
Zwangsstörungen quälen junge Mütter und Schwangere
Eine perinatale Zwangsstörung liegt vor, wenn es während einer Schwangerschaft oder post partum zur Erstmanifestation bzw. Exazerbation von Zwangssymptomen kommt. Zwangsstörungen gehören zu den häufigen psychischen Erkrankungen.
Zwangshandlungen der Mutter wirke sich auch auf die familiären Beziehungen aus
Die Lebenszeitprävalenz wird mit 1 bis 3 % angegeben und viele betroffene Frauen berichten, dass ihre Zwangssymptome erstmals im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft aufgetreten seien oder sich perinatal verschlechtert hätten. Zwangsstörungen äußern sich vor allem durch lästige Zwangsgedanken und/ oder -handlungen, die oft auch das Leben des Partners oder der gesamten Familie beeinträchtigen.
Häufig drängt sich Schwangeren oder jungen Müttern immer wieder der beängstigende Gedanke auf: „Ich werde meinem Kind etwas antun“. Gegen Zwangshandlungen können sich die Betroffenen kaum wehren, obwohl innerer Widerstand vorhanden ist.
Zwangsstörung während der Schwangerschaft: Verhaltenstherapie als Mittel der 1. Wahl
Weil Psychopharmaka in der Schwangerschaft nur bei strenger Indikationsstellung verordnet werden sollten, ist die Verhaltenstherapie Methode der ersten Wahl. Da sich die Zwangsgedanken werdender oder junger Mütter sehr häufig um die Befürchtung drehen, dem eigenen Kind Schaden zuzufügen, müssen bindungstheoretische Gesichtspunkte bei der Verhaltenstherapie berücksichtigt werden.
Nicht selten distanzieren sich die Mütter von ihrem Baby in der Absicht, das Kleine vor einem befürchteten unkontrollierbaren Impuls zu schützen. In der Therapie geht es darum, die Zwangsstörung der Mutter zu bearbeiten, damit sie eine gute und längerfristig stabile Beziehung zu ihrem Kind aufbauen kann.
SSRI wirken bei Zwangsstörungen erst nach 8 bis 12 Wochen
In manchen Situationen ist eine Pharmakotherapie allerdings unumgänglich, etwa weil die betroffene Frau eine sehr schwere Symptomatik zeigt oder auf die Psychotherapie nicht ausreichend anspricht. In diesem Fall kommen in erster Linie selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Citalopram, Fluoxetin oder Paroxetin infrage. Sie sollten so niedrig wie möglich dosiert werden und die Patientin muss wissen, dass SSRI bei Zwangsstörungen erst nach etwa acht bis zwölf Wochen wirken.
Quelle: Paraskevi Mavrogiorgou et al., Fortschr Neurol Psychiat 2011; 79: 507-516
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).