Zecken mit Parasiten im Gepäck

Dr. Carola Gessner; Foto: thinkstock

Zecken übertragen nicht nur Borreliose, auch seltenere Infektionen kommen vor. Die Erkrankungen sind wenig gefährlich, wenn sie früh erkannt werden.

Beim Erreger der humanen Babesiose handelt es sich in Europa vorwiegend um Babesia divergens, in Nord­amerika um B. microti, informierte Dr. Friedemann Tewald, Arzt für Laboratoriumsmedizin aus Stuttgart. Als Überträger fungiert der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), bis zu 2 % der Zecken sind infiziert.

Im Labor Enders hat man in den Jahren 2009 bis 2014 anhand von über 5000 Analysen eine Seroprävalenz für B. divergens von 2,1 % ermittelt. Nach einer Inkubationszeit von 1–4 Wochen stellen sich bei Infizierten Fieber, Unwohlsein, Müdigkeit, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie bei schweren Verläufen Ikterus und Hämoglobinurie ein. Die Diagnose wird per Serologie, Blutausstrich und PCR gestellt. Schwere Verläufe betreffen hauptsächlich Immunsupprimierte, insbesondere Patienten nach Splenektomie, ergänzte der Kollege.

Diagnose mittels Serologie, Blutausstrich und PCR

Auch die humane granulozytäre Anaplasmose wird von Ixodes ricinus übertragen. Der Erreger ist Anaplasma phagocytilium (ehemals Ehrlichia phagocytophila). Bis zu 6 % der gemeinen Holzböckesind Wirte. Im Labor Enders hat man in einem Zeitraum von knapp 15 Jahren mehr als 13 000 Blutproben analysiert und eine Seroprävalenz von 3 % ermittelt.

Wahrscheinlich verlaufen etwa 60 % der Infektionen asymptomatisch, so Dr. Tewald. Ansonsten stellen sich nach einer Inkubationszeit von 1–2 Wochen Fieber (bis 39,5 °C), allgemeines Krankheitsgefühl, Kopf und Gliederschmerzen ein. Eventuell treten Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Husten und selten ein makulopapulöses Exanthem auf – doch zu schweren Verläufen kommt es selten.

Anaplasmose meist asymptomatisch

Die Diagnose wird anhand von Serologie, Blutausstrich und PCR gestellt. Charakteristischer Ausstrich-Befund: segmentkernige Granulozyten mit maulbeerartigen Einschlüssen im Zytoplasma. Die Prognose der Erkrankung ist gut und es kommt zur folgenlosen Ausheilung.

So im Fall eines 37-jährigen Mannes: Nachdem man im Serum eindeutige Titeranstiege für IgG und IgM-Antikörper gegen A. phagocytophilum festgestellt hatte, begann man eine Therapie mit Doxycyclin. Der Patient erholte sich gut, während die Antikörper im weiteren Verlauf zunächst kräftig anstiegen. Bei einer späteren Kontrolle waren die Titer bei dem Patienten nahezu in den Normbereich zurückgekehrt.

Rickettsien auch in Deutschland beheimatet

Die Rickettsiosen kennt man als importierte Erkrankungen – Mittelmeer-Fleckfieber, Afrikanisches Zeckenstichfieber, Rocky-Mountain-Zeckenstichfieber. Doch auch autochtone Rickettsiosen kommen vor. Beim aneruptiven Zeckenstichfieber durch R. helvetica fehlen die typischen Symptome eines Fleckfiebers.

Nach einer Inkubationszeit von 1–2 Wochen kommt es zu Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf-Muskel- und Gelenkschmerzen. Der Verlauf ist meist gutartig – in der Literatur wurden nur zwei Fälle mit letalem Ausgang wegen Myokarditis beschrieben. Die Infektionsraten der Zecken betragen 3–16 %, die ermittelte IgG-Seroprävalenz 4,4 %, berichtete Dr. Tewald.

Ulkus nach Dermacentor-Biss

TIBOLA (tick borne lymphadenopathy) wird durch Dermacentor-Zecken übertragen. Dermacentor reticulatus (Auwaldzecke) und Dermacentor marginatus (Schafzecke) sind wesentlich größer als der Holzbock. 1–2 Wochen nach Zeckenkontakt bildet sich ein nekrotisierendes Ulkus (Eschar) an der Stichstelle – meist am Kopf des Patienten. Zu Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen kommen Lymphknotenschwellungen im Bereich von Hals und Nacken.

Quelle: 50. Ärztekongress der Bezirksärzte
 kammer Nordwürttemberg, Stuttgart, Januar, 2015

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