Zwangsstörungen klar von Psychosen abgrenzen

Zwangsstörungen gehen mit obsessiven Gedanken und Handlungen einher, erklärte der Psychologe Professor Dr. Norbert Kathmann von der Humboldt-Universität zu Berlin. Als klassisches Beispiel nannte er den Drang, sich ständig die Hände zu waschen, da überall vermeintlich gefährliche Keime lauern. Die zugrunde liegenden Gedanken lösen Angst, Spannung und Unsicherheit aus. Wasch- oder Kontrollrituale dienen der „Korrektur“ und erleichtern nur kurzfristig.
Für die Diagnose müssen nach ICD-10 folgende Kriterien vorliegen:
- Zwangsgedanken/-handlungen
- bestehen an den meisten Tagen über mindestens zwei Wochen,
- werden als eigen angesehen und nicht von außen gegeben,
- wiederholen sich,
- empfinden Patienten als übertrieben, unsinnig und unangenehm und sie versuchen zu widerstehen,
- lösen einen Leidensdruck aus und schränken die Leistungsfähigkeit ein, meist durch den hohen Zeitaufwand.
Die Zwangsstörung unterscheidet sich von der zwanghaften Persönlichkeitsstörung. Letztere nehmen Betroffene als ich-synton wahr („ich will das so“). Intrusionen und ausgeprägte Rituale fehlen meist. Oft beginnt die zwanghafte Persönlichkeitsstörung bereits schleichend in der Kindheit, meist folgen die Zwänge der Intuition „man macht es, weil es sich so gehört“. Dagegen möchte der Patient mit Zwangsstörungen durch seine Handlungen in der Regel ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis abwenden.
Insbesondere bei sehr bizarren Obsessionen kann die Zwangsstörung mit einer Psychose verwechselt werden. Doch anders als bei dieser empfindet sich der Patient mit Zwangsstörung selbst als Urheber seiner merkwürdigen Gedanken und zeigt zumindest teilweise Einsicht und Distanzierung. Erleichternde Rituale fehlen bei Psychosen in der Regel.
Phobie und Depression häufig als Komorbiditäten
Patienten mit einer psychotischen Erkrankung haben außerdem zumeist noch weitere Symptome wie Halluzinationen oder Ich-Störungen. Einzelne obsessive Symptome existieren relativ häufig – eventuell auch hervorgerufen durch antipsychotische Medikamente.90 % der Zwangsgestörten leiden unter weiteren psychiatrischen Erkrankungen. Am häufigsten treten vorangehende soziale und spezifische Phobien auf. In mehr als 40 % der Fälle zeigt sich eine Major-Depression, in 24 % Alkohol- und in 14 % Drogenabhängigkeit.
Quelle: 25. Jahrestagung der DGPM*
* Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).