Praxisführung Inflation als Risiko
Eine Personengruppe, die direkt von der Inflation getroffen wird, befindet sich in Ihrem unmittelbaren Umfeld: Ihre Mitarbeiter:innen, für die die steigenden Lebensmittel- und Benzinpreise sowie Heizkosten große Auswirkungen haben. Bei vielen von ihnen herrscht im Portemonnaie zunehmend Ebbe. Was das mit Ihnen als Inhaber:in zu tun hat? Eine ganze Menge! Entweder müssen Ihre Mitarbeiter:innen Sie demnächst nach mehr Geld fragen, was vielen unangenehm ist, oder sie schauen sich gleich nach einem neuen Job um. Diesen werden sie in der Regel problemlos finden, denn es gibt ausreichend Praxen, die verzweifelt nach qualifizierten Mitarbeiter:innen suchen und bereit sind, deren aktuelles Gehalt zu toppen – unabhängig davon, wie viel Sie Ihren Mitarbeiter:innen gerade bezahlen. Darüber hinaus sind Krankenhäuser und Pflegedienstleister eine attraktive Option. Und Sie können sich sicher sein, dass Ihre Mitarbeiter:innen über die gestiegenen Gehälter in diesen Bereichen gut informiert sind.
Praxistipp: Gehen Sie proaktiv auf Mitarbeiter:innen zu und geben Sie ihnen zu verstehen, dass Ihnen die Auswirkungen der Inflation auf ihr Leben bewusst sind − und Sie ihnen Ihrerseits Lösungen anbieten möchten.
Gehalt erhöhen – aber wie?
Die einzig echte und wirklich hilfreiche Lösung, die Sie Mitarbeiter:innen bieten können, ist eine Gehaltserhöhung. Diese darf gerne etwas großzügiger ausfallen als die aktuelle Inflationsrate von 7,9 % (Juni 2022). Denn Ihre Mitarbeiter:innen erleben einen gefühlt viel höheren Preisanstieg, was an der Gewichtung der Produkte im Warenkorb des Verbraucherpreisindexes liegt.
Praxistipp: Bitte nicht einfach eine feste Summe auf das monatliche Gehalt aufstocken! Koppeln Sie das Extrageld an einen leistungsabhängigen Bonus. Eine solche leistungsgerechte Bezahlung besteht aus festen und variablen Bestandteilen, die auf leistungsabhängigen Faktoren beruhen. Das motiviert Ihre Mitarbeiter:innen und trägt auch zum wirtschaftlichen Erfolg Ihrer Praxis bei. Und das ist wiederum entscheidend, denn die steigenden Personalkosten müssen an anderer Stelle kompensiert werden.
Steigende Praxiskosten im Blick
Die Inflationsrate bezieht sich auf den privaten Haushalt. Sie basiert auf einem Warenkorb bestehend aus Dingen des täglichen Bedarfs von Handy über Nahrungsmittel bis hin zur Miete. Anhand dieses Warenkorbs wird der Verbraucherpreisindex berechnet. Für Sie als Praxisinhaber:in ist jedoch der Großhandelspreisindex relevant: Dieser bildet neben Nahrungsmitteln vor allem Dinge ab, die für Unternehmen wichtig sind. Dazu zählen z. B. Metalle, Rohstoffe, chemische Erzeugnisse und Vorprodukte: die Grundlagen für viele Artikel, die Sie in Ihrer Praxis einsetzen. Der Großhandelspreisindex liegt bei 22,9 % (Juni 2022). Sie können sich also vorstellen, was Sie in den nächsten Monaten bei den Einkaufspreisen für Produkte und Verbrauchsmaterialien erwartet. Die Praxismiete nicht zu vergessen. Da bei Gewerbeflächen i. d. R. indexierte Mietverträge abgeschlossen werden, bedeutet das, dass sie analog zur Preissteigerung ansteigen wird.
