fettstuhl bei Mukoviszidose, sollte man den Pankreaselastase-Gehalt im Stuhl untersuchen. Dieser Nachweis ist empfindlicher und präziser als die früher übliche Chymotrypsin-Bestimmung. Erniedrigte Elastasewerte zeigen sich bei Mukoviszidose schon in den ersten Lebenswochen.
Bei Werten < 100 μg/g Stuhl besteht der Verdacht auf eine schwere Pankreasinsuffizienz. Eingeschränkt ist die Aussagekraft des Pankreaselastase-Tests aufgrund des Verdünnungseffektes bei wässrigen Stühlen.
Der Schweißtest fällt nur beim Vollbild der Mukoviszidose positiv aus. Krankheitsformen, bei denen die Pankreasinsuffizienz ganz im Vordergrund steht, entgehen der Diagnose, wenn man sich nur auf den Schweißtest verlässt.
Zöliakie mit Dünndarmbiopsie sichern
Viele Labors bieten für die Diagnostik bei Zöliakie die Bestimmung von Anti-Gliadin-sIgA im Stuhl an. Doch diese Untersuchung ist Blödsinn und kann keinesfalls die Dünndarmspiegelung mit Biopsie ersetzen, betonte Prof. Köhler.
Sind Zöliakie und Mukoviszidose ausgeschlossen, sollte man im Stuhl mittels ELISA-Test auch mal nach Giardia lamblia fahnden. Manchmal lassen sich die Parasiten als „kleine Gespensterchen“ bereits bei der mikroskopischen Stuhluntersuchung erkennen.
Bei Verdacht auf eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) bietet sich als diagnostischer Puzzlestein die Bestimmung von Lactoferrin oder Calprotectin im Stuhl an. Im Vergleich zu Reizdarmpatienten oder Gesunden sind die Werte bei CED-Patienten um ein Vielfaches erhöht. Auch für das Therapiemonitoring sind diese Tests geeignet.
Pilznachweis spielen nur bei Immunsupprimierten eine Rolle
Die Darmflora-Analyse ist wissenschaftlich zwar sehr interessant, aber nicht als Routineuntersuchung für die Unterscheidung „gesund/krank“ geeignet, sagte der Experte. Dies gelte auch für den Nachweis von Pilzen im Stuhl. Bei Kindern mit schwerer Immunsuppression kann der Nachweis von Candida im Stuhl von Bedeutung sein, nicht aber beim „normalen“ Bauchschmerzkind.
Vortrag auf der 106. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin in Potsdam 2010
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