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Zahl der Syphilisfälle in Deutschland klettert nach oben

Zur Übertragung von Treponema pallidum kommt es durch den direkten Haut- oder Schleimhautkontakt mit einer stark erregerhaltigen Läsion. Bei einmaligem Sexualkontakt mit einem Partner mit Frühsyphilis liegt das Infektionsrisiko bei 30–60 %, schreiben Oberstabsarzt Atakan Sustam und seine Kollegen vom Bundeswehrkrankenhaus Hamburg. Die Lues verläuft in drei Stadien: Die Frühsyphilis umfasst das Primär- und Sekundärstadium sowie das anschließende symptomfreie Intervall, die sogenannte Frühlatenz im ersten Jahr nach der Infektion.
Charakteristisch für das Primärstadium ist der schmerzlose Schanker an der Eintrittsstelle der Erreger. Im Sekundärstadium kommt es zur hämatogenen und lymphogenen Streuung der Spirochäten. Eine häufige Folge sind Hautveränderungen (z.B. als polymorphes Exanthem) und Mukosaläsionen (Plaque muqueuses, Condylomata lata), die oft von einer Lymphadenopathie begleitet werden.
Positives Laborergebnis mit zweitem Test bestätigen
Zur Spätsyphilis zählen die Spätlatenz, die als symptomfreies Intervall auf das erste Jahr nach der Infektion folgt, und die Tertiärsyphilis. Letztere kann innerhalb weniger Jahre bis Jahrzehnte auftreten, typischerweise sind das kardiovaskuläre System und das ZNS beteiligt. An der Haut kommt es zu tuberösen Syphiliden, auch Gummen genannt.
Die Diagnose der Lues wird erschwert durch die vielfältigen dermalen Manifestationen. Syphilitische Hauterscheinungen können sich makulös, makulopapulös oder anulär ebenso zeigen wie psoriasiform, papulopustulös oder follikulär. Die klinischen Symptome werden durch die entzündliche Immunantwort des Patienten auf Treponema pallidum hervorgerufen – nicht durch einen zytotoxischen Effekt des Erregers.
Die Labordiagnostik erfolgt stufenweise. Dabei muss ein positives Resultat immer in einem zweiten Test bestätigt werden. Mit weiteren Verfahren wird der Behandlungsbedarf geklärt, z.B. mit dem VDRL-Test. Allerdings hat die Diagnostik auch Lücken: So kann die Laborkonstellation einer behandelten Syphilis der einer inaktiven in der Spätlatenz ähneln. Alle Stadien werden parenteral mit Depot-Penicillinen behandelt. Bei Penicillinallergie kann man z.B. auf Cephalosporine, Makrolide und Tetrazykline ausweichen.
Die Inzidenz in Deutschland betrug 2015 8,5 Fälle pro 100 000 Einwohner. Im gleichen Jahr registrierte das Robert Koch-Institut 6834 Fälle, im Vorjahr nur 5722 – 19 % weniger. Die größte Steigerung zeigte sich bei Männern, die Sex mit Männern (MSM) haben. Insgesamt gingen 85 % der Infektionen auf MSM zurück. Die Autoren erklären sich den Anstieg vor allem durch Veränderungen im Sexualverhalten. Dating-Apps und Smartphones erleichtern die Kontaktaufnahme. Außerdem fördert die HIV-Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) möglicherweise die Risikobereitschaft. Durch die PrEP fühlen sich viele womöglich auch vor anderen venerischen Erkrankungen geschützt und vernachlässigen protektive Maßnahmen.
Quelle Text und Abb.: Sustam A. Wehrmedizinische Monatsschrift 2018; 62: 391-392 © Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Bonn
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