Radeln für die Nerven Aerobes Training bremst motorischen Abbau bei Parkinson
Die Parkinsonkrankheit stellt sich in ihrem klinischen Bild recht heterogen dar. Das liegt zum einen an den unterschiedlichen Ursachen der Erkrankung, zum anderen an den vielfältigen Umwelteinflüssen, denen die Betroffenen ausgesetzt sind, erläuterte Prof. Dr. Karla Eggert von der Universitätsklinik für Neurologie in Marburg.
Bei etwa 15 % der Patientinnen und Patienten mit Morbus Parkinson lässt sich eine monogenetische Ursache ausmachen. Bei allen anderen Erkrankten spielen hingegen viele verschiedene genetische Risikofaktoren und Umwelteinflüsse in die Pathogenese hinein. Über DNA-Methylierungen und -Hydroxymethylierungen kann auch der Lebensstil im Zusammenspiel mit einer genetischen Prädisposition das Entstehen und die Ausprägung der Erkrankung beeinflussen, beschrieb die Referentin.
Den besten Schutz versprechen nach heutigem Kenntnisstand Sport und Bewegung, betonte Prof. Eggert. In der randomisierten Park-in-Shape-Studie, einer doppelblinden, randomisierten Untersuchung mit 130 ambulant versorgten Patientinnen und Patienten in den Niederlanden, wurden zwei Trainingsformen miteinander verglichen: Eine Gruppe trainierte über ein halbes Jahr hinweg dreimal pro Woche 30 bis 45 Minuten im aeroben Bereich auf dem Fahrradergometer. Die übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer absolvierten in derselben Frequenz ebenso lange Dehnungsübungen. Primärer Studienendpunkt war der Unterschied in der motorischen Untersuchung der MDS-UPDRS* in den Off-Phasen nach sechs Monaten. Höhere Werte bedeuten eine stärkere Beeinträchtigung durch die Erkrankung.
In der Fahrradgruppe nahm der Score über die sechs Monate nur um 1,3 Punkte im Vergleich zum Ausgangswert zu, in der Kontrollgruppe mit Dehnungsübungen hingegen um 5,6 Punkte, fasste Prof. Eggert die Ergebnisse zusammen. Regelmäßiges aerobes Training hält demnach die weitere Verschlechterung motorischer Off-Symptome teilweise auf. Das legt einen krankheitsmodifizierenden, womöglich neuroplastischen Effekt dieser Übungen nahe, so die Referentin. Es dürfte daher sinnvoll sein, Parkinsonbetroffene zu einem aeroben Ausdauertraining zu motivieren.
Quelle: 97. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie