Gastroenterologische Erkrankungen 13C-Atemtest – Ein Molekül, drei Diagnosen
Die Hauptanwendungsgebiete von 13C-Atemtests sind der Nachweis von Helicobacter-pylori-Infektionen, die Messung der Magenentleerungszeit sowie die Kontrolle der exokrinen Pankreas- und Leberfunktion. Hinzu kommen weitere mögliche Einsatzgebiete bei verschiedensten Krankheitsbildern. Voraussetzung ist, dass der zu untersuchende metabolische Prozess zu einer deutlich messbaren Erhöhung von 13CO2 in der Ausatemluft beiträgt, heißt es in den Konsensus-Empfehlungen unter Federführung von Privatdozentin Dr. Jutta Keller von der Abteilung für Innere Medizin am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg.
Außerhalb von wissenschaftlichen Studien sollte beim Durchführen der Tests auf standardisierte Protokolle gesetzt werden, da nur diese validiert sind. Um die Werte nicht zu verfälschen, müssen grundsätzlich einige Verhaltensregeln eingehalten werden. Dazu gehört das Vermeiden von
- 13C-reichen Nahrungsmitteln vor dem Test (z.B. Mais, Ananas, Brokkoli, Zuckerrohr)
- bestimmten Medikamenten (je nach Test)
- körperlicher Aktivität während des Tests
13C-Harnstoff-Atemtest
Bei Erwachsenen gilt der 13C-Harnstoff-Atemtest als nicht-invasive Alternative für den Nachweis einer Helicobacter-pylori-Infektion. Goldstandard bleibt aber die Endoskopie mit Biopsie. Mittel der Wahl ist der Test zum Nachweis des Eradikationserfolges frühestens vier Wochen nach Therapieende. Bei Kindern haben sich die Fachgesellschaften gegen den 13C-Atemtest in der Primärdiagnostik der H.-pylori-Infektion entschieden. Auch bei ihnen kann aber mit dem Test der Eradikationserfolg geprüft werden.
Erwachsene sollten möglichst die Nacht vor der Untersuchung (mindestens aber vier bis sechs Stunden vorher) fasten, Kinder vier Stunden. Protonenpumpenhemmer müssen im Voraus für mindestens zwei Wochen abgesetzt werden, Antibiotika für mindestens vier. Antazida sind weiter erlaubt.
Der Bericht über die Ergebnisse sollte mindestens die Markerlösung und Dosierung (in der Regel 75 mg 13C-Harnstoff), das Testresultat einschließlich der Normalwerte und eine Beurteilung (helicobacter-pylori-positiv- oder -negativ) enthalten.
13C-Test zur Untersuchung der Magenentleerung (13C-GEBT)
Die Magenentleerung wird vor allem bei Verdacht auf eine Gastroparese untersucht oder immer dann, wenn sich bei Diabetes die Blutzuckerkontrolle verschlechtert. Auch ein Dumping-Syndrom oder eine Refluxsymptomatik, die nicht auf Säuresuppression anspricht, können unter Umständen auf diese Weise abgeklärt werden. In diesen Fällen ist der 13C-Test eine etablierte Alternative zum Goldstandard Szintigraphie.
Der Test wird nach standardisierten Protokollen entweder mit speziellen Mahlzeiten oder entsprechenden Nährstofflösungen (mit oder ohne Kalorien) durchgeführt. Die Aufnahme fester Nahrung sollte innerhalb von 10–15 Minuten erfolgen, Flüssigkeiten in 5–10 Minuten. Das Vermeiden von Bewegung ist bei diesem Test besonders wichtig, am besten sitzen die Patienten. Die Nacht davor müssen die Patienten fasten – das gilt auch für Kinder (mit Ausnahme sehr junger Säuglinge). Die Ergebnismitteilung soll alle Komponenten des Testablaufs enthalten.
13C-Pankreas-Funktionstest (13C-PFBT)
Diese Untersuchung kann man durchführen, wenn bei Pankreaserkrankungen oder nach Operationen eine exokrine Pankreasinsuffizienz vermutet wird oder die Therapie mit Pankreasenzymen nicht richtig anzuschlagen scheint. Bei Kindern wird der Test auch bei neu diagnostizierter Mukoviszidose empfohlen. In der Regel wird die Untersuchung mit gemischten Triglyceriden (13C-MTGBT) in Form von Standardmahlzeiten durchgeführt. Problem ist hierbei, dass nicht nur der Lipasemangel, sondern auch zahlreiche andere Erkrankungen zu einer Malabsorption von Fetten führen können.
Auch hier müssen die Patienten und ältere Kinder die Nacht vor dem Test fasten. Medikamente mit Einfluss auf die gastrointestinale Transitzeit oder Lipidaufnahme müssen je nach Halbwertszeit 48–72 Stunden vorher abgesetzt werden, Pankreasenzyme zwei Tage vor dem Test.
Quelle: Keller J et al. United European Gastroenterol J 2021; 9: 598-625; DOI: 10.1002/ueg2.12099