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Zu viele Colitis-ulcerosa-Patienten erhalten Kortison
444 Colitis-ulcerosa-Patienten konnten über gastroenterologische Praxen, Hochschulambulanzen und Selbsthilfegruppen für die Befragung rekrutiert werden. Die Mehrheit war weiblich, hatte einen höheren Schulabschluss und war erwerbstätig.
71 % der Patienten gaben an, Aminosalicylate zu erhalten, und 28 % nahmen Kortikosteroide ein. Mit 36 % besonders hoch war der Anteil der mit Kortison behandelten Patienten bei einer Erkrankungsdauer unter elf Jahren. Etwa ein Viertel der Patienten bekam Immunsuppressiva und nur sehr wenige (2 bzw. 7 %) Biologika. Schmerzmittel wurden mit 15 % nur selten und vor allem bei depressiver Symptomatik eingesetzt.
Ziel der Colitis-ulcerosa-Behandlung muss die steroidfreie Remission sein
Wenn man bedenkt, dass eine steroidfreie Remission erklärtes Ziel der Colitis-ulcerosa-Therapie ist, scheint der hohe Anteil der kortisonbehandelten Patienten problematisch, so der Studienleiter Professor Dr. Martin Scherer vom Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Auch der Anteil an Immunsuppressiva müsste bei konsequenter Anwendung der klinischen Leitlinien eigentlich deutlich höher sein, schreiben er und seine Kollegen in der „Zeitschrift für Gastroenterologie“.
Leichte und mittelschwere Schübe der Colitis ulcerosa mit Aminosalicylate behandeln
Auch wenn es sich nur um nicht kontrollierte Selbstangaben der Patienten handelt, deuten die Daten auf ein Versorgungsproblem hin, so Prof. Scherer. Die langfristige Kortikosteroidtherapie müsse vermieden werden, was wahrscheinlich durch den verstärkten Einsatz von Immunsuppressiva erreichbar wäre.
Außerdem lassen sich leichte und mittelschwere Schübe häufig auch allein durch Aminosalicylate in den Griff bekommen. In der neuen DGVS-Leitlinie wird zur Karzinomprophylaxe eine lebenslange Therapie mit Aminosalicylaten für alle Colitis-ulcerosa-Patienten empfohlen. Auch eine parallele Gabe von Aminosalicylaten und Immunsuppressiva ist hier als Option vorgesehen.
Martin Scherer et al., Z Gastroenterol 2011; 49: 820–826
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