Helicobacter ­pylori Überlegt diagnostizieren, dann radikal eradizieren

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Helicobacter Pylori lassen sich auf unterschiedliche Weise nachweisen. Helicobacter Pylori lassen sich auf unterschiedliche Weise nachweisen. © nobeastsofierce – stock.adobe.com

Bei einem Dyspepsie-Patienten ohne Warnzeichen sollte stets an ­Helicobacter ­pylori gedacht werden. Entscheidend ist dann, über die verschiedenen nicht-invasiven Tests zur Diagnose der Infektion Bescheid zu wissen. 

In den Industriestaaten beträgt die Prävalenz einer Infektion mit ­Helicobacter ­pylori mehr als 30 %. Die Infektion erfolgt in der Regel bereits im Kindesalter, hauptsächlich innerhalb der Familie. Sie verursacht chronische, progressive Magenschleimhautläsionen, die bei 20–25 % der Betroffenen potenziell tödliche Folgen wie gastroduodenale Ulkuskrankheit oder ein Magenkarzinom nach sich ziehen können. In der Regel sollte bei allen Personen mit nachgewiesener H.-pylori-Infektion eine Eradikationstherapie durchgeführt werden. 

Es stehen invasive und nicht-invasive Diagnoseverfahren zur Verfügung. Nicht-invasive Methoden sind dann indiziert, wenn eine Gastroskopie mit histologischem Nachweis zunächst verzichtbar erscheint. Im Allgemeinen ist dies bei Menschen im Alter unter 50 Jahren der Fall, bei denen Dyspepsie neu auftritt und die keinerlei Warnsymptome zeigen. Die Autorengruppe um ­Rida ­Raiss von der Universität ­Lausanne betont in diesem Zusammenhang, dass die Diagnose einer Dyspepsie nicht-ulzerösen Ursprungs erst nach Ausschluss einer Neoplasie, der gastroösophagealen Refluxkrankheit oder eines gastroduodenalen Ulkus gestellt werden kann.

In folgenden Situationen ist laut Maastricht-V-Konsensusreport und entsprechend den Empfehlungen des ­American ­College of Gastroenterology (ACG) das Screening auf eine H.-pylori-Infektion angezeigt:

  • Dyspepsie unklarer Ursache bei Patienten unter 60 Jahren ohne Red Flag
  • aktives peptisches Ulkus oder peptisches Ulkus in der Anamnese ohne Test auf H. ­pylori
  • MALT*-Lymphom oder Resektion eines Magenkarzinoms in der Anamnese 
  • Langzeitbehandlung mit Acetyl­salicyl­säure oder mit ­NSAR
  • ätiologisch nicht erklärbare Eisenmangelanämie
  • Vitamin-B12-Mangel
  • idiopathische thrombotisch-thrombozytopenische Purpura bei Erwachsenen

Der nicht-invasive H.-pylori-Nachweis erfolgt bevorzugt mittels Harnstoff-Atemtest. In bestimmten Situationen sollte jedoch ein Stuhl-Antigentest oder der serologische Nachweis von IgG-Antikörpern gegen den Erreger gewählt werden.

Harnstoff-Atemtest

Der Harnstoff-Atemtest eignet sich sowohl zur Erstdiagnose einer H.-pylori-Gastritis als auch zur Bestätigung der Eradikation des Bakteriums einen Monat nach Abschluss der Behandlung. Beim Harnstoff-Atemtest wird dem Patienten auf nüchternen Magen Harnstoff gegeben, der mit dem Kohlenstoff-Isotop 13C markiert ist. Der Nachweis erfolgt über das 13CO2 in der Atemluft, das als Produkt der Harnstoff-Hydrolyse durch die bakteriellen Enzyme entsteht. Der Test lässt sich innerhalb von 15 bis 30 Minuten durchführen und ist bei korrektem Gebrauch mit einer Sensitivität von 90–95 % sowie einer Spezifität von 90–95 % sehr zuverlässig. 

Bei reduzierter H.-pylori-Konzentration im Magen kann es allerdings zu falsch negativen Ergebnissen kommen. Dies ist etwa der Fall bei:

  • aktiver Blutung 
  • Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) oder Wismutsalzen 
  • Gebrauch von Antibiotika

Entsprechend sollten PPI mindestens zwei Wochen vor dem Test abgesetzt werden, Antibiotika und Wismut vier Wochen zuvor. Größter Nachteil des Atemtests dürfte sein, dass die Patientinnen und Patienten für die Durchführung ein speziell ausgerüstetes Labor aufsuchen müssen.

Antigennachweis im Stuhl

Mit dem Antigen-Nachweis im Stuhl steht ein Verfahren zur Erstdiagnose einer H.-pylori-Infektion sowie zur Kontrolle des Therapieerfolgs zur Verfügung, das ähnlich gute Leistungsdaten wie der Atemtest aufweist, allerdings deutlich preiswerter ist. Bei Kindern und Jugendlichen scheint er zudem praktikabler, da nicht mit Instrumenten hantiert werden muss. Der Stuhl-Antigennachweis bietet sich an, wenn sich der Patient für die Atemanalyse nicht eigens ins Labor begeben möchte.

Das Verfahren arbeitet mit einer frischen Stuhlprobe. Kann der Test nicht innerhalb von 24 Stunden durchgeführt werden, muss das Material gekühlt aufbewahrt werden. 

Die Sensitivität des Stuhltests beträgt 93–95 %, die Spezifität liegt bei 96–98 %. Während die Spezifität bei einer aktiven Blutung reduziert ist, bleibt die Sensitivität weiterhin hoch. Ebenso wie beim Atemtest können Wismutsalze, Antibiotika und PPI zu falsch negativen Ergebnissen führen. 

Serologischer Nachweis

Mittels ­ELISA lassen sich IgG-­Antikörper gegen den Erreger kostengünstig nachweisen. Sensitivität und Spezifität schwanken je nach Methode und Labor, erreichen oft aber ebenfalls mehr als 90 %. Bei älteren Menschen und im Falle einer Zirrhose kann die Spezifität herabgesetzt sein.

Da der serologische Test nicht zuverlässig zwischen aktiver und vergangener Infektion unterscheidet, eignet er sich nicht zur Erfolgskontrolle einer Eradikationstherapie. Von Vorteil ist er jedoch in Situationen mit verringerter Bakterienlast, in denen Harnstoff-Atemtest und Stuhl-Antigennachweis falsch negative Ergebnisse liefern können.

* mucosa associated lymphoid tissue

Quelle: Raiss R et al. Swiss Med Forum 2022; 22: 329-331; DOI: 10.4414/smf.2022.08865