Zusammenspiel von Magen und Darm entscheidend für ein gesundes Darm-Mikrobiom
Lange Zeit lag der Fokus bei der Erforschung von Magen-Darm-Erkrankungen auf dem Darm-Mikrobiom. Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass bereits eine Störung der Magenfunktion zu einer Dysbiose im gesamten Gastrointestinaltrakt führen und Auslöser für funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen sein kann. Eine Multi-Target-Therapie mit evidenzbasierten Phytopharmaka kann Patienten mit häufigen gastrointestinalen Beschwerden effektive Linderung verschaffen.
Der Magen spielt eine essenzielle Rolle für die Mikroflora des gesamten Verdauungstrakts, denn hier findet die erste Selektion der Mikroben statt, die sich im Intestinaltrakt ansiedeln können.
Welche Mikroorganismen sich im Darm ansiedeln, hängt von einer intakten Magenfunktion ab. Die ausschlaggebenden Faktoren dafür sind:1
- eine gesunde Magenschleimhaut mit Normochlorhydrie. Sie lässt eine physiologische Besiedelung mit Mikrobiota zu, was wesentlich zu einem gesunden Darm-Mikrobiom beiträgt.
- die physiologische Magensäure. Sie behindert die erhöhte Passage säureempfindlicher Keime, wie Clostridium difficile und damit die Fehlbesiedelung des Darms.
- die Magenmotilität (Magenentleerung). Sie entscheidet über die Verweildauer und somit Überlebenschancen der mit der Nahrung aufgenommenen Keime.
Gestörte Magenfunktion: Auslöser für Magen-Darm-Erkrankungen?
Ist die Magenfunktion beeinträchtigt, kann sich das negativ auf das Darm-Mikrobiom auswirken. So verändern eine gestörte Motilität, zu wenig Magensäure oder eine Fehlbesiedlung des Magens durch Helicobacter pylori die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms in eine krankheitsbegünstigende Richtung: Beispielsweise kann eine längerfristige Unterdrückung der Magensäure eine schwere Dysbiose verursachen. Bildet der Magen nicht ausreichend Magensäure, steigt der pH-Wert dort an, was wiederum die Aktivität der Verdauungsenzyme vermindert. Dies kann zu enteralen Infektionen, Entzündungen der Darmschleimhaut und funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen wie Reizmagen und Reizdarm führen.2
Eine ganze Reihe von Magenbeschwerden wird durch eine H.-pylori-Gastritis verschlimmert: Hat sich H. pylori einmal im Magen etabliert, verdrängt er dort fast alle anderen Keime des ansonsten reichhaltigen mukosalen Magen-Mikrobioms. Diese Erosion der Keimvielfalt im Magen verschlechtert das Keimspektrum im gesamten Gastrointestinaltrakt und beeinträchtigt damit auch das Darm-Mikrobiom. Für die Betroffenen kann das oft mit einer Vielzahl sich überlappender Magen-Darm-Symptome wie Magenschmerzen, Bauchkrämpfe, Blähungen, Völlegefühl, Sodbrennen oder Übelkeit einhergehen.
Magen und Darm durch vielfältige Wechselwirkungen verbunden
Eine Dysbiose im Magen und/oder Darm kann in vielen Fällen Auslöser funktioneller Magen-Darm-Erkrankungen sein. Die betroffenen Patienten leiden unter häufig wiederkehrenden und belastenden Beschwerden, deren Therapie sich schwierig gestalten kann. Auch die Diagnose ist oft komplex, da der obere und untere Gastrointestinaltrakt durch vielfältige Wechselwirkungen miteinander verbunden sind.
Funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen unterliegen einem gemeinsamen, multifaktoriellen Pathomechanismus. Dazu gehören neben der Dysbiose:
- Störungen der viszeralen Sensitivität,
- Störungen der Magen-Darm-Motilität,
- Störungen der Permeabilität
- entzündliche Veränderungen der Magen- und Darmschleimhaut.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Funktionelle Dyspepsie (FD) und das Reizdarm-Syndrom (RDS) eine starke symptomatische Überlappung zwischen 15% und 42% aufweisen.3 Die Wahrscheinlichkeit, dass ein FD-Patient auch RDS-Symptome zeigt, ist im Vergleich zu einer magengesunden Bevölkerung um den Faktor 8 erhöht. Beide Erkrankungen treten demnach häufig gemeinsam auf und erfordern einen indikationsübergreifenden Behandlungsansatz.3
Multi-Target-Ansatz behandelt Magen- und Darm-Beschwerden
Die Vielfältigkeit und starke Überlappung der Symptome funktioneller Magen-Darm-Erkrankungen erfordert einen umfassenden Wirkansatz auf verschiedenen Ebenen, der sowohl den Magen als auch den Darm gleichermaßen berücksichtigt. Das vermag eine Monotherapie mit einzelnen Wirkstoffen kaum zu leisten. In den Leitlinien4,5 aufgeführte Therapieoptionen bieten pflanzliche Präparate mit verschiedenen Heilpflanzenextrakten, die durch ihre vielfältigen Wirkeigenschaften ausreichend breit im Verdauungstrakt ansetzen. Denn ein Multi-Target-Problem im Verdauungstrakt erfordert im besten Fall auch eine Multi-Target-Therapie, um effektiv gelöst zu werden. Das Phytopharmakon Iberogast erfüllt diesen indikationsübergreifenden Ansatz und wird aufgrund seiner guten Evidenz von der DGVS und den internationalen Rom-IV-Kriterien als Therapieoption genannt. Es ist als einziges pflanzliches Arzneimittel sowohl für Reizmagen als auch für Reizdarm zugelassen.
Quellen:
1 Vortrag Prof. Dr. Peter Malfertheiner, LMU München, Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) am 2.10.19 in Wiesbaden
2 Macke L et al. 2019, zur Publikation eingereicht.
3 Ford AC et al. Systematic review and meta-analysis of the prevalence of irritable bowel syndrome in individuals with dyspepsia. Clin Gastroenterol Hepatol. 2010 May;8(5):401-9.
4 Layer P et al. S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM). Z Gastroenterol 2011; 49: 237–293.
5 Lacy BE et al. Rome Criteria and a Diagnostic Approach to Irritable Bowel Syndrome. J Clin Med. 2017 Oct 26;6(11). pii: E99.