Stadt vs. Land „St. Pauli ist die einzige Möglichkeit“

Niederlassung und Kooperation , Praxismanagement Autor: Anouschka Wasner

Nichts als Kühe und Landschaft und im Wartezimmer alle Ü-65 – welche Vorurteile gegenüber Landpraxen sind berechtigt? Nichts als Kühe und Landschaft und im Wartezimmer alle Ü-65 – welche Vorurteile gegenüber Landpraxen sind berechtigt? © Alberto Masnovo / gettyimages

Die ersten vier Buchstaben sind gleich – doch ansonsten haben die beiden Praxisstandorte Hamburg und Hambergen wenig gemein. Welcher Standort ist der bessere: Der mit Tor zur Welt oder der mit eigener Gartentür? Der, wo die Vögel den ganzen Tag zu hören sind, oder der, der für seine schrägen Vögel berühmt ist?

Landarzt – da kann sich jeder etwas drunter vorstellen: Man wird nachts regelmäßig aus dem Bett geklingelt, die Kinder brauchen zwei Stunden zur Schule und im Wartezimmer kennt jeder jeden. Und 95 % der Patientinnen und Patienten sind Ü-65 und kein Facharzt weit und breit, an den man schwierige Fälle überweisen könnte. Das klingt wenig verlockend für die nachrückende Ärztegeneration. 

Welche Bilder von Stadt und Land treffen denn noch zu?

Aber wie weit stimmen diese Vorurteile noch? Und ist nicht genauso richtig, dass die Gestaltungsmöglichkeiten in der Landarztpraxis besonders groß sind, die Kinder den ganzen Tag draußen sein können und das soziale Gefüge vieles einfacher macht?

Auf der anderen Seite in der Großstadtpraxis: Alkis, Drogis, migrantische Großfamilien, Stadtschnösel mit wenig Zeit und hohen Ansprüchen und angestellte Ärztinnen, die um Punkt 17 Uhr das Stethoskop fallen lassen. Die bessere Perspektive? Aber daneben gibt es eben auch den Döner-Laden und den Kiosk 20/7, ein breites kulturelles Angebot, bessere Schulauswahl und weniger soziale Kontrolle – ist also doch die Praxis in der Großstadt die bessere Wahl?

Über Vorteile und Vorurteile im Zusammenhang mit den beiden Praxistypen Landpraxis und Stadtpraxis haben wir mit einem Praxischef und einer Praxischefin gesprochen, die das beurteilen können. Beide haben den Facharztitel Allgemeinmedizin, beide können auf ein paar Jahre Praxiserfahrung zurückblicken und beide engagieren sich in der ärztlichen und hausärztlichen Interessensvertretung. Was sie unterscheidet: Sie praktiziert im kultigen St. Pauli, er in einem Dorf in der norddeutschen Tiefebene, 37 Kilometer von Bremen entfernt. 

Ein Battle zwischen Hamburg und norddeutscher Tiefebene

Dr. Jana Husemann ist Landesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Hamburg, stellvertretende Sprecherin der AG Digitales und Mitherausgeberin der Zeitschrift für Allgemeinmedizin. Seit knapp zehn Jahren arbeitet sie in der Praxis St. Pauli und versorgt dort mit ihrem Team etwa 3.000 Patientinnen und Patienten. 

Ruben Bernau ist Mitglied im Landesvorstand des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Niedersachsen und stellvertretender Vorsitzender des Instituts für Hausärztliche Fortbildung des HÄV. Er ist seit 2011 in Gemeinschaft mit seiner Frau in der ehemaligen Praxis seines Vaters niedergelassen und versorgt rund 2.000 Patienten. Und obwohl bei beiden die Entscheidung für ein Leben als Landarzt bzw. Stadtärztin weder wirklich wohlüberlegt war oder gar schon immer feststand: Heute fühlen sich beide ganz offensichtlich jeweils genau am richtigen Platz.

Und was ist es, was die beiden Praxen jeweils ausmacht? Ist St. Pauli wirklich irgendwie auch nur ein kleines Dorf? Wie berechtigt sind die Vorurteile von Kuhweiden hier und Drogensüchtigen da? Unterscheiden sich die Verdienstmöglichkeiten auf dem Land und in der Stadt? Welche Krankheitsbilder prägen jeweils den Praxisalltag? Und kämpfen die beiden Praxen mit den gleichen Schwierigkeiten – oder doch mit ganz unterschiedlichen?

Unser Podcast-Battle soll schließlich endgültig Klarheit bringen: Wer hat die schönsten Praxisräume? Wessen Tagesablauf ist der ideale? Wessen Patientinnen und Patienten sind die nettesten? Und natürlich: Warum kommt die Praxis des Gegenplayers auf gar keinen Fall für einen selbst infrage – oder vielleicht doch? Was in diesem Wettstreit der Eigenschaften und Vorlieben nicht gelungen ist, sei vorweg genommen: Es konnte partout kein Sieger, keine Siegerin gekürt werden. Hören Sie selbst rein, vielleicht gelingt es Ihnen ja. Dann schreiben Sie uns (mtd-kontakt@medtrix.group).

Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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