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Wirksame Mittel gegen Reizhusten bei Kindern
Der unspezifische Reizhusten von Kindern entsteht meist infolge eines viralen Atemwegsinfekts und imponiert klinisch als „trocken“. Er bietet definitionsgemäß keinerlei Zeichen für eine abklärungsbedürftige Ursache – ganz im Gegensatz zum feuchten Husten und anderen Warnsymptomen (s. Kasten), die eine umgehende diagnostische Abklärung erfordern.
Der Husten kann wochenlang anhalten
Studien belegen, dass der akute Reizhusten auch ohne jegliche Therapie abklingt, so Privatdozent Dr. Tobias Ankermann, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, und Kollegen.
Zehn Tage nach einem Atemwegsinfekt husten noch 40 % der kleinen Patienten, aber nur wenige entwickeln einen subakuten (> 3 Wochen) oder chronischen Husten (> 8 Wochen).
Zudem sollte man bedenken, dass Kinder vor dem 6. Lebensjahr vier bis acht Atemwegsinfektionen im Jahr erleiden und vor allem die des unteren Respirationstraktes bis zu vier Wochen anhalten.
Therapieziel ist die Verkürzung der Symptomdauer und die Linderung der durch den Reizhusten ausgelösten Beschwerden (Schmerzen, gestörter Nachtschlaf). Zentral wirksame Pharmaka zeigen jedoch ein eher ungünstiges Nutzen-Risiko-Profil, schreibt das Pädiater-Team.
Codein birgt erhebliche Nebenwirkungen
So verkürzen sedierende Antihistaminika wie Diphenhydramin weder die Hustendauer noch die Frequenz. Codein darf wegen schwerer Nebenwirkungen (z.B. Apnoen) bei unspezifischem Husten nur noch in Ausnahmefällen und frühestens ab dem 12. Lebensjahr eingesetzt werden.
Das ebenfalls ZNS-wirksame Dextromethorphan schnitt in klinischen Studien bei unspezifischem Husten nicht besser ab als Placebo. Es birgt aufgrund seines psychoaktiven Effekts zudem ein erhebliches Missbrauchspotenzial.
Noscapin (zugelassen ab dem 6. Lebensmonat), ein Alkaloid des Opiums, wirkte in Studien ebenso gut wie Codein und Dihydrocodein. Mangels direkter Interaktion mit Opiatrezeptoren bietet es bessere Verträglichkeit.
Hochwertige, placebokontrollierte Studien speziell zum Reizhusten stehen jedoch derzeit noch aus. Auch für Pentoxyverin (ab dem 3. Lebensjahr erlaubt) ist ein reizhustenlindernder Effekt bisher nicht belegt, wohl aber besteht unter der Therapie die Gefahr einer Atemdepression.
Keine Sekretolytika für die Kleinsten
Für die Mukolytika Acetylcystein und Carbocystein konnte in einer Cochrane-Analyse nur eine marginale Reduktion des Endpunkts „Husten an Tag 7“ gezeigt werden.
Wegen der teilweise stark erhöhten bronchialen Sekretion empfehlen die Autoren, Acetylcystein erst nach Vollendung des 2. Lebensjahres einzusetzen, Carbocystein hat erst ab 13 Jahren eine Zulassung.
Zum Hausmittel Honig gibt es inzwischen sogar eine Cochrane-Analyse: Danach reduzierte das süße Bienenprodukt den Husten stärker als Diphenhydramin, Placebo und Therapieverzicht, aber schwächer als Dextromethorphan. Eine generelle Empfehlung wollen die Autoren aber aufgrund dieser Daten noch nicht geben.
Diskutiert wird inzwischen auch ein Therapieversuch mit inhalativen Steroiden (z.B. Budesonidäquivalent 400 µg/Tag) für zwei bis drei Wochen. Randomisierte Studien bei unspezifischem Husten zeigten jedoch keinen Effekt.
Warnsymptome abklären! |
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Auch für Levodropizin und Dropropizin fehlt bisher der Wirksamkeitsnachweis, so die Kollegen.
Eltern sorgfältig aufklären und beruhigen
Zum Einsatz pflanzlicher Arzneimittel bei Reizhusten existieren für Kinder und Jugendliche noch keine hochwertigen Analysen. Die Anwendung von Thymian/Primelwurzel- und Thymian/Efeu-Präparaten stützt sich auf randomisierte kontrollierte Studien bei Erwachsenen.
Therapeutisch setzen die Kinderärzte auf eine sorgfältige Aufklärung der Eltern über den selbstlimitierenden, aber oft langwierigen und rekurrierenden Verlauf und mögliche Warnzeichen. Das sorgt für Sicherheit und erhöht die Bereitschaft, eine Spontanheilung abzuwarten.
Von ZNS-wirksamen Präparaten abgeraten
Rauchen ist in der Umgebung des Kindes tabu, denn inhalative Noxen verstärken den Husten. Bei schwer gestörtem Nachtschlaf kommt ein dreitägiger Therapieversuch mit einem gut verträglichen Wirkstoff (z.B. Noscapin) infrage.
ZNS-wirksame Präparate sollten bei unspezifischem Reizhusten nicht eingesetzt werden. Die Gabe von Honig (ab 2. Lebensjahr) oder wohlschmeckenden Lösungen kann jedoch sinnvoll sein.
Quelle: Tobias Ankermann et al., Monatsschr Kinderheilk 2015; 163: 1254-1259
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