Versorgungslücken Jetzt kommt der Arzt auf Rädern

Niederlassung und Kooperation Autor: Dr. Ingolf Dürr

Landesgesundheitsminister Clemens Hoch (li.) und KV-Chef Dr. Peter Heinz stellen die erste mobile Arztpraxis vor. Landesgesundheitsminister Clemens Hoch (li.) und KV-Chef Dr. Peter Heinz stellen die erste mobile Arztpraxis vor. © KV RLP

Wenn der Hausarzt oder die Hausärztin überraschend verstirbt oder schwer erkrankt und längerfristig ausfällt, steht die Kommune plötzlich ohne medizinische Versorgung da. Explizit um solche kurzfristig entstehenden Versorgungsengpässe zu bewältigen, sollen ab Mitte Juni 2024 zwei „mobile Arztpraxen“ durch Rheinland-Pfalz fahren.

Schon seit Ende 2023 sind die mobilen Arztpraxen in Planung. Jetzt stehen zwei 3,5-Tonner im Stil eines Rettungswagens zur Verfügung und die Testphase kann starten. Dies meldet die KV Rheinland-Pfalz, die das Projekt federführend begleitet und dabei vom Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz finanziell gefördert wird. Das Ministerium übernimmt die Hälfte der Kosten in Höhe von rund 500.000 Euro für beide mobilen Arztpraxen. 

Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) freut sich sehr, dass nun Land und KV dieses Angebot auf die Straße bringen. Der Einsatz von mobilen Praxen biete die Chance, akute hausärztliche Versorgungslücken zu schließen. Damit seien sie eine Alternative für alle Patienten, die sonst nicht oder nur schwer eine Hausarztpraxis erreichten.

Ein Arzt und eine MFA bilden immer ein Team

Ausgestattet sind die Fahrzeuge so, dass eine haus- oder kinderärztliche Sprechstunde mit Ultraschall, EKG und Laboruntersuchungen durchgeführt werden kann. Ein bei der KV angestellter Arzt und eine MFA pro Fahrzeug sollen sich um die Patienten kümmern. Derzeit verfüge man über drei Ärzte und einen festen Stamm von MFA. Weitere Bewerbungen von Ärztinnen und Ärzten für die Arbeit in den mobilen Arztpraxen sind willkommen.

Die Fahrzeuge sollen keine Dauerlösung sein, hebt der KV-Vorsitzende Dr. Peter Heinz hervor, sondern nur bei ad hoc entstehenden, unvorhersehbaren Engpässen vorübergehend zum Einsatz kommen. Abhängig von der Zahl der jeweils gleichzeitig erforderlichen Einsätze sollen sie tageweise und lediglich in Ausnahmefällen maximal für ein paar Monate an einem Ort bleiben.

Damit eine mobile Arztpraxis zum Einsatz kommt, müssen neben einem nicht auffangbaren Versorgungsengpass weitere Kriterien erfüllt sein. Es erfolge eine enge Abstimmung mit der Ärzteschaft vor Ort, denn man wolle nicht in Konkurrenz mit den regionalen Akteuren treten, sondern mit diesen zusammenarbeiten. 

Außerdem brauche es die Zustimmung der jeweiligen Verbandsgemeinde bzw. Stadt. Mit der Kommune schließt die KV eine Kooperationsvereinbarung. Die Kommune muss sich um einen geeigneten Stellplatz sowie um die Stromversorgung kümmern und sanitäre Anlagen und Wartemöglichkeiten für die Patienten bereitstellen. Auch die Information der Bevölkerung soll über die Kommune laufen.

Ein Besuch verläuft genauso wie in der Hausarztpraxis

Die Einsatzpläne der mobilen Arztpraxen werden über die KV-Webseite einsehbar sein. Patienten können dann genauso vorgehen wie beim Arztbesuch in der Praxis und online oder telefonisch einen Termin vereinbaren, ihre Versichertenkarte einpacken und vor Ort behandelt werden. Das Angebot sei für alle da – Erwachsene, Kinder und Jugendliche, unabhängig von der Krankenkasse. In der mobilen Praxis würden alle gesundheitlichen Beschwerden behandelt, mit denen Patienten auch zu ihrer Hausarztpraxis gehen würden. Auch das Ausstellen von Rezepten und AU-Bescheinigungen ist möglich. Damit ähneln die mobilen Arztpraxen dem Medibus – wenn auch in etwas kleinerer Variante –, der schon seit ein paar Jahren durch Osthessen tourt und dort die medizinische Versorgung unterstützt.

Nachdem es vermutlich Mitte Juni im Westerwald losgeht, werde man die Arbeit der mobilen Arztpraxen in drei bzw. sechs Monaten analysieren und evaluieren. Die mobilen Praxen seien nur ein Baustein für die Sicherstellung der medizinischen Versorgung und man werde sie hoffentlich nicht über die Lebensdauer der Fahrzeuge hinaus benötigen, zeigten sich Minister Hoch und KV-Chef Dr. Heinz optimistisch in Anbetracht der wieder steigenden Zahl an Weiterbildungsassistenten. 

Auch die angekündigte Entbudgetierung im hausärztlichen Bereich werde die Attraktivität des Hausarztberufes steigern, sodass Versorgungslücken künftig ohne mobile Praxen besser geschlossen werden können – oder gar nicht erst auftreten, hofft man.

Quelle: Pressekonferenz der KV RLP