
Zucker zerstört Fett: Ein Fall von hartnäckiger Necrobiosis lipoidica diabeticorum

Ursachen für Fettgewebsnekrosen gibt es reichlich. Privatdozentin Dr. Eva Valesky und Deniz Özistanbullu von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universität Frankfurt beschreiben einen speziellen Fall: Die Hautveränderungen am Schienbein ihres 53-jährigen Patienten bestanden seit 2006 und nahmen langsam zu. Zehn Jahre nachdem die Plaques erstmals aufgetreten waren, erhielt der Mann die Diagnose Diabetes mellitus.
Läsionen treten nach minimalen Verletzungen auf
Bei der aktuellen Untersuchung ist der Allgemeinzustand des leicht übergewichtigen Patienten gut, der Diabetes durch Metformin und Sitagliptin unter Kontrolle. Dermatologisch fallen an beiden Schienbeinen fleckförmige, scharf begrenzte Plaques auf, die rot bis braungelb sind und speckig glänzen. Links entdecken die Hautärzte zusätzlich mehrere Ulzera (0,5 cm) in der Läsion.
Der Kranke gibt an, ähnliche Veränderungen seien schon häufiger nach minimalen Verletzungen aufgetreten und nur schwer abgeheilt. Allerdings finden weder die Phlebologen eine wesentliche Insuffizienz der Stamm- oder tiefen Venen, noch entdeckten die Histologen für eine Necrobiosis lipoidica typische granulomatöse Inflammations- oder Nekrobiosezonen.
Keine Besserung unter topischer Therapie
Dennoch scheint den behandelnden Kollegen das klinische Bild mit dem begleitenden Diabetes so typisch, dass sie von einer Necrobiosis lipoidica diabeticorum ausgehen. Da die topischen Therapieversuche der letzten zwölf Jahre mit Kortikoiden, Tacrolimus und Dexpanthenol zu keiner Verbesserung führten, starten sie eine Behandlung mit Fumarsäureestern. Darunter bilden sich die Plaques innerhalb von drei Monaten zurück. Die Haut wird widerstandsfähiger gegenüber Verletzungen.
Auch wenn die Necrobiosis lipoidica oft mit einem Diabetes assoziiert wird, tritt sie nur bei 1 % der Diabetiker auf, betonen die Autoren. In Fällen wie diesem, ohne sichere mikroanatomische Befunde, sei es wichtig, Differenzialdiagnosen auszuschließen. Dazu gehören Sarkoidose, Granuloma anulare, nekrobiotisches Xanthogranulom, aber auch zirkumskripte Sklerodermie und eine chronische venöse Stauung.
Spezifische Therapien für eine solche Fettgewebsnekrose gibt es nicht – Kortikoide sind laut Fallberichten ebenso wie Calcineurininhibitoren eine Option, andere Möglichkeiten umfassen Kompression und verschiedene Lichttherapien. Der systemische Einsatz von Fumarsäureestern, wie in diesem Fall, wurde prospektiv bisher nur in einer einzigen Studie beschrieben. Als Ultima Ratio gelten derzeit TNFα-Blocker.
Quelle: Valesky E, Kleimann P, Wolter M, Kaufmann R „Frankfurter Dermatologentagung – 06. November 2019“, Akt Dermatol 2019; 45: 445-467; DOI: 10.1055/a-0989-8591 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).