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Racheninfektionen scheinen das Risiko für Zwangs- und Tic-Störungen zu erhöhen

Bereits seit Längerem ist bekannt, dass immunologische Faktoren eine Rolle in der Pathophysiologie unterschiedlicher Krankheiten spielen. In kleineren Studien fanden sich immer wieder Hinweise darauf, dass es bei Kindern infolge von Streptokokkeninfektionen des Rachenraumes zu Zwangs-, Tic-Störungen oder Tourette kommen kann. Dies bestätigen Daten einer dänischen Kohortenstudie mit mehr als einer Million Kinder und Jugendlicher bis einschließlich 17 Jahren, erklärte Professor Dr. Werner Strik von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bern.
Rund 60 % der Teilnehmer erhielten zwischen 1996 und 2013 mindestens einmal einen Schnelltest für Beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, der für etwas mehr als die Hälfte (53,8 %) mindestens einmal positiv ausfiel. Diese wiesen im Vergleich zu Kindern, die nicht auf die Bakterien getestet wurden, eine um 18 % höhere Wahrscheinlichkeit für eine psychische Störung auf.
„Bei einem positiven Ergebnis stieg die Wahrscheinlichkeit einer Zwangsstörung um das 1,5-Fache“, erklärte Prof. Strik. Während des 17-jährigen Follow-ups erhöhte sich außerdem das Risiko für eine Tic-Störung um 35 %.
Sogar für Kinder mit negativem Streptokokkennachweis, die an einer Rachenentzündung anderer Genese erkrankt waren, fanden die Forscher ein größeres Risiko. Dabei kletterte die Wahrscheinlichkeit um 8 % für psychische Erkrankungen generell, um 28 % für eine Zwangsstörung und um 25 % für Tics.
„Ein Faktor, der wahrscheinlich bei einem Teil der Kinder und Jugendlichen, die Zwänge entwickeln, eine Rolle spielt“, resümierte der Experte. Die Prävention und Behandlung von Racheninfektionen sieht er demnach als präventive Maßnahme gegen psychische Erkrankungen. Er gibt jedoch zu bedenken, dass auch andere Umweltfaktoren die Studienergebnisse beeinflusst haben könnten.
Basalganglien stehen vermutlich unter Beschuss
Eine Hypothese der Studienautoren lautet, dass die durch die Erkrankung aktivierten Antikörper auf Abwege geraten, an den Basalganglien landen und diese diskret schädigen. Die Veränderung würde man mit einem Kernspin gar nicht sehen, so Prof. Strik.
Quelle: 8. Psychiatrie-Update-Seminar
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