Mitarbeitermangel verschärft sich
In den nächsten acht Jahren gehen 30 % aller MFAs altersbedingt in den Ruhestand, was bedeutet, dass bis 2030 sukzessive immer weniger Personal zur Verfügung steht. Der Kampf um die verbleibenden Arbeitskräfte wird noch härter. Sie können davon ausgehen, dass mit dem ansteigenden Lohnniveau sowohl die Wechselbereitschaft der Mitarbeiter:innen zunehmen wird als auch immer mehr Anbieter versuchen werden, sie abzuwerben. Sie müssen heute also nicht nur etwas dafür tun, dass Sie Ihre guten Mitarbeiter:innen nicht durch die Inflation verlieren, sondern auch dafür, dass Ihr Team langfristig optimal zusammengestellt ist: damit Sie mit dem Praxisangebot zufrieden sind, aber auch, damit Ihre Mitarbeiter:innen gerne in die Praxis kommen. In wenigen Jahren wird es viel schwieriger und viel teurer, jemanden Neues für Ihre Praxis zu gewinnen.
Einnahmen steigern
Dieser eher langfristige Punkt, der nicht konkret etwas mit der Inflation zu tun hat, ist relevant, weil wir ganz unausweichlich auf eine Frage zusteuern: Wie sollen die steigenden Personal- und Praxiskosten bei stagnierenden Vergütungen gestemmt werden? Die einzig mögliche Antwort ist, dass Sie Ihre Einnahmen steigern. Hilfreich sind z. B. Praxis-Potenzialanalysen, mit deren Ergebnissen Praxisinhaber:innen ihre Einnahmen i. d. R. um mindestens 20 % erhöhen können. Eine solche Umsatzsteigerung gleicht die angesprochenen Kosten im Normalfall mehr als aus. Im Kern geht es bei der Frage nach mehr Einnahmen im ersten Schritt darum, die Positionen mit der größten Hebelwirkung auf die Wirtschaftlichkeit Ihrer Praxis kritisch zu überprüfen. Die meisten dieser Bereiche kennen Sie sicherlich, doch haben Sie sich in der Vergangenheit nicht gezielt mit ihnen auseinandergesetzt, da es einfach nicht zwingend notwendig war. Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem Sie es unbedingt tun sollten.
Hebel für mehr Wirtschaftlichkeit
Praxistipp: Eine Hospitation durch eine Expert:in in Ihrer Praxis hilft Ihnen herauszufinden, wie Ihr Team noch effizienter zusammenarbeiten kann. Nehmen Sie zudem die Selbstzahlerleistungen unter die Lupe: Sie sind erfahrungsgemäß in den meisten Hausarztpraxen nicht einmal annähernd ausgeschöpft.
Mit dem richtigen Konzept und der entsprechenden Kommunikation erreichen Sie signifikante Nachfragesteigerungen: Patient:innen kaufen am Ende nur das, was sie verstehen und worin sie einen Vorteil erkennen. Schulen Sie Ihre Mitarbeiter:innen darin, Aufklärung und Patienteninformation zu betreiben und die Aufmerksamkeit auf diese Angebote zu lenken.
Zuletzt spielen die Privatpatient:innen beziehungsweise der Zufluss neuer Privatpatient:innen bei der Optimierung der Einnahmesituation eine wichtige Rolle. Überlegen Sie sich spätestens jetzt, welche Wunschklientel Sie gerne vermehrt in Ihrer Praxis sehen würden und wie Sie diese erreichen.
Für Leser:innen der doctors|today: Umsatz steigern mit der richtigen Patientenkommunikation
Im Rahmen einer halbtägigen Hospitation erarbeitet eine Kommunikationstrainer:in mit Ihren Mitarbeiter:innen einen individuellen Gesprächsleitfaden, inklusive der Einwandbehandlung. Nach vier Wochen wird das Ergebnis überprüft und weiter optimiert. Die Leser:innen der doctors|todayprofitieren bei einer Anmeldung bis zum 23.8.2022 von einem Aktionspreis von 1.950 € zzgl. MwSt. (statt 2.950 €). Bitte per E-Mail direkt an den Autor wenden.
Autor
w.apel@medikom.org
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Erschienen in: doctors|today, 2022; 2 (7) Seite 48-49
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