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Zukunftsmusik: Diabetes per Mikrobiom behandeln
Aus Tierversuchen ist bekannt, dass dicke Mäuse abnehmen, wenn man ihnen das intestinale Mikrobiom dünner Artgenossen transplantiert, erinnerte Professor Dr. Andreas Pfeiffer vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke beim Diabetes Kongress 2016.
Auch beim Menschen unterscheidet sich die Darmflora Adipöser von der Schlanker und die des Diabetikers von der gesunder Kontrollen. Außerdem zeigen Studien, dass sich das Mikrobiom durch Ernährungsumstellung, Gewichtsabnahme und bariatrische Operationen rasch und ausgeprägt verändert.
Vermutlich spielen Bakterien der Stämme Firmicutes und Bacteroides beziehungsweise deren Verhältnis eine wichtige Rolle bei der Gewichtsentwicklung. Vereinfacht gesagt, dominieren bei Übergewichtigen und bei Typ-2-Diabetikern Firmicutes-Keime, während Schlanke mehr Bacteroides im Darm tragen. Allerdings sind die Studienergebnisse nicht so konsistent, wie man es gerne sähe, so Prof. Pfeiffer.
Immerhin erklären Unterschiede in der intestinalen Flora, weshalb Menschen ganz unterschiedlich auf bestimmte Nahrungsmittel ansprechen. Beim einen lassen 50 g Kohlenhydrate den Blutzucker rasch in die Höhe schnellen, während beim anderen der Spiegel nur gemächlich steigt und bei Weitem nicht so hoch. Der ersten "helfen" wahrscheinlich Bakterien bei der Verdauung und machen die Kohlenhydrate so leichter resorbierbar.
Das optimale Mikrobiom für Gewicht und Stoffwechsel
Der Forschungsbedarf auf diesem Feld ist jedoch noch groß, so Prof. Pfeiffer. Selbst wenn irgendwann das für Gewicht und Stoffwechsel optimale Mikrobiom definiert sein sollte – ganz so einfach wie bei den Mäusen dürfte es nicht werden, die Darmflora so "umzubauen", dass sich dauerhafte Effekte erreichen lassen.
Zurzeit wird untersucht, inwieweit Ernährung, Prä- und Probiotika die Darmflora verändern und ob sich daraus Behandlungskonzepte für den Typ-2-Diabetes ableiten lassen, berichtete Privatdozent Dr. Volker Burkart vom Deutschen Diabetes-Zentrum.
So konnte gezeigt werden, dass die Vielfalt an Darmbakterien steigt, wenn adipöse Menschen beginnen, sich mit weniger gezuckerten Getränken, mehr Früchten und Milchprodukten "gesünder" zu ernähren. Parallel sanken die inflammatorischen Marker.
Die Untersuchungen sind allerdings noch zu klein, um daraus Empfehlungen ableiten zu können, so Dr. Burkart. Und noch ein Wermutstropfen: Diese Effekte überdauern die Intervention in der Regel nur kurz. Das individuelle Mikrobiom bildet sich meistens rasch wieder zurück.
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