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Winziger Antikörper bekämpft thrombotisch-thrombozytopenische Purpura

Simone Reisdorf/Dr. Anja Braunwarth

Der Miniantikörper blockiert die Interaktion zwischen vWF und Thrombozyten. Der Miniantikörper blockiert die Interaktion zwischen vWF und Thrombozyten. © iStock/urfinguss

Patienten mit einer erworbenen thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura geraten immer wieder in Lebensgefahr. Ein Nano-Antikörper kann ihre Chancen erheblich bessern.

Die erworbene thromobotisch-thrombozytopenische Purpura (aTTP) ist mit einer Inzidenz von zwei bis vier Fällen/Million Einwohner und Jahr eine seltene Erkrankung, die vor allem junge Erwachsene trifft. Autoantikörper setzen dabei das Enzym ADAMTS13 außer Funktion, das die ultralangen Multimere des von-Willebrand-Faktors (vWF) spaltet. In der Folge binden zahlreiche Thrombozyten an die ungeschnittenen Multimere und es entstehen Mikrothromben, welche die kleinen Gefäße blockieren.

Mögliche erste Zeichen sind Hautläsionen im Sinne einer Purpura, Blutungen, Kopfschmerz oder auch Krampfanfälle, Fieber, Nierenfunktionsstörungen und eine hämolytische Anämie, verbunden mit einer Thrombozytopenie. An schwerwiegenden Folgen drohen durch die Gefäßverschlüsse Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Nierenversagen. Unbehandelt sterben neun von zehn Patienten.

Miniantikörper aus antigen-bindenden Abschnitten

Die bisherige Standardtherapie besteht aus Plasmapherese und Immunsuppression. Seit August 2018 steht in Ergänzung dazu mit dem Nanobody® Caplacizumab (Cablivi®) die erste spezifische Therapie zur Verfügung. Dieser besteht nur noch aus den antigenbindenden Abschnitten, ist deshalb potenziell besser gewebegängig und einfacher applizierbar als ein klassischer Antikörper. Der Winzling bindet an die A1-Domäne des vWF und blockiert so die Interaktion zwischen vWF und Thrombozyten.

In der doppelblinden, randomisierten HERCULES-Studie hat sich dieses Therapieregime bei 145 Patienten bewährt: Mit Caplacizumab konnten 55 % mehr Betroffene als mit Placebo wieder normale Thrombozytenwerte erreichen. Zudem erlitten darunter 74 % weniger Patienten den sekundären Endpunkt aus aTTP-bedingtem Tod, aTTP-Rezidiv oder schwerwiegenden thromboembolischen Ereignissen. Die Rezidiv-rate lag um 67 % niedriger. Häufigste unerwünschte Wirkungen waren Kopfschmerz und Nasen- oder Zahnfleischbluten.

„Im Gegensatz zu den bisherigen Maßnahmen setzt der Miniantikörper gezielt am entscheidenden Punkt der Erkrankung an: der mikrovaskulären Thrombenbildung“, erklärte Professor Dr. Jan Menne von der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen der Medizinischen Hochschule Hannover. Er konstatierte: „Caplacizumab hat sich bereits jetzt als unverzichtbare Therapiesäule bei aTTP etabliert.“

Quelle: Meet-the-Expert „1 Jahr Caplacizumab: Nanobody® bewährt sich in der Therapie der thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura“ im Rahmen der 11. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie; Veranstalter: Sanofi Genzyme

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Der Miniantikörper blockiert die Interaktion zwischen vWF und Thrombozyten. Der Miniantikörper blockiert die Interaktion zwischen vWF und Thrombozyten. © iStock/urfinguss